Starkregen am 27. April 2015: Mit 47 Litern pro Quadratmeter und Stunde setzten die Wassermassen den vorderen Schmelzegrün unter Wasser und sorgten für beträchtliche Schäden in den dort angesiedelten Firmen. Foto: Schmalz

Nach den verheerenden Hochwasserschäden im Kreis Ahrweiler sind auch die Wolfacher beunruhigt. Gemeinderätin Kordula Kovac und die Feuerwehr Wolfach fordern Konsequenzen und mehr Planung für den möglichen Katastrophenfall.

Wolfach - "In Wolfach fragen sich jetzt alle: Kann so etwas wie im Ahrtal auch hier bei uns im Schwarzwald passieren? Die Antwort lautet ganz klar ja", beurteilt der stellvertretende Wolfacher Feuerwehrkommandant Christian Keller die Lage. Deshalb müsse nun aus den Fehlern der Verantwortlichen dort gelernt und der Hochwasserschutz in Wolfach generell neu überprüft werden. "Schaut man einmal in die Chronik im Wolfacher Rathaus, kann man sehen, dass auch uns so ein Hochwasser blühen kann. Das letzte nennenswerte Hochwasser in Wolfach war in den 90-er Jahren und das war kein Jahrhunderthochwasser", so Keller weiter. Früher habe es etwa alle zwei Jahre Hochwasser in Wolfach gegeben, vom 15. bis zum 19. Jahrhundert sind rund 60 nennenswerte in der Chronik aufgeführt.

"Wir wohnen hier in einer Hanglage"

"Das Problem in Wolfach ist ähnlich wie das im Ahrtal: Wir wohnen hier in einer Hanglage, das Wasser sammelt sich im Tal. Wolfach ist ein besonders sensibles Gebiet, weil hier die Kinzig und die Wolf durch fließen." Ein weiteres Problem seien die inzwischen in die Jahre gekommene 160 Jahre alte Stadtmauer und die Steinbrücken, an denen sich schwimmende Gegenstände festsetzten und den Durchfluss des Wassers verhinderten. Das führe zu einer noch höheren Flutwelle, wenn sich das Wasser vor der Brücke aufstaut. Das hätten auch die Bilder aus dem Ahrtal bewiesen.

"Wir müssen Konsequenzen ziehen aus den Geschehnissen im Ahrtal", fordert auch Kordula Kovac. Die Wolfacher Gemeinderätin, die außerdem für die CDU ein Bundestagsmandat hat, hat in einem Brief an den Wolfacher Gemeinderat geschrieben, dass der Hochwasser- und Katastrophenschutz neu geprüft werden müsse. In einer der vergangenen Sitzungen hatten sich die Mitglieder mehrheitlich gegen einen runden Tisch mit Oberwolfach und Bad Rippoldsau-Schapbach sowie die Neubewertung des Wolfacher Hochwasserschutzes ausgesprochen. "Nach dieser Katastrophe kann ich die Entscheidung der Gemeinderäte nicht nachvollziehen, sie hat mich regelrecht schockiert und traurig gemacht. Wir müssen doch jetzt ganz klar etwas unternehmen, damit so etwas bei uns nicht passiert".

Keller sieht als wichtigsten Punkt die Rettung der Menschenleben. Das gelinge am ehesten, wenn die Bevölkerung, Feuerwehr und andere mögliche Helfer frühzeitig über eine mögliche Gefahr informiert würden und dann genug Zeit hätten, um ihre Häuser zu räumen und das wichtigste Hab und Gut mitzunehmen.

Reutherbergtunnel als möglicher Rückzugsort

"Es war falsch, dass einige Menschen trotz der Warnung in ihren Häusern geblieben sind. Auch die oberen Stockwerke sind nicht sicher und können von den Fluten mitgerissen werden", so der stellvertretende Kommandant. Am besten müssten sich alle auf einen Berg oder in eine höhere Lage retten, wo das Wasser nur schwer oder gar nicht hoch kommt.

Seine Idee: Der Reutherbergtunnel an der B 294 als Evakuierungsort und gleichzeitige Einsatzzentrale. Hier stehe eine Funkstation zur Verfügung, die Einsatzwagen der Feuerwehr und andere Geräte könnten im Tunnel sicher abgestellt werden.

Kovac hat diese Idee bereits an den Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer weitergeleitet und wartet nun auf das Okay des Ministers.

Die Gemeinderätin Kordula Kovac (CDU) will in der kommenden Wolfacher Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 15. September, das Thema Hochwasser- und Katastrophenschutz erneut ansprechen. Außerdem hat sie einen Brief an alle Bürgermeister im Kinzigtal verfasst mit Infos für mögliche Verbesserungen. Auch Hochwassergefahrenkarten im Internet unter www.hochwasser.badenwuerttemberg.de/hochwassergefahrenkarten könnten Aufschluss über das Risiko geben.