Bürgermeister Thomas Haas (von links) überreichte das Ehrenschild mit Urkunde an Hans Harter. Darüber freut sich auch dessen Partnerin Beatrix Beck. Foto: Wegner

Dem "ehrbaren weisen Schultheiß und dem wohlweiser Rath" galt Hans Harter Dank für die Ehrung seiner Person, die nur wenigen Bürgern in Schiltach angedeiht: Der Verleihung des Ehrenschilds der Stadt. Die Auszeichung wird nur ganz selten vergeben. Hans Harter hat sie sich aber redlich verdient.

Schiltach - Er habe nur das zurückgegeben wollen, was er erhalten habe – an vielen Informationen über die Geschichte Schiltachs und der Region, sagte Harter über seine Motivation über 50 Jahre intensiver Erforschung der Heimatgeschichte.

"Dieser ganz besondere Punkt", so Bürgermeister Thomas Haas, stand am Beginn der Schiltacher Gemeinderatssitzung vom Mittwoch.

Die Überlegung, so Haas, Hans Harter das Ehrenschild der Stadt zu verleihen, habe schon seit längerem bestanden, informierte er die zahlreichen Gäste. Da es aufgrund der Pandemie keine sportlichen und musikalischen Wettbewerbe – und somit auch keine zentrale Ehrungsveranstaltung gebe, sei der Rahmen der Ratssitzung gewählt worden.

Kaum ein anderer habe sich um die Geschichtsschreibung in Schiltach so verdient gemacht, wie Harter, sagte Haas, der diesen nicht nur als "Spiritus Rector", also der treibenden Kraft der Geschichtsschreibung in Schiltach, bezeichnete, sondern ihn auch, da er Licht in die Gesichtsforschung von Schiltach gebracht habe, als "Thomas Alva Edison" der Geschichtsschreibung bezeichnete. Wenn man sich einen Überblick verschaffe, was er alles veröffentlicht habe, stelle man fest, was er für einen Einsatz zeige. Harter sei ein "gelernter Historiker, der mit viel Herzblut dafür sorgt, dass alles bis ins Detail stimmt." "Nichts in der Geschichte der oberen Kinzigtals ist vor seinen Forschungen sicher," sagte Haas. Vom historischen Verein über die Schiltacher Flößer, dem Geschichtsverein Mittelbaden sowie beim Kreis Rottweil sei Harter geschätzt.

Obwohl einst beruflich in Freiburg tätig, sei das Herz Harters immer in Schiltach verhaftet geblieben. Haas erwähnte die vielschichtige Quellenarbeit in den Archiven, die zahlreichen Veröffentlichungen, darunter die maßgebliche Beteiligung am Schiltachbuch "Schwarzwaldstadt im Kinzigtal" und deutlich mehr. 1989 sei die Dissertation von Harter zur Besiedlung und den frühen Herrschaftsgebieten im Kinzigtal erfolgt. Haas erinnerte zudem an das Lehengericht-Buch, Ausstellungen, zahlreiche Vorträge Harters, über 100 Zeitungsartikel und nicht zuletzt die Erfassung von Kleindenkmalen.

Bernhard Rüth, Dezernent des Landkreises Rottweil, lobte das Engagement Hans Harters und betonte, die Stadt Schiltach ehre "heute einen Bürger, der sich um die Geschichtskultur und damit um das Gemeinwohl seiner Heimatstadt in besonderer Weise verdient gemacht hat." Er unterstrich die Aussage von Haas, Harter sei, der "Spiritis Rector der Schiltacher Geschichtsforschung". Wer ihn kenne, der wisse, dass er "einer der profiliertesten Historiker im Landkreis Rottweil" sei und die Geschichtskultur in Schiltach auf ein professionelles Fundament gestellt habe.

Im historischen Verein für Mittelbaden sei Hans Harter eine hochgeschätzte Persönlichkeit, dessen Verdienste mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt worden seien. In thematischer Hinsicht sei das Spektrum ungemein breit gefächert. Er beschreibe die regionalen Verhältnisse von der Adels- und Burgengeschichte bis zum NS-Regime.

Zu seiner Dissertation habe der Geehrte eine profunde Untersuchung zur Besiedlung und Herrschaftsbildung im Mittleren Schwarzwald vorgelegt, "die längst als Standardwerk der Mittelalterforschung zu diesem Kulturraum gilt." Vom "Epizentrum" Schiltach aus "hat Harter seine Studien in konzentrischen Kreisen erweitert – auf den gesamten mittleren Schwarzwald und das angrenzende Land am oberen Neckar". Im Fokus seiner Forschungen stünden besonders der Raum Schramberg und neuerdings auch Rottweil, erinnerte Rüth, der mit einem Weingeschenk des Landrats aufwartete.

Cornelius Gorka vom Historischen Verein für Mittelbaden verwies darauf, dass es wohl kein Thema in Schiltach gegeben habe, mit dem sich Harter nicht beschäftigt habe. Bereits Ende der 60er-Jahre habe er als Studienreferendar bei Ausgrabungen der Willenburg mitgemacht. Seine Quellen seien in den Archiven der Stadt, der Landkreise und dem Landesarchiv Baden-Württemberg zu finden. Ihm selbst seien die Forschungen zum Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold in guter Erinnerung. "Wir wissen dadurch, dass die Weimarer Republik nicht nur Gegner, sondern auch viele Anhänger in Schiltach gehabt hat." Geschichte, so Gorka, dürfe nicht vergessen, sondern müsse den Menschen immer wieder vermittelt werden. Dazu trage Harter bei. Er sei keiner, der alleine im stillen Kämmerchen forsche, "sondern sucht bewusst den Kontakt zu anderen Geschichtsinteressierten."

Dass "Harters jugendliche Produktivität noch lange halten wird", wünschte der Vorsitzende des Historischen Vereins Schiltach, Markus Armbruster, und gratulierte ebenfalls.

"Nach so viel Ehre, Anerkennung und Lob steht mir in dieser gut geputzten Halle kein Mauseloch offen, in das ich mich flüchten könnte", sagte der Geehrte in seiner Dankesrede. Von daher wolle er in die Vergangenheit flüchten und nannte mehrere Ehrenschildträger vor ihm mit denen er sich verbunden fühle, zumal er ihnen einiges auch verdanke. Dabei nannte er als erstes Julius Hauth, der 1949 sein Lehrer gewesen sei, "der mir lesen schreiben und rechnen beibrachte"; ihm verdanke er "viele Hinweise aus der Schiltacher Geschichte von der Römerzeit."

Er dankte auch dem historischen Verein für Mittelbaden, bei dem er bereits 1960 als Mitglied geworben worden war, als er noch am Gymnasium in Schramberg war, dafür, dass sich die Zeitschrift "Ortenau" für seine Veröffentlichungen geöffnet habe. Auch von "Highlights" in seiner Geschichtsforschung berichtete der Geehrte, so dass sich ein auf der Willenburg gefundener geschnitzter Knochen mit Hundekopf 30 Jahre später als sehr gut erhaltener Abzugsbügel einer Armbrust herausgestellt habe. Und das Protokollbuch des Reichsbanners "Schwarz-Rot-Gold" sowie der Fund des Banners selbst, das ihm Elly Trautwein ermöglicht habe, erwähnte er als große Besonderheit. Und nicht zuletzt hätte über ein Bild gezeigt werden können, dass Flößer aus Schiltach das Flößen auf der Ybbs in Österreich mitbegründet hatten.