In der Oberndorfer Wasserfallstraße finden die Kätzchen einen warmen Unterschlupf. Foto: Cools

"Jede Auffangstation, die wegfällt, ist eine Katastrophe", sagt Monika Stockburger, Leiterin des Alpirsbacher Tierheims und der Katzenauffangstation in Oberndorf, und erzählt, warum sie und die anderen Engagierten jetzt an ihre Grenzen geraten.

Oberndorf/Alpirsbach - 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr ist Monika Stockburger im Auftrag des Tierwohls unterwegs – oder wartet auf den nächsten Einsatz. Die zwei verschiedenen Smartphones für Oberndorf und Alpirsbach lässt sie immer angeschaltet. Schließlich weiß sie nie, wann und wo ihre Hilfe als Nächstes benötigt wird.

Nun steht sie vor einem riesigen Problem: Das Alpirsbacher Tierheim, für das sie sich seit 2002 ehrenamtlich engagiert und das sie seit rund vier Jahren sogar leitet, musste aufgrund mangelnder finanzieller Rücklagen schließen. Früher hatte es sich über Pensionstiere und Spenden selbst finanziert, 2020 brach das alles weg.

Heiz- und Stromkosten nicht zu stemmen

Nun seien die Heiz- und Stromkosten nicht mehr zu stemmen, so dass man das Tierheim über die kalte, dunkle Jahreszeit stilllegen müsse. Denn die Tiere sollten es auch ein bisschen warm haben, sagen Stockburger und ihre Kollegen.

Hinzu kommt, dass das Alpirsbacher Tierheim dringend renovierungsbedürftig ist. Eine ordnungsgemäße hygienische Tierhaltung sei quasi nicht mehr möglich, so Stockburger. "Wir sind dringend auf finanzielle und praktische Hilfe in Form von handwerklich begabten Leuten angewiesen. Ich bin wirklich am Limit", sagt sie. Aktuell befinden sich keine Tiere mehr im Alpirsbacher Heim.

Wegfall wirkt sich auf Oberndorf aus

Dass das Tierheim in Alpirsbach und damit allein 15 Plätze für Katzen wegbrechen, wirkt sich auch auf den Oberndorfer Tierschutzverein und insbesondere die Katzenauffangstation in der Wasserfallstraße aus. Dort arbeitet Monika Stockburger seit Februar 2020 auf Minijob-Basis, nachdem die Katzenstation rund eineinhalb Jahre geschlossen gewesen war. Hauptberuflich ist die 55-Jährige Sprechstundenhilfe in einer Tierarztpraxis – praktisch, denn so manches Mal brauchen ihre Schützlinge ärztliche Hilfe.

Unterstützt wird Stockburger, die ihre erste Katze im Alter von sechs Jahren bekam, vor allem von der Fluorn-Winzelnerin Sandra Kopf, ihrer Stellvertreterin in Alpirsbach und Oberndorf. Weitere tierliebe Mitarbeiter suche man aber jederzeit, betonen die Frauen. In Alpirsbach sei man gerade dabei, einen neuen Vorstand und eine Jugendgruppe aufzubauen. Tiere können allerdings aus den bereits genannten Gründen derzeit keine aufgenommen werden. Diese müssten dann entweder nach Oberndorf oder ins Kreistierheim in Freudenstadt.

Extreme Aussetzungswelle

In Oberndorf sei man froh über die zur Verfügung gestellten Räume für die Katzenstation. Schade sei, dass man den Tieren – anders so in Alpirsbach – mitten in der Stadt keinen Auslauf bieten könne. Zwölf Katzen wohnen aktuell in der Auffangstation in Oberndorf, einige davon aus Alpirsbach.

Die vergangenen Jahre über habe man mit einer extremen Aussetzungswelle zu kämpfen gehabt, sagt Monika Stockburger. "Da ist der Wegfall einer solchen Einrichtung wie in Alpirsbach eine kleine Katastrophe." Sie appelliert an Tierhalter, sich vorher zu überlegen, ob man genug Zeit und Geld habe, um sich ein Haustier anzuschaffen.

Kastrationsaktionen sind aufwändig

Durch die enorme Vermehrung der frei herumlaufenden Katzen müsse der Tierschutzverein häufig große Kastrationsaktionen vornehmen. Immer wieder gebe es solche Populationsherde, bei denen plötzlich um die 16 Katzen auf einen Schlag auftauchen, wie es in Winzeln oder Harthausen schon der Fall war.

"Dahinter steckt mehr Aufwand als viele denken", erklärt Stockburger. Man müsse Fallen für die Katzen aufstellen, diese dann überwachen, die Tiere zum Arzt fahren, wieder abholen, ihnen einen sicheren Ort zur Erholung von der Narkose bieten, die Falle und den Transportkorb anschließend desinfizieren und die Katzen entweder auswildern oder ihnen ein Zuhause suchen.

Die Unterbringung in der Auffangstation sei immer nur für eine gewisse Zeit geplant. Denn man könne sich bei der Menge der Tiere dann doch nicht so intensiv mit jeder Katze befassen, wie sie das benötige. Denn die Tierschützer rücken regelmäßig zu Tierfunden aus oder beraten dabei, was zu tun ist. Zudem helfen sie dabei, Suchaufrufe nach entlaufenen Tieren – vom Hasen über den Hund bis zur Schildkröte – zu verbreiten.

Futterstellen als Unterstützung

Wichtig seien die verschiedenen Futterstellen, die viele Tierschützer auf ihren Grundstücken, meist an Ställen oder Schöpfen, zur Verfügung stellen und an denen sich beispielsweise wilde Katzen gern bedienen. Rund 20 solcher Futterstellen und Auswilderungsplätze gibt es im Gebiet des Oberndorfer Tierschutzvereins, in Alpirsbach etwa fünf.

"Manchmal hören wir das Argument, dass sich die Katze ja selbst Mäuse fangen kann und solche Futterstellen nicht braucht, aber eine Katze benötigt um die zwölf Mäuse pro Tag, um sich zu ernähren, und kann diese auch nur fangen, wenn sie fit ist. Und das ist bei vielen Katzen leider nicht der Fall", sagt Sandra Kopf. Manche hätten den Katzenschnupfen, andere würden durch eine Krankheit blind und qualvoll verenden.

Hilfe gesucht

Wenn man sich länger um ein Tier kümmern müsse, fielen natürlich Kosten für Futter und Behandlung an, sagen Stockburger und Kopf. Diese zu stemmen, sei immer wieder ein Kraftakt. Deshalb sei auch der Oberndorfer Tierschutzverein stark auf Spenden und Helfer, die sich aus reiner Liebe zum Tier engagieren, angewiesen – und natürlich auf jene, die den Tieren die Chance auf ein liebevolles neues Zuhause geben.

Wer helfen, ein Tier aufnehmen oder finanziell unterstützen möchte, der kann sich unter www.tierschutzverein-alpirsbach.de oder www.tierschutzverein-oberndorf.de informieren beziehungsweise Monika Stockburger unter Telefon 07423/71 85 oder E-Mail katzenstation@tierschutz-oberndorf.de kontaktieren.