Auch in der besinnlichen Weihnachtszeit ist Kinderarmut ein Thema. Geschäftsführerin Catrin Kläger vom Verein Mokka gibt Einblicke in das Leben betroffener Familien.
Rottenburg - Die Armut der Kinder in Deutschland lasse sich nicht vergleichen mit der Kinderarmut in Ländern des globalen Südens, so Catrin Kläger. Sie ist Geschäftsführerin des Vereins Mokka in Rottenburg, einem freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Seit 1977 gibt es Mokka. Mit der Arbeit des Vereins unterstützt dieser Kinder und Jugendliche bei Schul-Betreuungen, leitet zwei Schülerhorte, bietet soziale Gruppenarbeiten an, organisiert Einzel-Ausflüge für Kinder, veranstaltet kostenfreie Ferienprogramme und "kümmert sich rundum um Kindern, denen es nicht so gut geht", wie Catrin Kläger es zusammenfasst.
In Deutschland spricht man von "arm", wenn man weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens verdient, erklärt Kläger. Die Finanzen seien dabei noch das kleinste Problem, die richtige "Armut" mache sich in anderen Lebensbereichen bemerkbar. "Armut bedeutet Isolation", bringt es Kläger auf den Punkt.
Bildungserfolg abhängig von Situation zu Hause
Mit ihrem Verein bekomme sie viel mit, wie das Leben in betroffenen Familien aussieht: "Wenn die Matratze des Kindes im Wohnzimmer liegt, weil seine jüngeren Geschwister im einzigen Kinderzimmer das Stockbett belegen, ist es klar, wenn das Kind am nächsten Tag total übermüdet in der Schule sitzt und keine Leistung erbringen kann", seufzt Kläger.
Diese Umstände wirken sich natürlich auf den Bildungserfolg aus, denn dieser hänge erheblich davon ab wie die Lage bei den Kindern zu Hause ist, so die Expertin. "Dazu gibt es Studien. Um die 65 Prozent der Kinder deren Eltern ein Abitur haben, machen selbst später Abi", erklärt Kläger. "Natürlich braucht nicht jeder ein Abitur", lenkt sie dann ein.
"Doch meistens setzt sich der Weg, den die Eltern eingeschlagen haben, bei den Kindern fort." Besonders traurig mache sie ihre Beobachtung, was mit den Kindern etwa nach einem Werkrealschulabschluss passiere: "Ein Werkrealschulabschluss ist toll. Aber viele Jugendliche machen danach keine Ausbildung und schlagen sich so mit Jobs durch. Da verdienen sie weniger und der Teufelskreis setzt sich fort."
Alleine entwickeln sich keine Visionen
Doch wie entsteht dieser Teufelskreis überhaupt? "Viele Eltern die wenig verdienen, sind aufgrund ihrer vielen Jobs total eingespannt. Das Familienleben mit den Kindern kommt da einfach zu kurz", fasst es die Mokka-Geschäftsführerin zusammen.
Die Kinder spüren so schon früh, dass sie nicht "dazugehören", aufgrund der Wohnverhältnisse keine Kindergeburtstage feiern können, oder keinen teuren, neumodischen Schulranzen besitzen. Das führe dann wiederum zur Isolation, etwa weil man sich schämt oder keinen Anschluss findet:
"Zu Hause, alleine vor dem TV in seinem eigenen, kleinen Universum können die Kinder keine Visionen entwickeln, was mal aus ihnen werden soll", seufzt Kläger. Der Teufelskreis ist perfekt.
Hier möchte Mokka dazwischen grätschen und eine Perspektive bieten: "Kinder brauchen Glücksmomente. Ihr Selbstwert muss aufgebaut werden und sie brauchen das Gefühl einer Chance", sagt Kläger. Denn nur so lässt sich aus dem Teufelskreis ausbrechen.
Info: Über Mokka
Weitere Informationen zum Verein, ihren Aktionen und Spendenmöglichkeiten gibt es auf ihrer Homepage unter www.mokka-ev.de