Der kleine Hugo hatte in einer Kfz-Werkstatt Schutz gesucht. Foto: Salome Menzler

Wer einen kranken oder verletzten Igel findet, bringt ihn oftmals zu einer Igelstation - wie in Würzbach. Wie es „Hugo“ dort erlebt hat und warum sein Schicksal nicht jedes Tier trifft.

„Hugos“ Geschichte beginnt im Nordschwarzwald. Mitte des Jahres muss er irgendwo in der Gegend von Neuweiler geboren sein. Nur wenige Monate, bevor er in einer Kfz-Halle im Industriegebiet Schutz gesucht hat.

 

Vermutlich hat er sich, während in der Halle gearbeitet wurde, durch das offene Tor geschlichen und im hinteren Bereich nach einem Versteck gesucht. Fündig wurde Hugo in einer Tüte gefüllt mit einem Stück Schaumstoff.

Da es schon recht kalt war, knabberte er sich in den Schaumstoff hinein und suchte Wärme. Dort fanden ihn schließlich auch die Mieter der Neuweiler Halle.

Wer sich noch nie mit Igeln beschäftigt hat, hätte auf den ersten Blick vielleicht gedacht, er hätte sich einfach verlaufen. Doch mit etwas Nachdenken kamen auch die Mieter ins Stutzen: „Was machen wir denn mit dem kleinen Kerl?“

Igel warmhalten und Wasser geben

Pia Gutekunst und Marco Kübler bereiteten für ihn erst einmal eine kleine Zwischenlösung: In einen Karton legten sie eine alte Decke und einen kleinen Teller mit frischem Wasser. Mit der Decke wurde der Karton dann etwas zugedeckt, damit der Igel es dunkel hat.

Doch mit etwas zu essen für den Igel sah es in der Halle schlecht aus. Lediglich ein größerer Käfer konnte auf dem kalten Boden der Halle sichergestellt und dem Igel in die Box gelegt werden. Daran bediente sich Hugo scheinbar dankend.

Besonders an den eingefallenen Augen erkenne man, dass Hugo (rechts) krank war. Foto: Salome Menzler

Doch wohin mit ihm? Eine kurze Google-Suche ergibt: eine Igelstation in Würzbach. Glücklicherweise nicht weit von Neuweiler entfernt. Aufgrund des späten sonntagabends beschloss man am nächsten Morgen dort anzurufen.

Und bis dahin kam Hugo mit nach Hause. Dort bekam er vor allem mehr Wärme. Und Pia Gutekunst bereitete ihm noch ein frisches Rührei zum Essen vor.

Igelstation gehört zur Wildtierhilfe im Kreis Calw

Gesagt, getan: Am nächsten Tag brachte Gutekunst Hugo dann nach Würzbach zu Laila Storz. Sie hat Mitte des Jahres die Igelstation übernommen, die zum Verein Wildtierhilfe im Kreis Calw gehört. Bei „Pro Igel – Verein für integrierten Naturschutz Deutschland“ nahm sie an Seminaren und Schulungen teil, um für die Aufgabe gewappnet zu sein. Seit Juni hatte sie, bis Hugo kam, bereits 62 Igel versorgt. Nur zwei Wochen später waren es 89.

Im Keller ihres Hauses kam Hugo bereits zur ersten Station für Fundigel: der Untersuchung. „Es war ein Baby von diesem Jahr“, erzählt Storz im Gespräch mit unserer Redaktion. „Er war stark abgemagert und hat schwer geatmet.“ Die Expertin stellte eine Infektion mit Lungenwürmern fest und gab dem Tier als erste Maßnahme Entwurmungsmittel.

Die erste Nacht ist die kritischste

Um den Winter zu überleben brauchen Igel ein Gewicht von 500 bis 600 Gramm. Davon war Hugo mit knapp 228 Gramm weit entfernt.

Nach der Untersuchung kam Hugo vorerst in Quarantäne. Die restlichen Igel hält Storz in einem Schuppen hinter dem Haus. Doch ein so kranker Igel würde den Rest eventuell anstecken.

Am nächsten Morgen, dann die schreckliche Nachricht an Kübler und Gutekunst: „Leider hat Hugo die Nacht nicht überstanden. Es tut mir leid.“ Die erste Nacht in der Igelstation sei stets die kritischste, bemerkt Storz. Diese sei für das schwerkranke Tier zu viel gewesen.

Wer einen Igel vorbeibringt, lernt von Laila Storz auch die Basics kennen. Foto: Salome Menzler

Am Ende musste sie ihn fachgerecht entsorgen. Wegen der Parasiten dürfe sie ihn nicht begraben, da sich diese über die Natur ausbreiten würden.

Glücklicherweise ergeht es nicht allen Igeln so. Viele der Tiere werden wieder dort ausgesetzt, wo sie gefunden werden. Oder man findet ein anderes Zuhause, sobald sie wieder gesund sind. Beispielsweise in einem naturnahen Garten. Wichtig dabei: Die Igel haben die Grundvoraussetzung in der Wildnis zu überleben. Und dafür setzt sich Storz besonders ein.

Was, wenn der kleine Hugo es geschafft hätte?

Nach der Quarantäne kommen die Igel in eigene Boxen in den Schuppen hinter dem Haus. Wenn sie noch besonders jung, bereits gesund aber noch nicht fit genug für den Winter oder als Gruppe gekommen sind, packt sie Storz auch in eine gemeinsame Box. Diese wird jeden Morgen komplett gereinigt und die Igel bekommen frisches Wasser, qualitativ hochwertiges Katzennassfutter und -trockenfutter sowie getrocknete Insekten. Abends nach der Arbeit schaut Storz dann ebenfalls nochmals nach allen Tieren.

Weitere Untersuchungen gibt es für die Tiere ebenfalls. Dazu gehört die Untersuchung des Atems und des Kots unter dem Mikroskop. Diese Untersuchungen führt Storz so lange durch wie nötig. Erst wenn es dem Igel wirklich gut geht, wird er entlassen.

Finanziert wird die Arbeit übrigens nur durch Spenden und von Storz selbst. Und billig ist die Auffangstation nicht. Nicht nur die Nahrung, Desinfektionsmittel, Küchentücher, Medikamente et cetera kosten viel Geld, da viel benötigt wird. Auch muss Storz einiges an Zeit für die Pflege aufbringen.