Die Enttäuschung ist groß bei den Organisatoren der Bad Dürrheim FC-Spendenaktion. Ein Großteil der Spende muss zunächst eingelagert werden. Einer der Akteure hat 31 Familienangehörige verloren.
Über die Sozialen Medien wie Tik-Tok, Facebook oder Instagram erreicht sie die Nachricht. Die Videos und Nachrichten werden hundertfach geteilt und auch Medien haben es berichtet. Demnach lässt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ausländische Lkw nur in die Erdbebenzone rein, wenn diese mit einem Aufkleber seiner AKP-Partei tragen.
Wie sehr er die Berichterstattung kontrollieren will, darüber gibt die Süddeutsche Zeitung Einblick: Man habe diejenigen genau im Blick, „die gefälschte Darstellung oder Verzerrungen“ verbreiten. „Der Tag wird kommen, an dem wir das Notizbuch öffnen, das wir in der Hand halten.“
Mustafa Karacaoglan und Gaffari Cager sind die beiden Organisatoren, hinter denen der FC Bad Dürrheim steht. Gaffari Cager hat bei dem Beben 31 Familienmitglieder verloren. Sein Handy klingelt alle paar Minuten.
Verwandte auf dem Land helfen
Er zeigt auf seinem Smartphone ein Video und beschreibt: Zu sehen sind seine Cousinen, Schwestern, ein Onkel und Tanten. Seine kleine Nichte schaut verängstigt mit großen Augen in die Handykamera. Die Großfamilie sitzt in einem kargen Raum, auf dem Boden. Dieser ist notdürftig mit Decken etwas wohnlich gemacht. Die Frauen kochen. Sie seien froh, am Leben zu sein, beschreibt er. Viele Stadtbewohner hätten Verwandte auf dem Land, die sie aufnehmen, dort bekommen sie auch Lebensmittel – zu kaufen gebe es nichts.
Am Morgen bekam er die Nachricht von neun weiteren Toten in seiner Familie, am Donnerstag sind es 31 Tote, die er in seiner Großfamilie beklagen muss. Nachbarn helfen Nachbarn mit bloßen Händen, mit Spaten und Schaufeln. Sein Vater konnte einen Onkel nur noch tot aus den Trümmern bergen. Die Häuser, in denen die Familien lebten, stehen nur noch zum Teil. Trümmerhaufen in jedem Straßenzug sind auf den anderen Videos des Orts zu sehen. Hilfe von außen kam erst am dritten Tag.
Viele neue Häuser eingestürzt
Viele, auch neue Häuser, seien eingestürzt, erzählen die beiden Organisatoren. Auch solche die eigentlich erdbebensicher gebaut sein sollten. Auf einem weiteren Video sieht man eine Notaufnahme. Vor dieser liegen die Leichen, in mehreren Reihen auf der Zufahrtsstraße, auf dem Parkplatz, einige sind mit Tüchern abgedeckt. Sie werden in Massengräbern bestattet, erzählt Gaffari Cager.
Das Gebiet aus dem er stammt, ist hauptsächlich von Kurden bewohnt, aber nicht nur. Den beiden Männern ist es egal, welchem Volksstamm, welchem Glauben, die betroffenen angehören es sind alle Menschen.
Sie sind gerührt über die große Hilfsbereitschaft der Bad Dürrheimer. Aber nur die Babysachen wie Windeln, Hygieneartikel und Babynahrung werden an diesem Tag von einigen Personen abgeholt. Sie versuchen, die Dinge in ihren Kleinbussen und Pkw ins Land zu bringen. Müssen alles aber verzollen, obwohl es Hilfsgüter sind. So machen sich an diesem Tag einige aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis auf die über 4000 Kilometer lange fahrt in das Erdbebengebiet. Die restlichen Hilfsgüter werden eingelagert, erklärt Mustafa Karacaoglan, vielleicht könne sie bis in einer Woche ins Land gebracht werden.
Geld wollen sie keines. Die Gefahr ist zu groß, dass es beschlagnahmt wird, wird es privat überwiesen. Sollte die Hilfsgüter nicht in die Türkei gebracht werden können, gehen sie an andere Hilfsorganisationen, beispielsweise für die Ukraine-Hilfe.