Dienstagmorgen am rumänisch-ukrainischen Grenzübergang: Michael Maier hat einen Transport in eine Kunstschule, etwa 100 Kilometer im Landesinneren, organisiert. Foto: Maier

Es klingelt lange, dann meldet sich Michael Maier. Er ist in der Ukraine, direkt am Grenzübergang nach Rumänien. Mit seinem Transporter hat er Hilfsgüter in eine Schule gebracht, 100 Kilometer von der rumänischen Grenze entfernt.

Zollernalbkreis/Sighetul Marmatiei - Bereits seit Kriegsbeginn organisiert der 32-jährige gebürtige Albstädter, selbst Vater von drei Kindern, Hilfstransporte in die Ukraine. Dorthin, wo sie am meisten gebraucht werden. Grundnahrungsmittel, Medikamente, Verbandzeug.

Lager in Rumänien leer

Jetzt, sagt er, sei sein Lager in Sighetul Marmatiei so gut wie leer, "bis auf ein paar medizinische Sachen". Jetzt hat seine Mutter Marion Probst, die in Albstadt-Laufen wohnt, über die sozialen Netzwerke seinen Hilferuf weitergeleitet – an die Familie, an Freunde und Bekannte. Für die ukrainischen Binnenflüchtlinge, Menschen aus den zerbombten Gebieten, die im Südwesten der Ukraine in der Nähe der rumänischen Grenze bei Sighetul Marmatiei Zuflucht gefunden haben, seien kaum noch Grundnahrungsmittel da, schreibt er. Die Transporte von der polnischen Grenze würden den unteren Teil der Ukraine nicht erreichen: "Die Menschen dort erhalten nur das, was über Rumänien reinkommt."

Haltbare Lebensmittel gefragt

Benötigt werden haltbare Nahrungsmittel wie Mehl, Reis, Nudeln, Salz, Zucker, Öl, Margarine, Dosen mit Gemüse, Früchte, Suppen, Fertiggerichte, zum Beispiel Bratkartoffeln, Wurstdosen, Kekse, zudem Baby- und Kindernahrung. Eventuell auch hygienische Produkte oder Medikamente wie Aspirin oder Paracetamol, Verbandsmittel. Alles, was dort gebraucht wird.

Drei oder viermal täglich über die Grenze

An diesem Freitag werde er mit seinem Sprinter medizinische Hilfsgüter nach Kiew bringen, sagt Michael Maier. Wie viele Transporte er schon in die Ukraine gebracht hat? Er weiß es nicht genau. Zuweilen, wenn ein größerer Transport ankomme, müsse er mit seinen zehn bis 15 rumänischen Helfern drei- oder viermal am Tag über die Grenze. Zuweilen müsse er auch in der Ukraine übernachten. Er habe auch dort Helfer, Familien, denen er vertraue.

"Ich musste mein Leben hinten anstellen"

Was ihn bei seinen Aktionen motiviert? Er habe eine solche Situation noch nie erlebt, sagt er. Er sei noch nie in der Ukraine oder in Rumänien gewesen. Da sei für ihn klar geworden, dass er was tun musste: "Ich musste mein Leben mal hinten anstellen, weil es Wichtigeres gibt: Menschen zu retten, sie mit Essen zu versorgen." Eines seiner ersten Erlebnisse, die ihn geprägt haben, war, als er einen ukrainischen Soldaten sah, der seine Frau und sein Kind auf die rumänische Seite in Sicherheit gebracht habe, sich mit einem Kuss verabschiedete, seine Kalaschnikow schnappte und zurück gezogen sei, in den Krieg.

Vom rumänischen Grenzübergang aus organisiert Michael Maier auch Busfahrten für Geflüchtete, die nach Deutschland weiterreisen wollen. Gerade habe er wieder sieben Busse für die Fahrt nach Deutschland bestellt. Derzeit, sagt er, sei die Situation am Grenzübergang entspannt. Weniger Flüchtlinge würden derzeit über die Grenze nach Rumänien kommen, viele seien auch in ihr Heimatland zurückgekehrt. Aber das, schätzt er, werde sich in den nächsten Tagen ändern. "Bomben fallen jetzt überall im Land, nicht mehr nur im Osten", sagt er. Da werden wieder viele Menschen flüchten.

Flüchtlinge in den Zollernalbkreis gebracht

1050 sind bereits im Zollernalbkreis angekommen. Für mehr als 200 davon hat Michael Maier den Transport organisiert. Die Sachspenden können an diesem Donnerstag und am Freitag von 15 bis 18.30 Uhr und Samstag von 9 bis 17 Uhr bei Marion Probst am Blockhaus, Ziegelstraße 13, in Laufen abgegeben werden. Auch eine Spendenkasse werde sie aufstellen, und Geldspenden sind online über die Adresse www.betterplace.org/de/projects/106984 möglich. "Jeder Euro zählt", sagt Marion Probst, "und allein schaffen wir es nicht."