Der Club aus Cannstatt muss an diesem Wochenende wieder sonntags ran, um 15.30 Uhr beim Hamburger SV. Foto: dpa

Die Gestaltung des Bundesliga-Spielplans ist eine Wissenschaft für sich, die Deutsche Fußball-Liga (DFL) muss etliche Interessen berücksichtigen. Von Willkür kann deshalb keine Rede sein – dennoch sind viele VfB-Fans sauer.

Stuttgart - An diesem Wochenende ist es mal wieder so weit. Wenn in der Bundesliga samstags um 15.30 Uhr die Kugel rollt, ist der VfB außen vor. Der Club aus Cannstatt muss sonntags ran, um 15.30 Uhr beim Hamburger SV – und irgendwie ist das ein gewohntes Szenario in der Hinrunde dieser Saison. Ganze drei Mal darf der VfB da insgesamt am Samstagnachmittag ran, was viele Fans auf die Palme bringt. Denn Freitagabends können viele Schichtarbeiter nicht ins Stadion, bei Auswärtsfahrten drohen lange Staus. Und bei Partien am Sonntag ist es je nach Entfernung oft so, dass viele Fans wegen der späten Rückkehr in der Nacht übermüdet bei der Arbeit erscheinen – oder, je nach Arbeitsbeginn, den Montag sogar freinehmen müssen.

Keine Frage: Samstags kickt es sich aus Fan-Sicht am schönsten, doch der VfB schaut meist in die Röhre. Der Samstagmittag ist, wenn man so will, Sperrzone, weshalb die für den Spielplan verantwortliche Deutsche Fußball-Liga (DFL) für viele Anhänger ein rotes Tuch ist. „Jeder Verein hat seine Wünsche“, sagt VfB-Sportvorstand Fredi Bobic. „Aber die Spielplangestaltung ist leider kein Wunschkonzert, es bringt nichts, polemisch zu werden.“ Bobic, der im ständigen Austausch mit der DFL steht, hält den Ball bewusst flach – und wer Nachforschungen bei der Liga anstellt, weiß, warum.

Denn aus der Zentrale ist zu hören, dass sich die Lage für den VfB in der Rückrunde deutlich verbessern könnte. Man achte darauf, dass sich bis zum Ende der Saison nach Möglichkeit alles ausgleiche, sagt ein Sprecher. In der Theorie bedeutet das, dass der VfB in der Rückrunde oft am Samstagmittag ran darf – ob es in der Praxis tatsächlich so kommen wird, wird sich zeigen.

Keine Willkür

Klar ist, dass die DFL viele Interessen berücksichtigen muss, wenn sie die genauen Anstoßzeiten festlegt. Und wer immer glaubt, es herrsche Willkür bei der Spielplangestaltung, ist auf dem Holzweg. Dazu genügt ein Blick auf die verschiedenen Richtlinien und Rahmenbedingungen.

Teilnehmer an der Europa League, deren Spiele donnerstags stattfinden, spielen in der Regel sonntags in der Liga. Teams, die in der Champions League aktiv sind, müssen dienstags ran, weshalb Sonntagsspiele in der Liga wegfallen. Und weil in der Königsklasse auch mittwochs gespielt wird, fallen in der Regel auch die nationalen Freitagsspiele weg. All das sind Voraussetzungen, die so ziemlich jeder Fußballfan auf dem Schirm hat – doch es wird komplizierter.

Wenn der FC Schalke 04 und Borussia Dortmund etwa an einem Spieltag jeweils auswärts ranmüssen, muss die DFL darauf achten, dass sich die Anfahrtswege der rivalisierenden Fans auf Autobahnraststätten und Bahnhöfen nicht kreuzen. Will heißen: Schalke darf zum Beispiel nicht am gleichen Tag in Bremen kicken, während der BVB in Hamburg, also ebenfalls im Norden, aufläuft. Bayern München und Zweitligist 1860 München teilen sich die Allianz-Arena – Heimspiele beider Clubs am selben Wochenende sind tabu. Wenn Zweitligist 1. FC Köln einen attraktiven Gegner empfängt, darf Nachbar Bayer Leverkusen wegen des Sicherheitsaspekts das nicht zur gleichen Zeit tun. Und während der Faschingszeit sind Heimspiele in den Hochburgen Mainz, Köln oder Düsseldorf prinzipiell ausgeschlossen.

Bobic verteidigt DFL

All das sind nur einige wenige Punkte, die die DFL zu berücksichtigen hat – die Gestaltung jedes einzelnen Spieltags und der genauen Anstoßzeiten ist deshalb fast schon eine Wissenschaft für sich. Deshalb betont VfB-Sportvorstand Fredi Bobic, dass Vorwürfe wegen der geringen Anzahl der Spiele am Samstagmittag „nicht angebracht sind“. Vielmehr habe die DFL in der jüngeren Vergangenheit Gutes geleistet. „Mittlerweile können trotz der eigentlich feststehenden Fernsehverträge sonntags drei statt nur zwei Partien stattfinden, das ist gut für die Teams, die donnerstags in der Europa League spielen müssen“, sagt Bobic.

Wie auch immer – die Treusten der Treuen reisen zu jedem Spiel des VfB, egal, wann es stattfindet. Einer von ihnen ist Joachim Schmid, Vorsitzender der RWS Berkheim, dem größten VfB-Fanclub. Schmid sieht die Spielplan-Problematik gelassen. „Man muss doch nur mal nach England oder Spanien schauen, da wird teilweise montags um 22 Uhr gekickt oder am Samstagmittag um 12 Uhr“, sagt er, „da sind wir im Schlaraffenland.“

Problematisch sind für Schmid vor allem die Auswärtsspiele am Freitagabend: „Da musst du dir wegen der langen Anfahrt und der Staus teilweise einen ganzen Tag Urlaub nehmen, auch das späte Spiel am Sonntag um 17.30 Uhr ist oft problematisch – wegen dem Arbeiten am Montag.“ Deshalb sei es für einige Fanclubs oft schwierig, vorab angemietete Busse vollzukriegen. Denn viele Anhänger, die Karten angefragt haben, springen ab, wenn die DFL die genauen Anstoßzeiten festgelegt hat und der VfB mal wieder nicht am Samstagnachmittag kickt. Das Problem könnte sich lösen – wenn sich in der Rückrunde tatsächlich alles ausgleicht.