Angelika Albrecht und ihre Tochter Katharina Klink sammeln derzeit alles, was man in ihrem Geburtsort Altenburg (Ahr) zum überleben braucht und bringen es persönlich dort hin. Foto: Morlok

Für Angelika Albrecht und ihre beiden Kinder Katharina und Andreas, die in Altenburg (Ahr) geboren und aufgewachsen sind, ist die Flutkatastrophe, die ihr Heimatdorf nahezu komplett verwüstet hat, ein persönlicher Schicksalsschlag.

Horb-Talheim - Die beiden Brüder von Angelika Albrecht wohnen noch in dem kleinen Ort. "Einer meiner besten Freunde hat vier Kinder, mit denen er und seine Frau 13 Stunden auf dem Dach ihres Hauses ausharren mussten, bevor sie gerettet wurden", berichtete Katharina Klink, und ihre Mutter ergänzte, dass sie von ihren beiden Brüdern erst nach drei langen Tagen ein Lebenszeichen erhalten habe. "Das sind Ängste und Sorgen, das kann man sich normal gar nicht vorstellen", schilderte die Betroffene ihre Empfindungen der letzten Tage. Und diese Sorge war mehr als begründet, da es gerade in diesem Ort viele Tote zu beklagen gab.

Starke Verbundenheit

Wie sehr die Familien Albrecht und Klink aus Talheim – Katharina ist mit Albrecht Klink verheiratet – noch mit ihrem Geburtsort verbunden sind, das unterstreicht die Tatsache, dass Katharina noch vor vier Jahren mindestens einmal im Monat ihre Freunde und Verwandten in Altenburg besucht hat.

"Das ist seit der Geburt meines Sohnes vor drei Jahren nicht mehr so oft möglich, doch nun muss ich dort hin um zu helfen", sagte die 33-Jährige, der man die Sorgen, die sie derzeit umtreiben, im persönlichen Gespräch sehr anmerkt. Für sie und ihre ganze Familie ist es eine Herzensangelegenheit, den Menschen im Überschwemmungsgebiet zu helfen.

Existenzen vernichtet

Ein naher Verwandter der Albrechts betreibt in Arburg den Gasthof Faltin, den es seit dem Hochwasser in seiner ursprünglichen Form nicht mehr gibt. "Zuerst Corona und dann das Wasser – die Existenz dieser Menschen ist vernichtet, die haben nichts mehr", bedauert Angelika Albrecht.

Ihren Verwandten ereilte ein Schicksal, das er mit vielen Menschen aus dem Altenahrer Ortsteil teilen muss. Altenburg wurde in der Nacht zum Donnerstag (15. Juli) von der Ahr geflutet wie eine Badewanne, da Altenburg wie eine Bucht im Ahrgebirge liegt: vorne die Ahr, dahinter, in einem Kessel, das Dorf, das von steil aufsteigenden Berghängen begrenzt wird.

Es gab kein Entrinnen für die Altenburger. Und die Familie Albrecht erlebte einen Doppelschlag, den sie selbst bis heute noch nicht wirklich begreifen kann.

Andreas Albrecht ist seit Mitte der Woche mit der ersten Ladung Hilfsgüter unterwegs, darunter ein benzingetriebener Generator, eine Schmutzwasserpumpe und Feuerwehrschläuche, die ihm Rainer Hellstern von den Horber Stadtwerken zur Verfügung gestellt hatte, sowie einem Stromaggregat, Geld und anderen Hilfsmitteln. Albrecht sprach von surrealen Zuständen, die man sich kaum vorstellen könne.

Die gesamte Infrastruktur sei weggebrochen, und mit vernünftiger Strom- und Wasserversorgung rechnen die Menschen im überfluteten Ort erst wieder ab Oktober 2021. Bis dahin müssen sie schauen, wie sie überleben und sich ihre Existenzen wieder aufbauen.

Hilfsaktion startet

Daher versuchen die beiden Frauen von Talheim aus, Hilfsgüter zu beschaffen und den Transport nach Altenburg zu organisieren. Gebraucht wird, bis auf Kleidung, eigentlich alles. Angefangen von Babynahrung, Hygieneartikeln, Geld, Lebensmitteln, süßen Getränken wie Apfelsaft oder ähnlichem bis hin zu Gasgrills mit Kartusche. Unterstützung erhalten die beiden Frauen von namhaften Firmen aus der Gegend.

So stellt die Nagolder Firma AHG Wackenhut kostenfrei einen Transporter zur Verfügung, mit dem Katharina Klink mit ihrem Vater Reinhold an diesem Wochenende nach Arburg fahren. Sie haben Lebensmittel von der Metzgerei Kaupp, der Bäckerei Saur und Getränke von der Hochdorfer Brauerei und vieles mehr dabei, mit denen sie wenigstens etwas Not lindern können. Das Mutter-Tochter-Duo bedankt sich auf diesem Weg bei allen Spendern und hob vor allem die Talheimer, mit ihrer sensationellen Hilfsbereitschaft hervor.

Wer mithelfen möchte, kann sich entweder unter www.betterplace.me/unsere-familie-hat-in-den-fluten-alles-verloren oder über Paypal direkt zu albrecht-katharina@web.de wenden.