Auch wenn die Strände malerisch aussehen, ist Joana Reuter doch überrascht, wie schnell bei der Reinigungsaktion die Säcke voll sind. Foto: Privat

Nach der Sprachschule in Woche eins stand noch ein kleiner Test an und Joana Reuter hatte ihr Spanisch-Zertifikat in der Tasche. Zeit, das Gelernte gleich in vielen interessanten Gesprächen anzuwenden.

Schramberg - Nach dem Spanisch-Abschlusstest wurden uns mexikanische junge Menschen zugeteilt, mit denen wir uns eine halbe Stunde lang auf Spanisch unterhalten haben. Die andere halbe Stunde haben wir auf Englisch geredet, damit die Mexikaner ihrerseits ihr Englisch verbessern konnten. Ich habe mit einer sehr netten Studentin geredet, das hat viel Spaß gemacht.

Märkte täglich geöffnet

Dann stand mein erstes freies Wochenende an. Am Samstag habe ich mit zwei Leuten aus meiner Unterkunft einen großen Markt im Zentrum besucht, den "Mercado municipal de Benito Juárez". Der Markt ist in einer riesigen Halle und von Lebensmittel über Blumen bis hin zu Kleidung gibt es wirklich alles. Eine Mexikanerin hat mir erzählt, dass viele hier keinen Kühlschrank haben und deshalb jeden Tag ihre Lebensmittel frisch kaufen, deshalb haben die Märkte hier täglich geöffnet.

Abends Bachata tanzen

Am Sonntag stand nach einem entspannten Strandtag abends Bachata tanzen auf dem Programm. Einen Salsa-Kurs hatte ich ja bereits absolviert – und Bachata ist dem ganz ähnlich, es sind beides Paartänze. Der Unterschied ist, dass man beim Bachata enger zum Tanzpartner steht. Nach dem Kurs haben wir in der Bar, in der er stattgefunden hat, gleich getanzt. Die Einheimischen konnten teils richtig gut tanzen, es war richtig cool zum Zugucken.

Müll am Strand sammeln

Meine erste Woche im Meeresschildkrötenprojekt startete mit einem "Beach-Clean-Up". Dabei sind wir am Strand entlang gegangen, um Müll einzusammeln. Das hört sich vielleicht nicht so spannend an, aber es war erschreckend zu sehen, wie viel Müll zusammenkommt.

Als ich gehört habe, dass wir den Strand aufräumen, bin ich davon ausgegangen, dass wir ewig am Meer entlang gehen müssen, um ein bisschen etwas zusammen zu bekommen. Denn an sich wirkt der Strand nicht verschmutzt. Aber schon nach einer halben Stunde standen wir mit zwei vollen Müllsäcken da. Und wir sind nicht wirklich weit gekommen: Wir haben es nur geschafft einen kleinen Strandabschnitt abzuarbeiten, bis unsere Säcke voll waren.

Schon der Weg ein Abenteuer

Am Dienstagabend war es endlich so weit, ich hatte meine erste Nachtschicht zur Suche nach Schildkröten-Eiern. Schon der Weg zum Strand war ein Abenteuer. Um 20 Uhr sind wir sieben Mädels im Dunkeln mit unseren Stirnlampen losgezogen. Gefühlt führte der Weg durch den dichtesten Dschungel, links und rechts waren Büsche und auf dem Weg waren Unmengen große Ameisen. Unser Ziel war das Schildkrötencamp direkt am Meer.

Stellung halten im Camp

Das ist eine Art Hütte zwischen ein paar Felsen, es besteht aus einem offenen Raum, mit zwei Hängematten und ein paar Sitzmöglichkeiten. Mich erinnerte es ein bisschen an einen Film, in dem ein paar Gestrandete auf einer einsamen Insel versuchen, einen Unterschlupf zu bauen. Neben der "Hütte" ist ein abgezäunter Bereich, wo die gefundenen Schildkröteneier vergraben werden, bis die Babys schlüpfen. Es ist immer jemand am Camp, um die Stellung zu halten.

Schnell sein

Unsere Hauptaufgabe bei dem Freiwilligenprojekt ist es, Schildkröten zu finden, die an den Strand kommen, um ihre Eier abzulegen. In Mexiko ist es zwar offiziell verboten – trotzdem essen 60 Prozent der Menschen in dieser Gegend die Schildkröteneier. Es gilt als ungeschriebenes Gesetz, dass die Eier der Person gehören, die sie findet. Unser Ziel ist es also, die Schildkröteneier zu sehen, bevor es jemand tut, der sie illegal verkaufen will.

Streit vermeiden

Am Dienstag haben wir eine Schildkröte gesehen, die am Strand ihre Eier abgelegt hat. Aber leider zu spät: Es saß schon jemand bei der Schildkröte und hat auf die Eier gewartet. Wir durften uns die Schildkröte nicht einmal ansehen. Uns wurde geraten, in einem solchen Fall Streit zu vermeiden und demjenigen aus dem Weg zu gehen.

Info: Die Serie

Die Sulgenerin Joana Reuter nimmt derzeit in Puerto Escondido im Süden Mexikos an einem vierwöchigen Hilfsprojekt mit dem Fokus auf Meeresschildkröten teil. Die Schwabo-Leser möchte die 18-Jährige an ihrer spannenden Reise gerne teilhaben lassen: In einer losen Serie wird sie regelmäßig von ihrer Zeit in Mexiko, von Land, Projekt und Leuten berichten. In diesem Teil berichtet sie über ihre ersten Gespräche mit Anwohnern und einer besonderen Putz-Aktion.