Gerhard Schrempp (hinten) und Sven Feuser organisieren die Schuldnerberatung im Caritasverband. Sie unterstützen überschuldete Personen beispielsweise bei der Erstellung von Zahlungsplänen und Vergleichsangeboten. Foto: Caritas

Wer in finanzielle Schwierigkeiten gerät, sollte schnell handeln. Der Caritasverband Kinzigtal bietet Unterstützung – denn Überschuldung belastet nicht nur finanziell, sondern auch psychisch. Das Angebot kommt bei den Betroffenen gut an.

Etwa 5,5 Millionen Menschen in Deutschland sind überschuldet. Viele von ihnen kommen aus eigener Kraft und ohne Unterstützung nicht mehr aus der Schuldenspirale heraus. Darüber informiert die Caritas Kinzigtal in einer Mitteilung. Diesen Personen bietet die Schuldnerberatung des Verbands mit Gerhard Schrempp und Sven Feuser kostenlose und kompetente Hilfe an.

 

Bis zu einem Jahr sind Menschen dabei vom Erstkontakt bis zur Regulierung, also der Erstellung eines Zahlungsplans oder der Beantragung eines Insolvenzverfahrens, in Kontakt mit der Schuldenberatung. „Das ist abhängig von den Schritten, die einer Regulierung vorausgehen müssen, der Anzahl der Gläubiger, der Zeit, die sich Gläubiger für Rückmeldungen lassen und natürlich auch der Motivation der Leute. Falls sich nach einer Regulierung Fragen ergeben, begleiten wir die Menschen weiter“, erklärt Schuldnerberater Gerhard Schrempp auf Nachfrage unserer Redaktion.

Für Betroffene sei nicht nur ihre finanzielle Not belastend, viele leiden psychisch enorm unter ihrer Situation, weiß Schrempp. Neben Existenzsicherung und Schuldenregulierung zählen deshalb psychosoziale Wirkungen zu den zentralen Effekten der Beratung. Als besonders häufige Gründe für eine Überschuldung nennt der Experte beispielsweise Arbeitslosigkeit, Krankheit, mangelnde Finanzkompetenz. „Oft ist es ein Mix aus mehreren Ursachen, die sich gegenseitig bedingen“, ergänzt er. Auch Trennung oder Scheidung zählen zu den möglichen Gründen, ebenso wie längerfristiges Niedrigeinkommen. In der Statistik des Caritasverbands Kinzigtal sei dabei seit 2018 keine besondere Veränderung der Gründe zu beobachten.

Auch die Verteilung der Menschen, die die Beratung in den vergangenen acht Jahren in Anspruch genommen haben, blieb einigermaßen stabil, so Schrempp: „Etwas mehr Männer als Frauen suchen den Weg zu uns. Knapp ein Viertel der Ratsuchenden ist dabei unter 30 Jahre alt“.

94 Personen haben 2024 das Angebot genutzt

Wenig Veränderung habe es auch bei der Haushaltsgröße gegeben. Rund 40 Prozent haben einen Ein-Personen-Haushalt. Ebenso blieben die Forderungsarten mit Telefonanbietern, Versicherungen und Bankkrediten unverändert. „Die sind mancherorts superleicht zu haben“, erklärt Schrempp. Beobachten konnte er allerdings, dass die Zahl der Menschen im Alter von mehr als 60 Jahren seit 2018 leicht zugenommen hat.

Im vergangenen Jahr waren 94 Personen in der Caritas-Schuldnerberatung, informiert sie in der Mitteilung. 55 von ihnen waren männlich. 40 Prozent der Ratsuchenden waren zwischen 21 und 40 Jahren alt, 13 Prozent über 60 Jahre. Mehr als die Hälfte stand in einem Beschäftigungsverhältnis, einige mussten ergänzend Bürgergeld in Anspruch nehmen. Interessant ist die Tatsache, dass ein großer Teil der Klienten trotz Arbeitseinkommen nicht über pfändbares Einkommen verfügt.

„Schuldnerberatung hat eine positive Wirkung auf die persönliche, gesundheitliche und finanzielle Situation der Klienten,“ beschreibt der Caritasmitarbeiter die Ergebnisse einer Umfrage unter den Beratenen des Jahres 2023. Die Befragung wurde laut der Mitteilung der Caritas bewusst nicht sofort nach dem Beratungsende gemacht. So konnte geprüft werden, wie die Beratung mit etwas Abstand bewertet wurde und wie sich die persönliche Situation in der Zwischenzeit darstellt.

Positiv wurde unter anderem benannt, dass man einen besseren Überblick über die Finanzen habe.

Schrempp hat Tipps zum Anfang des Prozesses

Der Hälfte der Befragten gehe es gesundheitlich besser. Ebenso die Hälfte gab an wieder besser schlafen zu können. Für die Schuldnerberatung und die Begleitung durch den Caritassozialdienst bis zu einer Regulierung der Schulden wurde die Schulnote 1,2 vergeben.

Schrempp nennt mehrere kleine Schritte, die dabei helfen können, aus einer Verschuldung herauszukommen: „Man kann eine Übersicht über die monatlichen Einnahmen und Ausgaben erstellen – und das penibel und nicht nur einmalig. Briefe sollten geöffnet und die Unterlagen, soweit möglich, in Ordnung gebracht werden. Außerdem sollte man seine finanzielle Lage nicht verschweigen, auch wenn man sich vielleicht schämt.“ Die Beratung der Caritas arbeite vertraulich, betont er und ergänzt: „Je früher man das Problem behandelt, umso größer sind die Chancen es loszuwerden – ähnlich wie bei einer Krankheit.“

„Caritas öffnet Türen“

Die Rückmeldungen zur Schuldnerberatung unterstreiche auch das Motto der diesjährigen Caritas-Kampagne: „Caritas öffnet Türen“. Es seien Türen zu einem wirtschaftlichen Neuanfang, Türen zu neuer Motivation und neuem Selbstbewusstsein, meint Gerhard Schrempp. Weitere Infos gibt es unter caritas-kinzigtal.de/schuldnerberatung.