Der Hilfsverein „Kinder brauchen Frieden“ baut ein sogenanntes „Daycare-Center“ in Kenias Hauptstadt Nairobi auf. Dort sollen Kinder aus Armenvierteln tagsüber betreut werden, während ihre alleinerziehenden Mütter und Väter die Ausbildung nachholen.
Seit seiner Gründung im Dezember 1993 setzt sich der Hechinger Hilfsverein „Kinder brauchen Frieden“ weltweit für das Wohl notleidender Kinder ein. Sei es auf dem afrikanischen Kontinent in Ruanda oder der Demokratischen Republik Kongo, im europäischen Bulgarien, Polen oder Kroatien oder in der Ukraine und Afghanistan. In knapp zehn Ländern sind die Ehrenamtlichen des Vereins aktiv – nun unterstützt der Verein ein weiteres Großprojekt.
Der Startschuss für das „Conny-Bierlmeier-Daycare-Center“ der „Friends of Bierlmeier Family Foundation“ in Nairobis Armenviertel Kawangware fiel bei einer Projektreise in das ostafrikanische Land zu Beginn des Jahres. Das berichtet Andreas Bierlmeier, stellvertretender Vorsitzender des Vereins, im Gespräch mit unserer Redaktion. Er ist der Bruder des Mitbegründers von „Kinder brauchen Frieden“, Michael Bierlmeier, der im Jahr 2009 verstorben ist. Andreas Bierlmeier will dazu beitragen, die Arbeit seines Bruders fortzuführen. Daher ist er vor rund drei Jahren aktiv in die Vereinsarbeit eingestiegen und kümmert sich seither um die Projekt in der Ukraine und in Afghanistan. „Trotz Rente bin ich gut ausgelastet. Für die Kinder mache ich das aber gerne“, sagt Bierlmeier über seine Arbeit.
Alleinerziehende aus Armenviertel unterstützen
Zurück nach Kenia: Dort steht das „Daycare-Center“ in der Hauptstadt Nairobi in den Startlöchern. Das Ziel des Projekts: Alleinerziehenden Müttern – und vereinzelt auch Vätern – aus dem Armenviertel mit der Betreuung ihrer Kinder unter die Arme zu greifen. „So können sich die Mütter und Väter auf ihren Schulabschluss oder ihre Berufsausbildung konzentrieren“, erläutert Bierlmeier den Hintergedanken. Denn: Nicht selten seien die Mütter durch eine Vergewaltigung schwanger geworden, weshalb ein Schulabschluss nicht mehr möglich gewesen sei.
Sportangebote, Nachhilfe, Mahlzeiten
Im „Daycare-Center“ sollen zum Start rund 30 Kinder im Vorschulalter aufgenommen werden. Im Tagesverlauf soll der Nachwuchs dort Sportangeboten nachgehen, Nachhilfe erhalten und mit Mahlzeiten versorgt werden. Vorerst ist das Projekt auf drei Jahre angelegt, informiert Bierlmeier weiter. „Mittelfristig dient das ‚Daycare-Center‘ als Hilfe zur Selbsthilfe.“ Denn: Verdienen die Mütter und Väter der Kinder Geld, können sie die Schulkosten ihres Nachwuchses bezahlen. So bestehe die Möglichkeit, aus dem Teufelskreis der Armut in den Slums zu entkommen.
„Kinder brauchen Frieden“ unterstützt das Projekt mit rund 20 000 bis 25 000 Euro. Zusätzlich gibt es mit Matthias Holzmann einen Projektverantwortlichen und Ansprechpartner beim Hechinger Verein. „In der Regel besuchen wir unsere Projekte auch jedes Jahr vor Ort“, gibt Bierlmeier Einblicke in die Vereinsarbeit. Sonst stehe man auch ständig über Online-Medien mit den Verantwortlichen vor Ort in Kontakt.
Helfer und Spender sind weiterhin gesucht
Das Glück von „Kinder brauchen Frieden“ in Kenia: Mit Jean Baptiste Sengayire gibt es einen Ansprechpartner und Vertrauten des Vereins, der das Projekt in Nairobi leitet.
Es wartet also weitere Arbeit auf die Ehrenamtlichen: „Wir kommen so langsam an unsere Grenzen“, berichtet Bierlmeier. Besonders für die Hintergrundarbeit in Deutschland habe man daher neue Helfer gesucht und gefunden. Wer sich engagieren möchte, ist aber weiter willkommen. Genauso Spender, die die Vereinsarbeit überhaupt erst möglich machen. Allein im Jahr 2023 hat „Kinder brauchen Frieden“ knapp 560 000 Euro in das Kindeswohl auf der ganzen Welt investiert.
Dass sich die Arbeit lohnt, hat Andreas Bierlmeier auf seiner weiteren Reisestation bewiesen bekommen. Nach dem Zwischenstopp in Kenia ging es nach Ruanda in das Flüchtlingslager Kiziba. Dort sorgt „Kinder brauchen Frieden“ für die Abhilfe der Lebensmittelknappheit vulnerabler Gruppen unter anderem mit Reis, Maismehl oder Bohnen.
Auf Sauberkeit wird in Ruanda Wert gelegt
Für Andreas Bierlmeier brachte die Zeit auf dem afrikanischen Kontinent auch interessante Eindrücke abseits der Hilfsprojekte. Er selbst kennt Ruanda seit einer Reise im Jahr 2002. Was sich an der öffentlichen Infrastruktur getan habe, sei immens: „Die Lebenssituation ist eine andere; Straßen wurden gebaut, wo wir 2002 nur mit dem Jeep durchgekommen sind.“ Auch in Sachen Sauberkeit könne sich Deutschland eine Scheibe abschneiden. Plastiktüten seien verboten und einmal pro Monat gebe es eine Sauberkeitsaktion.
Einsatz in der Ukraine
Spenden
Seit März 2022 ist „Kinder brauchen Frieden“ im Kriegsgebiet in der Ukraine aktiv. Möglich wurde die Unterstützung hauptsächlich durch Spenden, die Baden-Württemberg-Stiftung und dem Hilfsverein „3 Musketiere Reutlingen“, wie Andreas Bierlmeier, der die Ukraine-Hilfe bei „Kinder brauchen Frieden“ koordiniert, berichtet.
Beschuss
Jüngst wurde mit Hilfe des Hechinger Vereins die Kinderstation der Kinderklinik in Cherson – direkt an der Front gelegen – in den Keller verlegt. „Nun soll die Ambulanz folgen“, kündigt Bierlmeier an. Der Beschuss geht indes weiter.