Wolfgang Thiele (vorne) wird von Studiendekan Markus Lehmann, aber auch von seiner Familie beim Studium unterstützt. Foto: Korinth

Ohne den Rückhalt von Familie und Arbeitgeber wäre ein Studium für den voll berufstätigen Wolfgang Thiele unmöglich. Ein Pilotprojekt der Hochschule und eine Mischung aus Präsenz- und Online-Unterricht machen es dennoch möglich.

Albstadt/Sigmaringen - Wie ein typischer Student sieht Wolfgang Thiele eigentlich nicht aus. Der 52-Jährige lebt in Metzingen, ist voll berufstätig und Familienvater – trotzdem studiert er an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen Smart Building Engineering and Management (SBM). Möglich ist das, weil er in individueller Teilzeit studiert und von der Hochschule seinen ganz persönlichen Studienverlaufsplan bekommen hat. Überwiegend kann er sein Studium auch nach Ende der Coronavirus-Pandemie online absolvieren und muss nur für bestimmte Praxiselemente an die Hochschule kommen – anders wäre ein Studium für Thiele auch gar nicht möglich.

SBM ist ein Pilotstudiengang

SBM ist an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen ein Pilotstudiengang und baut sein Digitalangebot entsprechend aus. Obwohl Wolfgang Thiele im ersten Semester ist, profitiert er schon jetzt von den Inhalten seines Studiums und kann sie direkt in seinem Beruf anwenden: "Ich arbeite im Gebäudemanagement der Stadtverwaltung Metzingen", erklärt Thiele. Nach einem Wasserschaden in der Sporthalle habe mithilfe thermografischer Messungen an den Heizschlangen im Boden genau analysiert werden können, wo eine Reparatur nötig ist. "Das Studium bringt mir also jetzt schon das technische Verständnis für die praktische Anwendung", ist Thiele begeistert.

Wegen seiner langjährigen Berufstätigkeit kann sich Wolfgang Thiele zudem einiges auf sein Studium anrechnen lassen: "Bei ihm ist zum Beispiel kein Praxissemester notwendig, allein dadurch spart er sich schon ein halbes Jahr", sagt Studiendekan Markus Lehmann. Thieles berufliche Qualifikation ermögliche ihm außerdem ein Studium ohne Abitur.

Die Pandemie hat der Digitalisierung der Lehre an der Hochschule einen weiteren Schub verpasst. "Wir arbeiten nun konsequent weiter daran, unser Studienangebot noch flexibler und individueller zu gestalten", berichtet Markus Lehmann. So sollen die digitalen Lehrinhalte didaktisch verbessert und das Online-Angebot vergrößert werden. "Dabei werden wir intensiv von unserem Institut für zukunftsfähiges Lehren und Lernen unterstützt." Studierende sollen zum Beispiel noch mehr als bisher online auf Skripte, Übungen, Foren oder Lernvideos zurückgreifen können.

"Auf unsere große Stärke wollen wir nicht verzichten"

"Auf unsere große Stärke, den persönlichen Austausch, wollen wir natürlich auch in Zukunft nicht verzichten", legt sich Markus Lehmann fest. "Wir wollen daher Präsenzveranstaltungen ebenso anbieten wie Online-Lehre." Vorstellbar seien auch Mischformen – beispielsweise Vorlesungen, die vor Ort stattfinden, aber auch gestreamt und so auch von zu Hause aus verfolgt werden können.

Für Wolfgang Thiele eine unersetzliche Kombination: Familie und Arbeitgeber stehen hinter dem 52-jährigen Berufstätigen. Das Zusammenspiel all dieser Faktoren ermöglicht es Thiele überhaupt erst zu studieren. Derzeit schwebt ihm vor, sein Studium in halber Geschwindigkeit zu absolvieren – sprich in zwölf statt sechs Semestern. Dass er sich da viel vorgenommen hat, ist ihm bewusst: "Abends vor dem Fernseher lümmeln kann ich jedenfalls nicht", so Thiele.

Familie und Arbeitgeber geben ihm Kraft. An Präsenzveranstaltungen wie Praktika im Labor kann er auf jeden Fall teilnehmen.