Mit vollem Einsatz halfen die Schüler beim Aufladen der Schrottbetten auf den Lkw. Fotos: Olli Carstens Foto:  

40 Stockbetten, 80 Matratzen, 100 Spannbettlaken und 80 Matratzenschoner gingen bei der zweiten Spendenaktion des Hilfsprojekts „Epupa Primary School“ auf eine 910 Kilometer lange Reise durch Namibia: von der Hauptstadt Windhuk bis in den Nordwesten an der Grenze zu Angola.

Peter Stumpf aus Loßburg, Thomas Zink aus Baiersbonn sowie Anschi und Achim Wurster aus Buchenberg im Allgäu starteten das Projekt vor zwei Jahren. Unterstützt wurden sie von Firmen, Organisationen und Privatpersonen. Auch Multivision-Veranstaltungen sorgten für das Gelingen, teilen die Verantwortlichen in einer Pressemitteilung mit.

Begleitet wurde der Transport durch Namibia von Achim Wurster, Peter Stumpf und ihrem Teamkollegen Olli Carstens von Buschmann Safaris. In Sachen Logistik unterstützte sie Frank Schatz vom Lions Club Windhuk, der den Lkw mit 3,2 Tonnen Material auf der Ladefläche fuhr.

Los ging es am frühen Morgen in Windhuk. Bei Anbruch der Dunkelheit erreichten sie das Städtchen Opuwo, was übersetzt „Ende der Welt“ bedeutet. Hier endete die Teerstraße. Eine 170 Kilometer lange Schotterpiste lag vor ihnen. Kurz hinter Opuwo wurde das Nachtlager im Busch aufgeschlagen. Mit bis zu 40 Stundenkilometern tuckerte der Tross am nächsten Tag über die hügelige Piste, bis er an der Schule ankam.

Rektor empfängt Gruppe

Rektor Paulus Mumati empfing die Gruppe. Trotz der Ferien hatten sich am darauffolgenden Tag rund 50 Schüler zusammengefunden, die Mumati zusammengetrommelt hatte, um beim Entladen des Lkw zu helfen. Gespannt warteten die Kinder, bis sich die Spanngurte um das mitgebrachte Material lösten. „Es war schon rührend, wie die kleinen Stöpsel mit Freude anpackten und die schweren Metallteile sowie die Matratzen in die Unterkünfte trugen“, erinnert sich Stumpf. Ein zusammengebautes Stockbett wiegt 72 Kilo und besteht aus vier Einzelteilen.

Die Kinder freuen sich über neue Betten in der Schulunterkunft. Foto: Olli Carstens

Um dem Chaos vorzubeugen, übernahm Wurster das Kommando in den Unterkünften, um die Rahmen, Bettroste und Matratzen auch dort zu platzieren, wo sie aufgebaut werden sollten. Anschließend wurde der Lkw mit den alten Schrottteilen beladen. Frank Schatz fuhr damit zurück nach Windhuk. Vom Schrotthändler gab es umgerechnet noch rund 160 Euro dafür, welche in das nächste Projekt „Wasser für die Epupa Primary School“ fließen.

Brunnen ausgetrocknet

Der Nachmittag stand im Zeichen des Wasserproblems, denn der Brunnen an der Schule ist ausgetrocknet. In Rücksprache mit dem Geohydrologen Frank Bockmühl bringt eine tiefere Bohrung keinen Erfolg. Bereits vor zwei Jahren, als ein zweites Bohrloch an der Schule geschlagen wurde, war der Wasserfluss sehr schwach. In 400 Metern Entfernung gäbe es jedoch ein ergiebiges Bohrloch. Die Expertise zeigte auch einen Wasserfluss von 30 Kubikmetern in der Stunde.

Unterirdische Leitung

So traf sich das Team mit dem Grundstückseigner. Bei der Besichtigung flog Olli Carstens das Gelände mit seiner Drohne ab. Das Ergebnis zeigte, dass aufgrund des Höhenunterschieds ein neun Meter hoher Stahlturm gebaut werden muss, auf dem zwei 5000 Liter Zisternen platziert werden. Des Weiteren werden Solarmodule und eine Pumpe benötigt, sowie ein stabiler Zaun zum Schutz der Anlage. „Bei so einer Größe muss zusätzlich ein Architekt und Statiker hinzugezogen werden“, führte Schatz aus. Ebenso muss eine Wasserleitung einen halben Meter unterirdisch verlegt werden, damit die Rinder sie nicht zertrampeln. Die erste Kostenschätzung beläuft sich auf circa 15 000 Euro. Dies ist laut Pressemitteilung die einzige Möglichkeit, um die Schule langfristig mit Wasser zu versorgen.

Weitere Infos gibt es unter www.epupa-school.de.

Die Epupa Primary School

Der Ursprung
 Die Epupa Primary School befindet sich im Kaokoland im Nordwesten Namibias, etwa 20 Kilometer unterhalb der Epupafälle, die vom Grenzfluss des Kunene gespeist werden. Hier lebt das letzte indigene Volk der Ovahimbas. Gegründet wurde die Schule 2005 als mobile Schule mit einem Lehrer und 16 Schülern. Damals diente ein Zelt als Klassenzimmer und der Lehrer reiste den Schulkindern hinterher, denn der Volksstamm der Himba lebt eigentlich als Nomaden. 2012 wurde die Epupa Schule an einem festen Standort errichtet. Bedingt durch die Schulpflicht sind viele Himba sesshaft geworden und nur die männlichen Familienmitglieder ziehen mit ihren Rindern zu neuen Weideplätzen. Der Rektor der Schule, Paulus Mumati ist selbst kein Himba. Er gehört der Bevölkerungsmehrheit der Ovambos an. Zwar bezahlt der Staat die mageren Lehrergehälter und stellt das karge Inventar bereit, aber für die Versorgung von Lehrern und Schülern muss die Schule selbst sorgen. Die damals knapp 100 Schüler im Alter von fünf bis 16 Jahren waren die ganze Woche über in der Schule. Bis zu 20 Kilometer Fußmarsch und mehr mussten die Kinder und Jugendlichen jeden Montag hin und jeden Freitag zurück bestreiten.

Die Unterbringung
Da es kein Internat gibt, zahlt die Regierung auch nicht für Verpflegung und Unterkunft. Die Mädchen schlafen in einer Wellblechhütte, die außerhalb des Schulgeländes aufgestellt wurde. Die Buben im Klassenzimmer mit ihren Lehrern. Es gibt eine Tafel, genormte und abgewohnte Stahlrohrmöbel, bunte Bilder mit dem ABC, den Wochentagen oder dem menschlichen Körper an der Wand sowie nackten Betonboden. In den Jahren 2018/2019 wurde dann ein Hostel mit Sanitäranlagen gebaut. Der Schulbesuch ist seit 2013 kostenlos, vorher waren umgerechnet 30 Euro pro Trimester zu bezahlen.