Vorne wird an der Hochbrücke Horb betoniert. Das verursacht ein nervtötendes Pfeifgeräusch. Bewohner hinter der Lärmschutzwand haben inzwischen sogar eine Anzeige bei der Polizei erstattet. Foto: Juergen Lueck

Nordstetter Bewohner zeigen Baufirma wegen Lärmbelästigung an. Regierungspräsidium hat Druck auf die Baufirma Porr gemacht. Roland Laskowski: „Seit neun Wochen können wir nicht mehr schlafen!“

Aus den Worten von Rentner Roland Laskowski klingt Resignation heraus: „Erst die monatelange Lärmbelästigung durch die Brecheranlage zu Beginn der Hochbrücken-Baustelle, jetzt das nervtötende Pfeifgeräusch. Kommen wir durch die Baustelle der Hochbrücke Horb nie zur Ruhe?“

 

Die Laskowskis wollten eigentlich auch ihren Ruhestand in Nordstetten genießen. Doch seit neun Wochen ist das vorbei – trotz Lärmschutzwand. Der Rentner: „Unser Haus liegt ungefähr 100 Meter Luftlinie von der Baustelle der Hochbrücke Horb entfernt. Seit gut neun Wochen lässt uns ein Fiepgeräusch nachts nicht mehr schlafen. Es ist 30 Grad – da kann man nachts nicht mit geschlossenen Fenstern schlafen.“

Den neuen Lärm – seine Frau Renate beschreibt es „wie eine 500-Kilo-Grille, die an 24 Stunden und sieben Tage die Woche fiept.“

Auch Bauleiter bestätigt: Es ist wirklich unerträglich

Roland Laskowski: „Wir haben uns an das Regierungspräsidium gewandt. Da kam ein Vertreter. Erst als Bauleiter Rainer Gumz aus dem Urlaub zurückkam, ist endlich was passiert. Gumz war selbst auf der Baustelle und hat uns gesagt: Wir hätten Recht. Das ist wirklich unerträglich.“

Rainer Gumz, Michael Lumpp und Jörg Pfeiffle vom Regierungspräsidium Karlsruhe auf der Hochbrücken-Baustelle. Kriegen sie den nervtötenden Lärm in den Griff? Foto: Jürgen Lück

Nicht nur er, vor allem seine Frau leide unheimlich unter dem Lärm. Laskowski: „Sie versucht es inzwischen mit Stöpseln im Ohr. Doch wenn man sich nachts zweimal umdreht, fallen die oft raus.“

Auch das Sitzen auf der Terrasse ist inzwischen fast unmöglich, berichten die Laskowskis weiter. Das RP, so schreibt die Pressestelle, hat ein Lärmgutachten erstellen lassen. Das habe das RP erstellen lassen, weil die Baufirma Porr „trotz mehrfacher Aufforderung den Lärm bislang nicht reduziert hat“.

Die Sprecherin des Regierungspräsidiums: „Das Lärmgutachten hat ergeben, dass der Immissionsrichtwert an der Baustelle um 13 bis 17 dB(A) überschritten wird. Da die Geräuschemissionen 24 Stunden am Tag bestehen, hat der Gutachter für die Beurteilung den bewertungskritischen Nachtzeitraum zwischen 20 und 7 Uhr zugrunde gelegt.

In diesem Zeitraum gilt der Immissionsrichtwert von 40 dB(A). Die Messpegel (an drei Messorten) befanden sich zwischen 48 und 52 dB(A), wobei aufgrund des hochfrequenten Tons ein Lästigkeitszuschlag von 5 dB(A) auf den Messpegel aufgeschlagen wird. Somit ergibt sich ein Beurteilungspegel von 53 bis 57 dB(A). Dies ergibt eine Überschreitung von 13 bis 17 dB(A).“

Die Baustelle der Hochbrücke Horb im Juli. Foto: Jürgen Lück

Was ist der Grund für dieses „fiese Fiepen“, das den Nordstettern die Ruhe raubt? Das Regierungspräsidium: „Die Firma Porr baut auf der Hochbrücke Spannglieder ein. Diese Spannglieder liegen in Hüllrohren und werden nach dem Aufbringen der Vorspannkraft mit Einpressmörtel verpresst. Erst nach dem Verpressen sind die Spannglieder vor Korrosion geschützt – das Verpressen kann jedoch erst nach der Betonage des jeweiligen Abschnittes erfolgen.

Bei der Hochbrücke liegen zwischen dem Einbau der Spannglieder und der Betonage mehrere Wochen, in denen die bereits eingebauten Spannglieder noch nicht verpresst werden können und deshalb korrosionsgefährdet sind. Um die Korrosion an den eingebauten Spanngliedern zu verhindern, betreibt die Firma Porr Belüftungsaggregate, die durchgehend (24 Stunden am Tag) Luft in die Hüllrohre einblasen. Diese Belüftungsaggregate, beziehungsweise die daran anschließenden Schläuche, verursachen den unangenehmen und schrillen Ton.“

Was die Anzeige bei der Polizei bisher gebracht hat

Weil es mit dem Geräusch nicht besser wurde, hat Renate Laskowski sogar eine Anzeige bei der Polizei erstattet – wegen Lärmbelästigung.

Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Pforzheim: „Das Polizeirevier Horb kontrolliert den in der Anzeige beschriebenen Bereich, konnte bislang aber keine Lärmbelästigung feststellen.“ Die RP-Sprecherin: „Da am Mittwoch und Donnerstag ein Teil der Spannglieder verpresst wurde, konnte zwischenzeitlich ein Teil der Belüftungsaggregate abgeschaltet werden. Gleichzeitig hat der Auftragnehmer die verbleibenden Aggregate eingehaust. Der Auftragnehmer prüft mit Unterstützung des Lärmgutachters weitere Maßnahmen.“

Ehemann Roland sagt allerdings am Donnerstag: „Wir merken noch keine Besserung. Schon als der Brecher in Nordstetten bei der jetzigen fertigen Brücke über die Bundesstraße monatelang die Steine geschreddert hatte, war das eine Katastrophe für uns. Der normale Lärm von der Hochbrückenbaustelle ist nicht angenehm für uns. Doch das jetzige Fiepen schlägt alles.“