Das hätte sicher ein Touristenmagnet werden können, doch alle Anzeichen sprechen dafür, dass aus den Haigerlocher Himmelsterrassen in der Oberstadt nichts mehr wird. Foto: AGB.H

Erinnert sich noch jemand an die „Himmelsterrassen“? Sie hatten im Sommer 2021 für Gesprächsstoff gesorgt. Doch mit der jüngsten Gemeinderatsentscheidung hat sich dieser Traum wohl erledigt.

AGB.H-Gemeinderätin Heike Letmathe und der Haigerloch-aktiv-Vorsitzende Martin Sprissler enthüllten seinerzeit kurz vor der Sommerpause einen kühnen Plan. Beide stellten im Gemeinderat eine Konzeption vor, welche nach Auffassung der beiden den Bereich zwischen Römerturm und Annakirche deutlich aufgewertet und dem Tourismus in Haigerloch einen ordentlichen Schub verpasst hätte.

 

Letmathe und Sprissler sprachen von „Himmelsterrassen“ und verstanden darunter eine dreiteilige Aussichtsplattform, die einen atemberaubenden Ausblick auf die Unterstadt und die Umgebung eröffnet hätte. „Hier kann der Augenblick der Freiheit geatmet werden, welcher mit dem Blick aufs Schloss gekrönt wird“, hieß es geradezu schwärmerisch in den schriftlichen Unterlagen zu dem Vorhaben.

Schwierige Rahmenbedingungen

Eine interessante Idee, die aber in den Wirren der Corona-Zeit und angesichts einer schwierigen Haushaltslage der Stadt dann aber (leider) doch mehr und mehr in Vergessenheit geriet. Schon bei der Präsentation standen ein paar Fragezeichen hinter der Idee: Der städtische Bauamtsleiter Hans-Martin Schluck hatte damals gewisse Zweifel, ob es der Untergrund hergebe, die weitgehend freischwebenden Himmelsterrassen an der bestehenden Straße zu verankern.

Auch die Finanzierung erschien schwierig. Es gab keine konkrete Kostenberechnung, aber als grobe Hausnummer für den visionären Entwurf wurden im Sommer 2021 eine Summe von rund 1,2 Millionen Euro in den Raum gestellt. Die AGB.H hätte sich eine Finanzierung dieser Investition über ein Drei-Säulen-Modell vorstellen können: mit Geldern der Stadt, mit Fördermitteln und mit Sponsorgeldern (Bürger, Firmen, eine Genossenschaft). Noch im März 2022 war bei der Hauptversammlung von „Haigerloch aktiv“ von einer Machbarkeitsstudie die Rede, welche der Verein anstoßen wollte. Man sprach von 28 000 Euro für eine solche Studie, die man über Spenden sammeln wollte.

Um Pläne ist es still geworden

Zweieinhalb Jahre nach der Präsentation des Vorhabens ist unserer Zeitung nicht bekannt, dass der Plan von Himmelsterrassen in irgendeiner Weise noch weiterverfolgt wird. Eine Studie ist bisher nicht entstanden.

Stattdessen wird der Bereich zwischen Römerturm und Annakirche ab März vom Landkreis (weil es eine Kreisstraße ist) und der Stadt (für Gehweg und 20 Meter Mauer zuständig) für Gesamtkosten von 918 000 Euro auf konventionelle Art saniert.

Ein kleines Trostpflaster bleibt aber: Die Aussichtskanzel gegenüber der „Krone“ bleibt immerhin so erhalten wie sie ist. Der Gemeinderat hatte zunächst beschlossen, sie zu verkleinern. Doch die Änderung der Pläne wäre teurer als die Kosteneinsparung von 6000 Euro.