Kontaktmann Torsten Robert (Mitte) hieß Hans-Jörg Hezel (links) und Florian Klett in der Eifel willkommen. Foto: Klett

Noch immer haben die Menschen im Ahrtal mit den Folgen der Flutkatastrophe zu kämpfen. Hans-Jörg Hezel fuhr ins Krisengebiet, um Holz zu liefern. Er berichtet von seinen Eindrücken.

Oberndorf-Hochmössingen - Elf Monate nach seiner ersten Fahrt machte sich Hans-Jörg Hezel an einem Dezembertag erneut mit Anfeuerholz auf den Weg ins rheinland-pfälzische Örtchen Schuld im Landkreis Ahrweiler. Mit offenen Armen wurde er mit seinem Begleiter Florian Klett, der seinen Transporter zur Verfügung stellte, empfangen.

130 Kartons Feuerholz

Gemeinsam beluden sie das Fahrzeug am Vorabend bis unters Dach mit 130 Kartons von Hezels Anfeuerholz. Unterstützt wurden sie mit Geld fürs Tanken von Hezels Geschwistern und einer Bekannten.

Am nächsten Morgen brachen sie um fünf Uhr früh auf. Nach einer anstrengenden fünfstündigen Fahrt bei Regen und Seitenwind traf das Duo erschöpft, aber wohlbehalten bei seinem Kontaktmann vor Ort ein. Der selbstständige Steinmetz- und Bildhauermeister Torsten Robert, der sich ehrenamtlich beim Malteser Hilfsdienst engagiert, nahm die beiden Besucher aus dem Kreis Rottweil in Empfang. Anschließend wurde die Fracht mit einem Verkaufswert von rund 1000 Euro ausgeladen.

Blick nach vorne

Auch Torsten Robert hat viel Zeit, Geld und Energie investiert, um seinen Betrieb, der während der Katastrophe unter Wasser stand, nach der Flut wieder funktionsfähig zu machen. Unter anderem musste er sich einen neuen Fuhr- und Maschinenpark zulegen. Nun wolle er mit seinen Mitarbeitern den Blick nach vorne richten.

Auf die telefonische Ankündigung von Hezels Hilfslieferung hatte er hocherfreut reagiert und große Dankbarkeit gegenüber allen Spendern geäußert, bei denen das Ahrtal noch nicht in Vergessenheit geraten sei.

In Torsten Roberts Werkshalle wurde Hezels Holzspende zwischengelagert mit dem Versprechen, die Kartons gerecht zu verteilen. Leider habe es unter den Nutznießern von gespendeten Gütern in Einzelfällen auch schon schwarze Schafe gegeben, die sich in ihrer Not unsolidarisch verhalten hätten und sich einen überproportionalen Anteil sichern wollten.

Zeichen der Hoffnung

Einerseits gebe es viele Zeichen der Hoffnung, schilderte Hezel seine Eindrücke, andererseits aber auch viele provisorische Lösungen und Häuser, "an denen noch gar nichts gemacht wurde". Teilweise rauche der Kamin von Häusern mit abgeschlagenem Außenputz und die Menschen wohnen im ersten Stock, weil die Schäden im Erdgeschoss noch nicht behoben seien. Hilfe werde nach wie vor dringend benötigt.

Hezel und Klett ist von mühsamen, langwierigen Anträgen und Abklärungen berichtet worden, bevor Gelder für Instandsetzungen von Versicherungen sowie aus Spenden- und Fördertöpfen fließen. Immer wieder würden neue Hürden auftauchen, manche Objekte seien nicht versichert gewesen. "Die Erlebnisse stecken den Leuten in den Knochen", sagt Hezel voller Mitgefühl. Sie seien erschöpft und würden sich von der Politik im Stich gelassen fühlen. "Schnelle und unbürokratische Hilfe ist in Deutschland wohl ein Widerspruch in sich."

Wiederaufbau wird noch Jahre dauern

Besonders bewegt hat Hans-Jörg Hezel, dass der Weg in den Ort Schuld noch immer über eine provisorische Zufahrt erfolgen muss. "Die Abbruchkante in Richtung Bach ist noch zu sehen und muss abgestützt werden." Selbst nach anderthalb Jahren seien noch immer Schlamm und Bagger zu sehen. Sie werden benötigt, um die entstandenen Flutschäden entlang der Bäche zu reparieren und die Landschaft im einstigen Überflutungsgebiet anzugleichen. Der Wiederaufbau werde noch Jahre dauern, vermutet Hezel.

Nächste Fahrt geplant

Er selbst plant in diesem Jahr eine weitere Fahrt. Zusätzlich zu seinem persönlichen Beitrag zur Unterstützung der Menschen möchte er auch seine Mitbürger auf den anhaltenden Bedarf in der Region aufmerksam machen und hofft auf möglichst viele Nachahmer, die einen Beitrag zur Linderung der Probleme vor Ort leisten.

"Es klemmt noch überall", betont Hezel. Es fehle unter anderem an Handwerkern und Material. Umso mehr, so sein Wunsch, sollte die Gesellschaft zusammenrücken und sich solidarisch zeigen. Sein eigener Beitrag sei ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein, doch mit vielen weiteren Hilfen könne man gemeinsam Gutes bewirken.