Auf dem üblichen Spazierweg ist der 69-Jährige verschwunden – und wird nach längerer Suche gefunden. Er ist eine steile Halde hinuntergestürzt. Zahlreiche Rettungskräfte sind im Einsatz, bis er wieder in Sicherheit ist. Foto: Feuerwehr Oberndorf

Auf dem Lindenhof verschwindet ein 69-Jähriger auf seinem Spazierweg. Sogar die Bergwacht muss in dem unwegsamen und steilen Gelände, das Richtung Oberndorfer Ober- und Talstadt abfällt, ran.

Gegen 10 Uhr sei er aus dem Haus, erinnert sich Marina Fuhr an den Mittwoch, der nicht nur für sie noch einiges an Aufregung bereithalten sollte. Immerhin: Stunden später ist ihr Mann in Sicherheit, einigermaßen wohlbehalten. Befürchtungen waren da in eine ganz andere Richtung gegangen. Um so froher ist sie – und voller Dankbarkeit: „Da waren so viele Menschen im Einsatz, mindestens 30“, schätzt sie und ergänzt: „und elf Fahrzeuge“.

 

Tatsächlich ist an diesem Mittwoch einiges an Rettungskräften auf dem Lindenhof unterwegs. Denn Waldemar Fuhr wird vermisst. Er sei gegen 10 Uhr aus dem Haus gegangen, auf zu einer normalen Spazierrunde, „für eine Stunde an die frische Luft“. Für Marina und Waldemar Fuhr ist das ganz oft der Kapellenweg Richtung Kapf. Erst am Dienstagabend war der 69-Jährige aus dem Krankenhaus gekommen.

Eigentlich ist es ein guter Morgen

Wegen einer neurologischen Erkrankung ist auch seine seelische Gesundheit mitgenommen. Er fühlt sich nicht mehr so richtig wichtig, schämt sich ein bisschen, weil er auch im Geschäft nicht mehr richtig anpacken kann. Das Gefühl, überflüssig zu sein, macht ihm zu schaffen, erzählt uns seine Frau am Freitag.

Nicht so am Mittwochvormittag, wie sich glücklicherweise herausstellen wird. Unglücklicherweise geschieht aber etwas anderes. Marina Fuhr versucht nach der Entlassung ihres Mannes aus dem Krankenhaus gerade, Arzttermin und Medikation zu organisieren. Dass er an die frische Luft will, findet sie gut. Und es ging ihm eigentlich gut an diesem Morgen.

Hilflose Lage

Nach einer Stunde ist Waldemar Fuhr aber noch nicht wieder zu Hause. Seine Frau bekommt Angst. Ihr kommen Radionachrichten in den Sinn, in denen immer wieder von vermissten älteren Personen berichtet wird. Schließlich gibt es Handykontakt: Ihr Mann befindet sich in einer, wie die Polizei es nennt, „hilflosen Lage“. Wie genau er da hineingeraten ist, weiß er nicht. Ja, er habe sein Medikament genommen, nein, nicht mehrere, sondern nur eine Tablette, wie verordnet. Wo genau er sich befindet, kann er nicht sagen: „Ich weiß es nicht.“

Rettung aus unwegsamem Gelände

„Ich bin mit der Polizei den Weg gefahren“, berichtet seine Frau. Zwischenzeitlich war auch der Handykontakt abgebrochen. Sie hat eine Idee, wo Waldemar sein könnte. Und tatsächlich: Sie finden ihn in unwegsamem Gelände. „Nachdem durch die Feuerwehr ein sicherer Zugang zum Patienten hergestellt war, wurde dieser gemeinsam mit der Bergwacht gerettet und an den Rettungsdienst übergeben“, berichtet die Feuerwehr.

Marina Fuhr erinnert den Moment der Erleichterung. Sie durfte natürlich nicht zu ihrem Mann – sie hätte sich möglicherweise selbst in Gefahr begeben –, sondern musste abwarten, bis die Rettungskräfte ihn sicher wieder auf den Weg gebracht hatten. Er sei ansprechbar, allerdings etwas unterkühlt, habe man ihr bekundet. Und, ja, sie merkt es, als sie ihm über die Wange streicht.

„Dankeschön an die Helfer“

Sofort wird er ins Krankenhaus gebracht. Zwei Stunden später kann Marina ihren Mann dort besuchen. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Inzwischen ist Waldemar Fuhr im Vinzenz-von-Paul-Hospital in Rottweil. Seine Frau ist froh: Dort werde sich jetzt intensiv gekümmert, geschaut, die Medikamenteneinstellung überprüft.

Und jetzt ist für Marina Fuhr höchste Zeit, noch eine Sache zu erledigen: „Ich will einfach Dankeschön sagen an die vielen Helfer“, sagt sie – und ist auch zwei Tage nach dem Schrecken und der Sorge noch immer überwältigt.