Hier das einstige Nobelhotel Zum Hirschen, von einem alten Bild reproduziert. Foto: Kommert

Anfang September 2022 feierte ein Haus, genauer deren Bewohner, ein "goldenes" Jubiläum: Das Apartmenthotel Hirschen in der Ortsmitte Schönwalds wurde vor 50 Jahren offiziell eingeweiht.

Schönwald - Viele Jahre lang festeten viele Schönwälder gemeinsam mit Wohnungseigentümern in der hauseigenen Bar "Funzel", Feiern, bei denen es oftmals heiß herging. Doch der "Hirschen" hat eine viel längere Geschichte. Wo heute, seit 50 Jahren, das große Apartmenthotel Hirschen dem Ortsbild Schönwalds seinen Stempel aufdrückt, gab es schon früher ein Hotel-Restaurant gleichen Namens. Dies wurde 1969 nach langer Geschichte abgerissen. Einst muss dieses Haus an der Ortsgrenze gestanden sein, denn seit 1564 fand der "Dorfhof" zusammen mit dem damaligen "Äußeren Wirtshaus" häufig Erwähnung.

Zu diesem Hof muss ein riesiges Grundstück gehört haben, denn immer wieder findet man Hinweise darauf, an wen beispielsweise "Hirschwirt" Georg Siedle Grundstücke zum Bau neuer Häuser veräußerte. Das Hofgut umfasste 1740 Wirtschaft, Speicher, Mühle und Backküche, ab 1847 war es Wohnhaus mit "Schildwirtschaftsgerechtigkeit" und hieß "Zum Hirschen". Eine Gießerwerkstatt, eine Waschküche, ein Fruchtspeicher, die Dorfsäge und ab 1872 auch eine Kegelbahn gehörten ebenso dazu wie viel Feld und Äcker. Im April 1906 verbrannte der Dorfhof – an seiner Stelle ließ der neue Eigentümer Karl Ketterer das prächtige Hotel "Zum Hirschen" neu erbauen. Der Hotelier aus Offenburg übernahm zugleich das benachbarte Kurhaus Viktoria, das vom Brand verschont worden war. Schon 1918 verkaufte er den Hirschen an den Triberger Fabrikanten Josef Furtwängler.

Bei Kurgästen sehr beliebt

Obwohl das Hotel im Laufe der Jahrzehnte mehrfachen Pächterwechsel erlebte, war er bei Kurgästen sehr beliebt. Auch Schönwälder Familien profitierten von dem vornehmen Haus – ihre Töchter wurden dort als Arbeitskräfte eingestellt. Viele junge Frauen erlernten bei den qualifizierten Köchen die "vornehme Küche". Im Jahr 1969 verkaufte die Erbengemeinschaft Furtwängler das Haus an den Stuttgarter Investor Rudolf Ratzel mitsamt dem größten Teil der zugehörenden Felder und Wiesen. Ratzel aber ließ das Haus abreißen und verkaufte die Grundstücke weiter. An der Stelle des alten "Hirschen" baute damals die Firma Kurbau aus Baden-Baden dann das heutige Apartmenthotel Hirschen mit insgesamt 99 Apartments, die heute allesamt in privater Hand sind – allerdings sind nicht alle ganzjährig belegt.

Im September 1972 wurde der Neubau eingeweiht. Mit einem eigenen, nicht ganz kleinen Hallenbad, einer Sauna, einem hauseigenen Fitnessraum sowie der berühmten Bar "Funzel" genügt der "Hirschen" auch gehobenen Ansprüchen, wie man bei der kleinen Jubiläumsveranstaltung unschwer erkennen konnte.