Das Hindenburg-Straßenschild wird nicht abgehängt. Foto: Reich

Der Balinger Gemeinderat stimmte gegen eine Umbenennung der Hindenburgstraße.

Balingen - Die Entscheidung ist gefallen: Die Balinger Hindenburgstraße wird nicht umbenannt. Das beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag. Der Antrag der Grünen hatte keinen Erfolg.

Wie im Falle des Ina-Seidel-Wegs – die deutsche Lyrikerin und Romanautorin lebte von 1885 bis 1974 – und der Pfitznerstraße – der deutsche Komponist, Dirigent und Autor Hans Erich Pfitzner lebte von 1869 bis 1949 – wird auch in der Hindenburgstraße eine Tafel angebracht, die das Wirken des ehemaligen Reichsmarschalls und Reichspräsidenten Paul von Hindenburg erläutert.

Mit den Tafeln sollen unter anderem die Verwicklungen der drei Personen im Nationalsozialismus aufgezeigt werden. Zudem hatte die Verwaltung darauf verwiesen, dass eine Umbenennung der Hindenburgstraße mit beträchtlichem Aufwand für die Verwaltung und die Anwohner verbunden gewesen wäre.

"Keine Sekunde lang ein Demokrat"

Mit 19 zu elf Stimmen bei einer Enthaltung war der Antrag der Grünen, die Hindenburgstraße umzubenennen, abgelehnt worden. Begründet wurde er unter anderem damit, dass Paul von Hindenburg im Ersten Weltkrieg als Leiter der Obersten Heeresleitung "in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Not und Elend über das deutsche Volk gebracht hat". Außerdem sei er maßgeblich an der Machtergreifung durch Adolf Hitler und die Nationalsozialisten beteiligt gewesen. "Herr Hindenburg war in seinem Leben keine Sekunde lang ein Demokrat."

Um ein "Verschütten" von Geschichte zu vermeiden, regten die Grünen die Anbringung einer Tafel mit dem Hinweis auf Hindenburg und die Gründe für die Umbenennung an. Um den Bewohnern der Straße ausreichend Zeit für die Adressänderungen zu geben, sollte die Umbenennung zum 1. Januar 2025 erfolgen. Die Grünen schlugen zudem vor, die Bürger an einer neuen Straßenbezeichnung zu beteiligen.

Teil deutscher Geschichte

Ulrich Teufel (SPD) sprach sich ebenfalls für die Umbenennung aus, da Hindenburg ein "schlimmer Teil der deutschen Geschichte gewesen ist". In die gleiche Kerbe schlug Günther Meinhold (CDU), der ausführte, dass Straßennamen nicht nur der Erinnerung dienten, sondern auch eine Ehrung bedeuteten. Aber: "Ein bisschen Ehrung gibt es nicht." Klaus-Dieter Schwabenthan hielt fest, dass die Freien Wähler geschlossen gegen die Umbenennung seien. Persönlichkeiten würden im Laufe der Zeit unterschiedlich beurteilt, ein Auseinandersetzen mit deren Leben und Wirken sei wichtig. Als "bedauerliche Person der Geschichte" bezeichnete Dietmar Foth Hindenburg. Eine Auseinandersetzung mit ihm sei geboten, was mit der zusätzlichen Tafel erreicht werde. Außerdem sei in den vergangenen Jahrzehnten keine Forderung nach einer Umbenennung erfolgt.

Klaus Hahn (CDU) fragte, ob es denn keine wichtigeren Themen als die Umbenennung gebe. "Geschichte ist wie sie ist", sagte er, wobei er darauf verwies, dass auch die Schulen bei der "Geschichtsbildung" gefordert seien.