Die Hebamme kümmert sich auch vor der Geburt um die Schwangere. Foto: © KAMPUS - stock.adobe.com

Jede versicherte Frau in Deutschland hat Anspruch auf die Hilfe durch eine Hebamme, doch nicht jede Mutter findet tatsächlich eine.

Horb - Auch in der Region gebe es immer weniger Hebammen. Dorothea Fritz, freiberufliche Hebamme und Inhaberin einer Praxis und des Geburtshauses Horb, beobachtet den Rückgang an Personal in der Geburtshilfe schon seit vielen Jahren.

Bereits vor drei Jahren war der Mangel sichtbar. Laut einer Studie der Kartenmacherei GmbH nahm bereits 2019 jede fünfte Frau keine Leistungen einer Nachsorgehebamme in Anspruch. Hauptgrund hierfür sei die fehlende Verfügbarkeit. So stimmen 48,5 Prozent der befragten Frauen ohne Nachsorgehebamme der Aussage "Ich habe keine Hebamme gefunden, die in meiner Näher war" voll und ganz oder zumindest teilweise zu.

Hohe Arbeitsdichte, niedrige Löhne

Viele freiberuflichen Hebammen haben sich aufgrund hoher Haftpflichtprämien aus ihrem Beruf zurückgezogen oder arbeiten nur noch wenige Stunden, um der Sozialversicherungspflicht zu entgehen. Weitere Gründe seien so Fritz, die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen. "Wenn man als Hebamme arbeitet, muss man sich auf eine hohe Arbeitsdichte einstellen. Dazu gehören auch Nacht- und Wochenend- und Feiertagsdienste."

Anfang des Jahres schrieb Dorothea Fritz dem Verantwortlichen des Hebammenverbandes, dass die freiberuflichen Hebammen dringend eine Gebührenerhöhung benötigen. Getan hat sich bis heute nichts. Mit einer Gebührenerhöhung um 40 Prozent wäre es für die freiberufliche Hebamme möglich von einer vierzig-Stunden-Woche zu leben, momentan gehe das nicht. Seit 2017 ist die Bezahlung für freiberufliche Geburtshelfer gleichgeblieben.

Notstand in der Region

Richtung Eutingen, Sulz und Nagold gebe es so gut wie keine Hebammen mehr. Seit 15 Jahre beobachtet Dorothea Fitz einen besonders starker Rückgang an Hebammen auf dem Land. Besonders an Nachwuchs fehle es. Das macht sich auch in der Praxis von Dorothea Fritz bemerkbar. "Wir müssen täglich Frauen abweisen, weil wir keine Kapazität mehr haben", so Fritz. Aktuell werden im Geburtshaus in Horb lediglich Frauen mit Entbindungstermin ab März 2023 aufgenommen, denn aller Termin bis dahin sind bereits voll.

Rat bei der Mutter

Mütter, die keine Nachsorgehebamme in Anspruch nehmen konnten, wenden sich mit ihren Fragen nach der Schwangerschaft oft an den Kinderarzt. Auch Infomaterial aus der Klinik und vom Gynäkologen schafft Orientierung. Eine weitere wichtige Anlaufstelle bei Fragen rund um das neugeborene Baby ist das soziale Umfeld. So gaben über die Hälfte der befragten Frauen an, dass sie sich Rat bei der eignen Mutter eingeholt haben.