Der Wohnraum der Familie Gabler nach der Flutkatastrophe. Alle selbstgebauten Möbel sind kaputt. Foto: Johannes Gabler

Die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist auch nach gut drei Wochen noch in aller Munde. Die Aufräumarbeiten dauern weiter an. Auch der Thalhof in Zülpich-Niederelvenich wurde stark vom Hochwasser getroffen. Laura Gehrig, gebürtig aus Ebhausen-Ebershardt im Kreis Calw, berichtet dem Schwarzwälder Boten von den Ereignissen vor Ort. 

Oberndorf - Ihre Bekannten, die Familie Gabler, sind Bewohner des Thalhofs in NRW und haben durch die Flutkatastrophe alles verloren. Der 37-jährige Johannes und seine Frau stehen mit ihren beiden Kindern vor dem Nichts.

Erst im Frühjahr diesen Jahres ist die vierköpfige Familie auf den Thalhof gezogen, um ihre Zwei-Zimmer-Wohnung in Köln hinter sich zu lassen und diese durch einen Lebensraum mit mehr Platz im Grünen zu ersetzen. Schnell wurde diese neue Umgebung von den Wassermassen, die sich nach dem Starkregen einen Weg auf den Hof suchten, zerstört. Innerhalb weniger Stunden stand die Wohnung der Gablers, sowie das gesamte Anwesen unter Wasser. "Die Familie hat eigentlich alles verloren", berichtet Gehrig. Der materielle Schaden sei enorm. Verletzt wurde durch die Wassermassen zum Glück niemand.

36 Stunden machtlos gegen die Wassermassen

Gehrig steht in Kontakt mit der Familie der Betroffenen. Die Eltern von Johannes Gabler waren zum Zeitpunkt der Katastrophe selbst vor Ort. "Um 5 Uhr morgens kam eine Durchsage, dass die Autos weggestellt und die Wohnhäuser geräumt werden sollen", gibt Gehrig die Erzählungen der Eltern wieder. Am Abend zuvor habe der Rotbach, der dort in unmittelbarer Nähe fließt, schon einen gefährlich hohen Wasserstand gehabt. Zu diesem Zeitpunkt haben die Bewohner einige Wertgegenstände unter anderem Schreiner-Werkzeuge und Schallplatten unter dem Dach des Hauses verstaut, bis sie dann ihren Wohnraum verlassen mussten. Alle 13 Bewohner des Thalhofs konnten sich rechtzeitig selbst evakuieren. Johannes Gabler fand mit seiner Familie Zuflucht bei seinen Schwiegereltern in Euskirchen. Laut Gehrig konnten sie gerade einmal den Kinderwagen der einjährigen Tochter und das Nötigste mitnehmen. 

"Insgesamt waren es 36 Stunden, in denen man machtlos gegen das Wasser war und bis dann die Abpumpung von den Rettungskräften begonnen hat", schildert Gehrig.

Große Hilfsbereitschaft vor Ort

Wie ist die derzeitige Lage vor Ort? "Es ist wirklich schön, wie groß die Hilfsbereitschaft in Form von Spenden und helfenden Händen ist", so Gehrig. Die Aufräumarbeiten und die gröbste Chaos-Beseitigung sei relativ schnell vorwärtsgegangen. Aktuell werden die Gebäude mit Bautrocknern getrocknet und die Bewohner sind dabei durchnässte Wandbeläge, Fußböden und die Elektroinstallation zu entfernen und zu entsorgen. Laut Gehrig machen sich die Menschen vor Ort Gedanken darüber, wie man sich in Zukunft für derartige Situationen vorbereiten könne. "Die Angst ist da und auch groß". Dennoch habe der Thalhof für die Bewohner eine große emotionale Bedeutung und es stehe für sie außer Frage, ihr Zuhause und gleichzeitig Existenz wieder aufzubauen. "Das familiäre Verhältnis zwischen den Bewohner ist ein emotionaler Bestandteil für den Wiederaufbau", so die 25-Jährige aus Ebershardt.

Die reißenden Fluten des Rotbachs haben aus der Hofgemeinschaft des Thalhofs eine Schicksalsgemeinschaft gemacht. Für alle Thalhof-Bewohner wurde nun ein Spendenaufruf gestartet. Die Spendengelder dienen als Starthilfe für Renovierungs- und Sanierungsarbeiten, um den Thalhof wieder aufbauen zu können. Wer sich an der Starthilfe für den Wiederaufbau des Wohn-, Arbeits- und Lebensraum beteiligen möchte, findet hier den Link zum Spendenaufruf.