Entlang des Rheins zwischen Basel und Mannheim werden insgesamt 13 Rückhalteräume geschaffen. Zum Großprojekt zählt außerdem die Umbaumaßnahme des Faschinats in Wittenweier. Foto: Vichra

Ein Teil des Projekts "Rückhalteraum Elzmündung" ist das Wittenweierer Faschinat. Das Regierungspräsidium Freiburg hat die Maßnahme in Schwanau vorgestellt. Dabei gab es auch einen kleinen Schwenk zum möglichen Neubau des Elzstegs.

Schwanau - Der Hochwasserrückhalteraum Elzmündung ist Teil des Integrierten Rheinprogramms. Er soll im Falle des Falles Hochwasser zurückhalten und die Regionen schützen. Zahlreiche Maßnahmen sind bereits fertiggestellt oder werden derzeit gebaut. Ein Projekt, das noch aussteht, ist das Wittenweierer Faschinat. Am südlichen Eingang zum Elzpfad soll dieses "nicht ganz unwesentliche Bauwerk" durch mehrere Umbaumaßnahmen hochwassersicherer gemacht werden. Bernhard Lonsdorfer, Andrea Rosenfelder und Eric Schildwächter vom Regierungspräsidium Freiburg haben im Gemeinderat die Ausführungsplanung vorgestellt.

Aber was ist ein Faschinat eigentlich? Eine Schwelle, mit der das Wasser aufgestaut und umgeleitet wird. Die im Damm befindliche Einlaufschleuse mit dem Faschinat wurde 1857 errichtet und steht unter Denkmalschutz. Sie bleibe in ihrer Substanz erhalten und werde auf die erhöhten Belastungen durch Flutungen und durch Dammverteidigung ertüchtigt, erklärte Lonsdorfer. Gegliedert ist der Umbau des Faschinats in drei Bauabschnitte – gestartet werden soll Mitte März.

Enthalten ist im Umbau auch eine Bohrpfahlwand, die zusätzlichen Halt gewährleisten soll. "Die Wand ist wortwörtlich zu nehmen: Wir werden 18 Meter tiefe Löcher bohren und diese mit Beton ausfüllen. Die Pfähle greifen dann ineinander und bieten so eine große Festigkeit", so Lonsdorfer. Außerdem soll eine Fischaufstiegsanlage entstehen.

Elzsteg wird ins Gespräch gebracht

"Eine interessante Geschichte, das wird selbstverständlich funktionieren", stieg Ratsmitglied Hartmut Lässle in die sich anschließende Diskussionsrunde ein. Er würde gerne etwas "verknüpfen" und ging auf den dauerhaft gesperrten Elzsteg ein, der irreparabel ist und für den ein Neubau Raum steht. "Geld spielt bei Ihnen ja keine so große Rolle – gäbe es da also eine Möglichkeit, wenn ohnehin schweres Gerät in unmittelbarer Nähe ist, dass man nicht ein, zwei Pfähle auch dort reinhaut, damit wieder eine kleine Brücke entstehen kann", so Lässle.

Die Überlegungen seien generell erst einmal nicht schlecht, so Schildwächter, Geld spiele aber sehr wohl auch beim RP eine große Rolle – "und es wird nur das umgesetzt, was auch wirklich nötig ist." Der Elzsteg sei eine Holzbauweise, was sich deutlich von der Fachrichtung von der Firma unterscheide, die das RP sucht. "Gewisse Verknüpfungen sind aber durchaus denkbar. Wir können zwar nur vorhabenbedingt Invest betreiben, bringen aber durch unser Projekt eine verstärkte hydraulische Belastung, mehr Wasser, eine stärkere Strömung", so Schildwächter. Was also bei einem eventuellen Neubau des Elzstegs an zusätzlicher Verstärkung benötigt werde, um Lasten aus dem Rückhalteraum aufzunehmen – "das ist etwas, das sehen wir durchaus vorhabensbedingt". In diesem Rahmen könnte das RP dann auch am Elzsteg mitwirken und kofinanzieren.

"Als Laie hören sich die Arbeiten auf dem Damm sehr schwierig und gefährlich an – wie wird das denn abgesichert?", fragte Günter Walter. Die Arbeiten würden so verlaufen, dass man zunächst einmal die massive Spundwand einbringe. "Damit ist schon eine Verstärkung des Bauwerks gegeben", so Schildwächter. Daraufhin werde die Bohrpfahlwand erstellt – eine weitere massive Absicherung. "Damit müssen wir auch nicht auf beispielsweise Niedrigwasser warten."

Dass es nicht das erste Mal sei, dass Spundwände eingebracht werden, fügte Lonsdorfer hinzu – "kein Neuland". Lutz Weide hakte nochmals nach und wollte wissen, warum die Bohrpfahlwand denn so "klein und verkümmert" sei. Es sei alles genau berechnet, man müsse sich keine Sorgen machen – "alle Absicherungen, die bereits vor ihr kommen, würden schon ausreichen, hydraulische Angriffe aushalten."

Ingrid Scharff kritisiert fehlende Transparenz zum Katastrophenschutz

Die Bohrpfahlwand sei eher die "Gürtel-Hosenträger-Lösung", also nochmals eine Rücksicherung.

"Das ist das erste Mal, dass ich sagen kann, meine Bedenken zu diesem Vorhaben sind ein bisschen kleiner geworden", sagte Ingrid Scharff, die nicht nur Ratsmitglied sonder auch die Vorsitzende der BI Elzmündung ist. Ein wenig weiter weg sei sie von dem Gedanken, dass dies ein "Freilandversuch" ist. Kritik äußerte sie in diesem Rahmen aber an Landrat Frank Scherer, der bis heute keine Antwort gegeben habe, was in einem Katastrophenfall passiere. "Auf Nachfrage nach einem Katastrophenschutzplan hat er uns brüllendes Schweigen entgegengesetzt", so Scharff. Ihre Bitte war, dass das Regierungspräsidium dahingehend Einfluss auf das Landratsamt nehmen solle. Dies könne das RP nicht leisten, entgegnete Schildwächter.

Sperrungen und Besichtigung

Nach den Sommerferien soll es eine "Offene Baustelle" geben, bei der allen Interessierten die Baumaßnahme vor Ort einmal mehr vorgestellt werden. Mitte 2024 soll der Umbau in Wittenweier beendet sein. "Dann sind wir auch sehr nahe an dem Punkt, dass der Betrieb des Rückhalteraumes beginnen kann", so Lonsdorfer. Für den Umbau werden für die Baustellenfahrzeuge Wege an der L 100 benötigt, was wiederum Sperrungen für die Öffentlichkeit mit sich bringe. Wann, welche Wege – sowohl für Fußgänger als auch für Fahrzeuge – gesperrt werden, darüber informiere das Regierungspräsidium immer zeitnah unter anderem über das Amtsblatt. Mit Landwirten und deren Fahrzeuge werde man separate Vereinbarungen treffen