Vor 100 Jahren wurde das Albert-Schweitzer-Haus errichtet. Deshalb werden nun Vorträge und ein Tag der offenen Tür angeboten.
Bürgermeister Fritz Link und Wolfgang Schaible, Vorsitzender des Historischen Vereins, sprachen über Details. Im Mittelpunkt des Jubiläums steht laut Link das „nahezu unverändert erhaltene“ Haus, wie es der Architekt Wilhelm Weigel plante.
Ausgesucht habe Albert Schweitzer den Ort Königsfeld wegen der Lungenkrankheit seiner Frau Helene Schweitzer-Breslau. Für deren Tuberkulose bot das heilklimatische Klima gute Voraussetzungen für Heilung oder Milderung. Auch sollte Tochter Rena in der Atmosphäre der Brüdergemeine aufwachsen, war damals das erste Mädchen, das eine gymnasiale Ausbildung erhielt.
„Villenartiges“ Gebäude im Mai 1923 errichtet
Fertiggestellt wurde das „villenartige“ Gebäude im Mai 1923. Heute ist es als Einzeldenkmal anerkannt, die Gemeinde versucht seit Jahren, es als „Denkmal von besonderer Bedeutung“ einstufen zu lassen. Das wird vom Land grundsätzlich befürwortet, es fehlen aber noch Unterlagen der Brüdergemeine, die seit 1959 Eigentümerin ist.
Als Einzeldenkmal anerkannt
Viel wichtiger als die äußere Hülle sei das Leben im Haus, vor allem das Helenes. Sie stamme aus einer bürgerlich-aristokratischen Familie, habe wegen ihrer Krankheit ein zum Teil isoliertes Leben geführt, aber dennoch viele Kontakte gepflegt. Albert habe hier Zeit zur Erholung verbracht und sein Hauptwerk, die „Mystik des Apostels Paulus“ fertiggestellt. Seit 2001 ist das Haus „Forum für Information und Kommunikation“, mit Exponaten und detaillierten Infos zum Ehepaar. Die in den Fokus zu rücken, ist ein wichtiges Anliegen der politische Gemeinde und des Historischen Vereins als Hauptträger.
Deutschlandweit einzige Haus eines Nobelpreisträgers
Die Brüdergemeine unterstützt mit vergünstigter Miete, die Zinzendorfschulen mit Reinigungsleistungen, der Handels- und Gewerbeverein mit einem jährlichen Zuschuss. Laut Schaible handelt es sich um das deutschlandweit einzige Haus eines Nobelpreisträgers.
Gedenken an einem authentischen Ort
Wichtig sei, das Gedenken an das Ehepaar Schweitzer an einem authentischen Ort zu bewahren, an dem Erfreuliches und Trauriges stattgefunden habe. Mit der Mutter in der Klinik und dem Vater in Afrika sei es für Tochter Rena sicher nicht immer einfach gewesen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg habe Schweitzer Besuch von vielen Berühmtheiten bekommen, die ihm nach eigener Aussage „die Zeit stahlen“. Das Gebäude zeige im Erdgeschoss nicht mehr so den Geist Schweitzers. Das Obergeschoss habe der dortige Mieter auf eigene Kosten zurückgebaut. Link und Schaible dankten Ehrenamtlichen, ohne die der Betrieb nicht möglich wäre, da sie Aufsichten und Führungen übernehmen. Sie verwiesen auch auf die neuste Errungenschaft, einen Bücherschrank mit Schätzen wie handschriftlich korrigierten Erstausgaben Schweitzers.
Sein geistiges Werk sei nach wie vor hochaktuell, beispielsweise mit dem Kampf gegen Atomwaffen und sei auch Thema der multimedialen Dauerausstellung.
Annemarie Walter, eine der Ehrenamtlichen, verwies auf die Öffnungszeiten, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr, wobei auf Anfrage für Gruppen Führungen möglich sind.
So wird gefeiert
Programm
Das 100-jährige Bestehen des Gebäudes soll mit zwei Vorträgen und einem Tag der offenen Tür gefeiert werden. Verena Mühlstein spricht am Sonntag, 30. April, ab 19.30 Uhr im Saal „Katharina von Gersdorf“ als Biografin Helene Schweitzers vor allem über deren Leben. Sie sah es trotz aller Widrigkeiten als ihre Lebensaufgabe, ihren Mann Albert zu unterstützen. Einige neue Forschungserkenntnisse sollen zur Sprache kommen. Am Sonntag, 21. Mai, spricht Folkhard Cremer vom Landesamt für Denkmalschutz über „100 Jahre Albert-Schweitzer-Haus – Architektur und Baugeschichte“ sowie den Architekten Wilhelm Weigel. Ebenfalls am Sonntag, 21. Mai, dem internationalen Tag des Museums, öffnet das Albert-Schweitzer-Haus in Königsfeld seine Pforten. Bei freiem Eintritt ist ab 16 Uhr eine Führung geplant, für die eine vorherige Anmeldung notwendig ist. Ab 15 Uhr steht an diesem Tag im Garten außerdem ein Puppenspiel für die ganze Familie auf dem Programm.