Bei starken Regenfällen greifen die Hochwasserschutzmaßnahmen im Glatttal. (Archivfoto) Foto: Steinmetz

Ob im Glatttal, im Mühlbachtal oder im Neckartal – auch in Sulz und Ortsteilen gibt es mehrere neuralgische Punkte, die bei Starkregenereignissen besonders schnell betroffen sein können. Die Hochwasserschutzmaßnahmen sind nicht günstig: Doch sie lohnen sich.

Sulz - "Das Hochwasser von 1990 habe ich noch klar vor Augen", sagt Helmut Pfister, der Ortsvorsteher von Glatt. Gerade jetzt, angesichts der Katastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, kommen die Erinnerungen wieder hoch. "Das Wasser stand am Rathaus damals bis zur Türe", sagt Pfister. Die Garagen und die Keller seien geflutet gewesen, die Schlossmauer sei umgedrückt worden, das Wasser habe sich den Weg über den Schlossplatz gebahnt. "Die Umweltschäden waren immens", sagt Pfister.

Für den Ernstfall bereit

Auch wenn er einräumt: Es sei bei weitem nicht so verheerend und dramatisch gewesen wie die aktuellen Bilder aus den betroffenen Katastrophen-Gebieten. In Glatt sei es damals die gefährliche Kombination von Schmelzwasser und starken Regenfällen gewesen.

Das Schlimmste für Pfister dabei: "Du stehst da und schaust: Es regnet und regnet und hört nicht auf. Und du kannst nichts machen. Denn wenn es brennt, kann man löschen. Aber wenn das Wasser kommt, kann man nichts machen. Man kann nicht das ganze Wasser wegpumpen."

Die Glatt sei kein Bächle mehr, sondern ein reißender Fluss gewesen. "Damals hat die Glatt 200 Kubikmeter in der Sekunde gebracht", schildert Pfister.

Nach 1990 habe man sich im Ortschaftsrat und im Gemeinderat für die Hochwasserschutzmaßnahmen in Glatt und Hopfau stark gemacht. Es seien Flutmulden und Rückhaltebecken errichtet worden. "Die Maßnahmen haben sich gut bewährt. Sie halten das Wasser zurück", stellt Pfister fest.

Auch wenn es gar nicht so einfach gewesen sei, die Maßnahmen durchzusetzen. "Wir mussten auch alle Oberlieger beteiligen. Das kostet Geld." Heute noch sei er dankbar, dass sich alle solidarisch gezeigt hätten – auch diejenigen, "die oben auf dem Berg wohnen".

Pfister sei dank der Maßnahmen "ein bisschen beruhigt" – auch wenn man nie sicher sein könne, meint er. "Ein bisschen Glück haben wir auch dadurch, dass wir uns im Windschatten vom Schwarzwald und von der Schwäbischen Alb befinden." Trotzdem sei man für den Ernstfall gewappnet. "Alles ist gerichtet. Sandsäcke sind immer bereit", sagt Pfister.

Zwei Brückeneinstürze

Auch Jürgen Huber, der Ortsvorsteher von Fischingen, habe im Laufe der Jahrzehnte schon das eine oder andere Hochwasser gesehen. Besorgt blickt er auf die Situation in angrenzenden Bundesländern. "Wir haben das Projekt Hochwasserschutz am Laufen. Wenn es dann realisiert ist, haben wir ein besseres Gefühl", macht er deutlich.

Zum Glück sei der Ort in der jüngsten Zeit von extremen Hochwasser-Situationen verschont gewesen. "Doch wir haben früher schon einiges durchgemacht", sagt Huber. Zweimal habe es in Fischingen Brückeneinstürze gegeben. Auch an das verheerende Hochwasser, als der neu hergerichtete Sportplatz beim Kreissportfest überflutet worden sei, erinnert sich der Ortsvorsteher. "Damals mussten alle mit Booten evakuiert werden", weiß Huber.

In diesem Jahr habe es zwar viel geregnet, doch die Regenfälle hätten zwischendurch immer wieder aufgehört. So habe das Wasser abfließen können. "Wir hatten Glück, dass das Wasser nicht konzentriert war, sondern verteilt", sagt Huber.

Im Frühjahr betroffen

Martin Sackmann, der Ortsvorsteher von Bergfelden, kennt die Problematik ebenfalls. Das Mühlbachtal ist vor allem im Frühjahr betroffen – wenn Schneeschmelze und Starkregen zusammenkommen. Das hat dann Folgen für Mühlheim, Renfrizhausen und Bergfelden.

Sackmann freut sich, dass die Hochwasserschutzmaßnahmen geplant und im Haushalt verankert seien. "Sie werden in den nächsten Jahren angegangen. Es ist uns ein großes Anliegen", betont er. Bei Starkregen gebe es punktuell Probleme. "In diesem Jahr blieb Bergfelden zum Glück verschont. Die Feuerwehr musste nicht ausrücken", berichtet der Ortsvorsteher.