Um den Marder vom Haus oder dem Auto fernzuhalten, gibt es einige bekannte Methoden. Es sind jedoch längst nicht alle ratsam oder zielführend. Foto: Philipp Schulze/dpa

Er ist ständig um uns herum, wenn wir ihn auch selten bemerken. Das Zusammenleben verläuft friedlich. Zumindest bis unter der Motorhaube des Autos Bissspuren auftauchen. Aber warum frisst der Marder eigentlich Kabel durch? Wie kann man das Auto davor schützen und wann zahlt die Versicherung?

Er ist ein Kulturfolger des Menschen und heute fast überall zu finden: Wenn umgangssprachlich vom "Marder" gesprochen werde, sei meist der Steinmarder gemeint, teilt Sebastian Schreiber, Sprecher des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) auf Anfrage mit. Der Baummarder komme in Baden-Württemberg ebenso vor, allerdings sei seine Verbreitung auf waldreiche Landschaften beschränkt. 

In den Ortschaften Baden-Württembergs habe sich der Steinmarder sehr gut etablieren können. Er sei ursprünglich ein Felsenbewohner der Mittelgebirge und des Flachlands. In den 1930er Jahren seien die Tiere stark gejagt worden. Erst nach Jagdeinschränkungen erholten sich Populationen und konnten sich  seit den 1970er Jahren auch auf städtische Lebensräume ausweiten. 

Ein Dasein im Verborgenen

Der Steinmarder kommt aber laut MLR nicht nur im menschlichen Siedlungsbereich vor, sondern er ist auch in der Feldflur und im Wald verbreitet, solange er ausreichend Nahrung und Deckung findet. Er führe ein heimliches Leben, das heißt, er habe in Städten seinen Tagesablauf an den Rhythmus der Menschen angepasst, um ihnen nicht zu begegnen.

"In den meisten Fällen verläuft das Zusammenleben von Mardern und Menschen reibungslos, denn viele Menschen sind sich gar nicht bewusst darüber, dass Marder in ihrem unmittelbaren Umfeld leben. Die Präsenz des Marders wird den Menschen oft dann bewusst, wenn er Kabel und Schläuche in Autos zerbeißt oder den Dachboden bewohnt", so der Ministeriums-Sprecher.

Wenn das Auto nach dem Konkurrenten riecht

Aber warum tut der Marder das? Unter Motorhauben schlüpfen, um dort auf Kühlwasserschläuchen und Zündkabeln herumzukauen, klingt nicht nach einer spaßigen Beschäftigung. Es gibt verschiedene Gründe für das Verhalten, wie auch auf dem Wildtierportal Baden-Württemberg nachzulesen ist: Nämlich Neugier, Spieltrieb und Revier-Verhalten. Den Mardern dient die warme Motorhaube als gemütlicher Unterschlupf. Hier erforschen sie die Gegenstände durch Riechen und, zum Leidwesen der Autofahrer, auch durch Beißen. Der Spieltrieb ist besonders bei Jungtieren noch ausgeprägt.

Wer oft woanders parkt, ist mehr gefährdet

Das Hauptproblem kommt jedoch vor allem in der Paarungszeit der Marder zwischen Juni und August zum Tragen: Wenn ein Marder im Auto war und dann ein anderer Marder vorbeikommt, nimmt er dessen Duftspuren wahr. Weil er diese entfernen und mit seinen eigenen Duftmarken übertünchen will, reagiert er aggressiv und beißt im Auto um sich. Autos, die häufig in unterschiedlichen Gebieten parken, sind besonders gefährdet. Denn sie enthalten Duftmarken von revierfremden Mardern, ist dem Portal zu entnehmen. 

Ähnlich ärgerlich ist es für Hausbesitzer, wenn ein Marder sich seinen Dachboden als Unterschlupf ausgesucht hat oder dort seine Jungen aufzieht. Wenn das Dämmmaterial des Dachs beschädigt wird, ist im schlimmsten Fall eine teure Sanierung nötig. Bei Wildtier-Mensch-Konflikten stehen Wildtierbeauftragte zur Verfügung. Sie sind in ihren Landkreisen Experten für wildtierbezogene Fachberatung, merkt Schreiber an.

Pelztier für 10.000 Pannen im Jahr verantwortlich

Besonders häufig beschädigt der Marder im Motorraum alle gummi-elastischen Bauteile wie Schläuche, Zündkabel, Stromleitungen und Isolationsmaterial, teilt Andreas Müller, Leiter Abteilung Verkehr, Technik und Umwelt beim ADAC Südbaden auf Anfrage mit. In der Regel seien Marder das ganze Jahr über aktiv, nicht nur in der Paarungszeit. "Die meisten Marderschäden an Autos werden in den Monaten April bis Juli gemeldet. Auch die Pannenhelfer des ADAC kennen Marderschäden gut – jedes Jahr werden sie bundesweit zu gut 10.000 von Mardern verursachten Pannen gerufen."

Wenige Minuten reichen für große Schäden

"Je nach dem welch aggressives, territoriales Verhalten der Marder an den Tag legt, können schon wenige Stunden oder gar Minuten ausreichen, um im Motorraum kapitale Verbissschäden hervorzurufen", warnt der Abteilungsleiter. Angebissene Zündkabel können zu unrundem Motorlauf führen. Sofern der Motor nicht ohnehin abstirbt, rät der ADAC von einer Weiterfahrt ohne genaue Diagnose ab, da unverbrannter Kraftstoff den Katalysator schädigen könne.

Verletzungen an Gummimanschetten machen sich im Fahrbetrieb nicht sofort bemerkbar. Erst durch das Eindringen von Schmutz und Wasser oder durch den Verlust der Fettfüllung komme es zur Schädigung der Antriebs- und Achsgelenke und auch der Lenkungsteile. Das könne gefährlich werden. Und: Werden die Schäden nicht rasch entdeckt, kann das die Reparaturkosten drastisch erhöhen. Durchlöcherte Kühlmittelschläuche führen zu einem Verlust an Kühlflüssigkeit mit der Gefahr der Motor-Überhitzung. 

Spuren nicht ignorieren - sonst droht Übles!

Das ist für den Autofahrer immer schlecht, ganz besonders teuer wird der Marderschaden aber beim E-Auto. "Elektroautos seien zwar am Unterboden und im Motorraum meist vollflächig verkleidet und oft haben Hochvoltleitungen spezielle Schutzrohre sowie dicke Isolierungen und Abschirmungen. Aber ganz sind auch Elektroautos nicht vor Marderbissen gefeit", erklärt Müller. Diese seien bisher zwar selten, können aber richtig ins Geld gehen. Denn Hochvoltkabel dürfen aus Sicherheitsgründen nicht repariert werden, sodass der betroffene Kabelsatz komplett erneuert werden müsse.

Motor prüfen bei Verdacht

Meistens seien die Spuren auch für den Laien sehr deutlich zu erkennen. "In der Regel erkennt man schon von Weitem Fußabdrücke des Marders auf dem Dach oder der Motorhaube. Dann ist es auf jeden Fall ratsam, bereits vor Fahrtantritt einen Blick in den Motorraum zu werfen, um nicht kurz nach dem Start liegen zu bleiben", rät Müller.

Unliebsamen Besuch erkenne man in der Regel auch durch angenagte Dämmmatten, abgebissene Kabelstränge und manchmal sogar durch eingeschleppten Müll. Dann sei Vorsicht geboten, um die Reparaturfolgekosten nicht unnötig zu erhöhen, indem man den Besucher ignoriert.

Am sichersten sei es, das Auto in der Werkstatt untersuchen zu lassen. Nach dem erkannten Besuch des Pelztiers sollte der Motorraum außerdem von einer Fachwerkstatt vom Geruch und den Spuren des Marders "gereinigt" werden, rät der ADAC, um nicht andere Marder zu einem weiteren Besuch einzuladen.

Zahlt die Versicherung auch Folgeschäden?

Wer sein Auto teil- oder vollkaskoversichert hat, ist gegen den finanziellen Schaden durch Marderbisse geschützt. Einige Tarife decken laut Gesamtbund der Versicherer (GDV) jedoch nur direkte Marderschäden ab, die Versicherung zahlt also nur für die beschädigten Teile.

Andere Tarife umfassen auch die Folgeschäden – die Versicherung zahlt also sogar dann, wenn zum Beispiel zerbissene Zündkabel den Katalysator lahmlegen oder undichte Kühlschläuche zu Motorüberhitzung führen.

Was hält den Marder fern?

Am besten ist es, wenn eine Reparatur gar nicht nötig ist. Was hält den Marder also effektiv vom Auto fern? Bewährt haben sich laut Müller Elektroschockgeräte, die - ähnlich einem Weidezaun - leichte elektrische Schläge an den Eindringling verteilen. Der Einbau dieser Geräte mit mehreren Hundert Volt Spannung, aber ungefährlichen Strömen, sollte gut überlegt und sach- sowie fachgerecht ausgeführt werden.

Ultraschallgeräte wiederum sollen Marder mit Tönen von ständig wechselnder Frequenz verjagen, die der Mensch nicht hören kann. Einbau und Anschluss seien mit wenig Werkzeug möglich und innerhalb einiger Minuten erledigt. Ob sich die Maßnahme bezahlt macht, ist jedoch die andere Frage. Laut Wildtierportal Baden-Württemberg werden Geruchsprays oder Ultraschallgeräte in Autos auf Dauer von den Mardern als ungefährlich erkannt und ignoriert. Gleiches gelte für aktives Stören auf dem Dachboden, zum Beispiel indem der Hausbewohner den Dachboden öfter aufsuche und Lärm mache. Marder seien äußerst lernfähig. Beim Dachboden helfe nur ein gutes Verschließen, sodass der Marder durch keine offene Ritze den Weg hinein finde.

Ebenso beim Auto: Einen guten Schutz bieten laut Müller neben den Elektroschockgeräten auch Motorraum-Abschottungen, die verhindern, dass Marder zu den Kabeln und Schläuchen gelangen. Einige Hersteller bieten die Abschottungen als Sonderausstattung an, für diverse Modelle gibt es Motorwannen zum Nachrüsten.