In Aach, Freudenstadt und Pfalzgrafenweiler sind sie noch zu entdecken: Drei Stundensteine weisen auf einen einst bedeutenden Postweg hin.
Waren es zunächst nur berittene Boten, die wichtige Nachrichten überbrachten, wurden später Postkutschen eingesetzt, um Depeschen, Waren und Personen zu transportieren.
Belegt ist, dass es bereits 1629 eine regelmäßige Postverbindung zwischen Straßburg und Stuttgart gab. Seit 1807 existierte von Freudenstadt aus über Aach, Dornstetten, Pfalzgrafenweiler, Nagold und Herrenberg nach Stuttgart ein regelmäßiger Postkurs.
Entlang der Strecke zeigten Stundensteine die Entfernung zum Ziel an. Heute kaum mehr vorstellbar: Für die Strecke Aach – Stuttgart waren 20 Stunden veranschlagt. Die Maßeinheit Stunde auf den Steinen entsprach dabei einer Strecke von 3,7 Kilometern.
Höchstens 50 Kilometer am Tag
Die angegebenen Stunden waren der schlechten Straßen und der Wetterunbilden wegen mit vielen Unwägbarkeiten und Problemen behaftet: Deichsel, Rad- und Achsenbrüche waren an der Tagesordnung, bei Unwettern und Schneeverwehungen gab es kein Durchkommen. Dazu kamen mögliche Wartezeiten und Überfälle. Je nach Wegbeschaffenheit legten die Kutschen daher höchstens 50 Kilometer pro Tag zurück.
Hilfreich war, wenn in der Nähe der Postwege Wagner und Schmiede ansässig waren, damit vor Ort Wagenräder repariert oder Hufe beschlagen werden konnten.
Gasthäuser entstehen
Kein Wunder, dass Gemeinden, die an der Postkutschenlinie lagen, bald einen Aufschwung erlebten. Zahlreiche neue Gasthäuser und Herbergen entstanden. Die Fuhrleute ließen sich dort verwöhnen, ihre Pferde wurden derweil in den Stallungen versorgt.
Ein Beispiel hierfür ist der Dornstetter Georg Luz, der bereits 1798 den Postbotendienst übernahm. Der Liebe wegen – Luz heiratete die Tochter eines Freudenstädter Gastwirts – zog er 1802 nach Freudenstadt und übernahm dort das Gasthaus zum Roten Löwen.
Anscheinend muss es Luz mit den Vorschriften nicht so genau genommen haben: Aktenkundig ist, dass er bestraft wurde, weil er widerrechtlich „blinde“ Passagiere auf der Postkutsche mit beförderte. Wie das spätere „Luz Posthotel“ belegt, muss er mit seiner „Posthaltertätigkeit“ trotzdem sehr erfolgreich gewesen sein. Überliefert ist auch, dass der Posthalter von Freudenstadt vier Pferde stellen musste, die in der Poststation von Pfalzgrafenweiler gewechselt wurden.
In den folgenden Jahren entwickelte sich die Postkutschenlinie nach Stuttgart stetig weiter. Ab 1807 ging es von Freudenstadt aus „fahrplanmäßig“ einmal pro Woche über Dornstetten, Pfalzgrafenweiler, Nagold und Herrenberg nach Stuttgart. Ab 1815 zweimal: sonntags als Reitpost, mittwochs als Fahrpost mit der Kutsche. Dabei wurden auch größere und kleinere Güter und Personen mit transportiert.
Weil die Postkutschen zunächst ungefedert und ohne Verdeck waren, waren die Fahrten alles andere als bequem. Erst im 19. Jahrhundert reiste man in den Postkutschen relativ komfortabel. Damit schneller gewechselt und unverzüglich übergeben werden konnte, kündigte nun häufig auch ein Postillion mit seinem Posthorn das Eintreffen der Kutsche an.
Auch was den Fahrplan anbelangt, wurde es mit der Zeit immer komfortabler, denn 1845 wurde eine tägliche „Eilpostfahrt“ nach Stuttgart eingeführt. Ein täglich verkehrender Postwagen von Freudenstadt über Dornstetten nach Horb kam hinzu. Mit festem Fahrplan: Abfahrt 7.45 Uhr in Freudenstadt, Ankunft in Dornstetten 9.05 Uhr.
Die letzte Postkutsche fährt 1921
Nachdem 1879 auch Freudenstadt durch die Gäubahn erschlossen war, wurde die Postbeförderung nach und nach durch die Bahn übernommen. Am 19. November 1921 verkehrte mit dem Postkutscher Christian Donner aus Cresbach die letzte von Pferden gezogene Postkutsche. Tags darauf wurde die Linie durch einen Postkraftwagen ersetzt.