In diesem Haus in Höfen spielte sich in der Nacht auf Mittwoch die Bluttat ab, bei der eine 17-Jährige getötet wurde. Foto: Friebe

Mutter des Opfers erleidet bei Angriff ihres Ex-Freundes schwerste Verletzungen. Fassungslosigkeit nach nächtlicher Bluttat.

Höfen/Bad Wildbad - Die Gemeinde Höfen steht seit dem gestrigen Mittwochmorgen unter Schock: Beim Versuch ihrer Mutter zur Hilfe zu eilen, wurde eine 17-Jährige vom Ex-Freund ihrer Mutter durch mehrere Messerstiche getötet. "Eine unvorstellbare Tat", sagt eine Freundin der Toten aus Grundschulzeiten. "Wir sind alle fassungslos."

Die 42-jährige Mutter selbst wurde mit schwersten Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert, war am Morgen nach der Tat allerdings ansprechbar, wie ein Bekannter der Familie berichtet. Den ganzen Tag über hätten die Ärzte aber um das Leben der zweifachen Mutter, die Erzieherin im Höfener Kindergarten ist, kämpfen müssen. Ob sie außer Lebensgefahr ist, stand am gestrigen Abend noch nicht fest. Die zweite Tochter, gerade 14 Jahre alt, sei dagegen unverletzt. Sie wurde zu Verwandten gebracht, die sich um sie kümmerten.

Auch der Tatverdächtige selbst liegt im Krankenhaus. Der 44-Jährige aus Bad Wildbad, der zumindest vor der Tat laut Polizeiangaben unter erheblichen Alkoholeinfluss stand, wollte sich offenbar das Leben nehmen. Mit hoher Geschwindigkeit und ungebremst fuhr er mit seinem Fahrzeug auf ein am Straßenrand geparktes Auto auf, als ihn eine Polizeistreife am Ortseingang von Bad Wildbad (Richtung Freudenstadt) auf Höhe eines Sägewerks stellen wollte. Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass das geparkte Fahrzeug noch auf ein zweites, dahinter abgestelltes Fahrzeug geschoben wurde. Die Polizisten bargen den Tatverdächtigen aus dem Fahrzeugwrack. Aufgrund seiner Verletzungen musste der 44-Jährige ebenfalls intensivmedizinisch behandelt werden und war den ganzen Mittwoch über nicht vernehmungsfähig.

Allerdings geht die Polizei gemäß einer Mitteilung von gestern Mittag davon aus, dass der Tatverdächtige vorsätzlich handelte. Der Tat sei ein tätlicher Kneipenstreit in Bad Wildbad vorausgegangen, an dem der 44-Jährige, seine 42-jährige Ex-Partnerin und deren neuer Freund beteiligt gewesen seien. Als Folge davon zeigte die 42-Jährige den 44-Jährigen beim Polizeiposten Bad Wildbad an, weil dieser offensichtlich unter Alkoholeinfluss die Heimfahrt im eigenen Auto angetreten hatte. Tatsächlich stellten die Beamten den Tatverdächtigen zuhause, nahmen eine Blutprobe und kassierten den Führerschein des Mannes.

Onkel des Opfers startet über Facebook Fahndungsaufruf

Ohne Führerschein, und offensichtlich rasend vor Wut, machte sich der 44-Jährige dann gegen 2 Uhr früh auf den Weg zur Wohnung seiner Ex-Partnerin in der Höfener Hindenburgstraße. Als die 42-Jährige ihm die Wohnungstüre öffnete, attackierte er sie wohl sofort mit einem mitgebrachten Messer. Bei dem Versuch, ihrer Mutter zur Hilfe zu kommen, wurde dann auch die 17-jährige Tochter mehrfach von Messerstichen getroffen und starb noch am Tatort.

Die sofort von der Polizei eingeleitete Großfahndung führte bereits, wie beschrieben, gegen 3.30 Uhr zum Erfolg. Trotzdem ermittelt aktuell eine insgesamt 14-köpfige Sonderkommission "Enz" unter der Leitung der Kriminalpolizei Calw in dem Fall.

In Höfen und Bad Wildbad hat die Tat und das gesamte, damit zusammenhängende dramatische Geschehen Fassungslosigkeit und Entsetzen ausgelöst. Günter Schiele, der in Sichtweite des Tatorts einen Imbisswagen betreibt, hatte gleich am Morgen von dem unglaublichen Geschehen erfahren, als er in einer örtlichen Bäckerei die Brötchen für seinen Imbiss abholte. "Natürlich ist es heute das Hauptgesprächsthema. Alle sprechen darüber. Und sind geschockt." Eigentlich sei Höfen ein sehr ruhiger Ort. "So etwas erwartet man hier einfach nicht." Aber wenn Alkohol im Spiel sei, passierten leider immer wieder die schrecklichsten Dinge.

In den beiden Cafés in der Nähe des Tatortes war gestern Morgen gegen 10 Uhr das tödliche Drama allerdings noch kein Thema, es hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht überall herumgesprochen.

Viele Bekannte der betroffenen Familie aus dem Enztal hatten vom Onkel der Getöteten, dem Bruder der 42-jährigen Mutter, von dem tragischen Geschehen erfahren. Der hatte noch in der Nacht über seine Facebook-Seite einen eigenen Fahndungsaufruf gestartet.

Das Haus mit drei Wohnungen in der Hindenburgstraße gehört der Gemeinde. Geschockt und überrascht zeigte sich ein Bewohner gegenüber unserer Zeitung. Dass so eine schreckliche Tat in einem so kleinen Ort passiere – und dann auch noch in den Räumen über ihm. Wobei er von der Tat gar nichts mitbekommen hat, befindet sich doch sein Schlafzimmer auf der gegenüberliegen Seite Richtung Gemeindehalle.

Als er gegen 4 Uhr auf die Toilette musste, wunderte er sich über das Blaulicht, als er aus dem Fenster schaute. Erst nach einem Anruf beim Bürgermeister am Morgen wusste er darüber Bescheid, was in der Nacht passiert war. Danach schaute auch die Kriminalpolizei bei ihm vorbei. Von einem Streit habe er nie etwas mitbekommen. Es habe ein gutes Einvernehmen geherrscht, so der langjährige Bewohner des Hauses. Der mutmaßliche Täter habe vorübergehend im Haus gewohnt, sich integriert und auch bei Arbeiten rund ums Gebäude mitgeholfen.

Das 17-jährige Opfer beschrieb der Bewohner als relativ verschlossen und ruhig. "Wir sind tief bestürzt und schockiert über das unfassbare Ereignis", sagte Höfens Bürgermeister Holger Buchelt. Es werde wohl Wochen und Monate brauchen, zu begreifen, was passiert sei. Die betroffene Familie sei bekannt im Ort, er habe gleich Kontakt aufgenommen und Hilfe angeboten, so das Gemeindeoberhaupt.