Wenn Harald Arnold über das Thema Satelliten-Navigation im Wald spricht, erzählt er von „digitalisierten Holzabfuhrwegen“ und „integrierten Routenprozessen“. Arnold ist Forstdirektor im Landesamt für Geoinformation und Landesentwicklung (LGL) in Stuttgart, und moderne Technologien im Forstbetrieb sind sein Steckenpferd. Dass viele Lkw auf den Waldwegen mittlerweile mit GPS-Empfängern ausgerüstet sind, dass die Fahrer nur noch die digitalen Karten der Holzverkäufer eingeben müssen, all das gehört für Arnold zum Alltag. Ein Alltag, der seiner Meinung nach um einiges effizienter geworden ist in den vergangenen Jahren. Denn ohne GPS-Daten müssten die Fahrer oft die Hilfe von Förstern in Anspruch nehmen. Die würden dann Lkw und Fahrer an den jeweiligen Sammelplatz führen, wo das gekaufte Holz läge. „Die Arbeitszeit dieser Förster fällt damit weg“, sagt Arnold. Auch irrtümlich zurückgelegte Strecken auf falschen Waldwegen gebe es nicht mehr. Und die fallen ins Gewicht. Das Fraunhofer-Institut in Magdeburg hat ausgerechnet, dass die durchschnittliche Fahrt zu einem Holzsammelplatz, einem Polter, dreimal so lange dauert wie die Fahrt zurück zum Waldrand.
Doch Satelliten-Navigation und exakte Ortsdaten helfen nicht nur in der Forstwirtschaft. Auch beim Verlegen von Strom- oder Gasleitungen ist Unterstützung aus dem All immer willkommen. Das Landesamt für Geologie und Landesentwicklung hat deshalb Sapos entwickelt, die Abkürzung für Satellitenpositionierungsdienst. Sapos verwendet die Daten verschiedener Satellitendienste – das US-amerikanische GPS, das russische Glonass und bald, wenn alles klappt, auch das europäische Galileo.
Mit den üblichen GPS-Geräten läge die Genauigkeit oft bei hundert Metern
Auf etwa 14 Satelliten kann der Positionierungsdienst derzeit zurückgreifen. Mit Galileo sollen es dann mehr als 30 sein. Je mehr Satelliten, desto genauer die Daten – das gilt auch für Sapos. „Auf diese Genauigkeit können Sie sich verlassen“, wirbt Hansjörg Schönherr, der Präsident der LGL in Stuttgart. Dies gelte auch bei schlechtem Wetter mit vielen Wolken. Mit den üblichen GPS-Geräten läge die Genauigkeit oft bei hundert Metern, sagt er – mit Sapos hingegen bei ein bis zwei Zentimetern. Für den Forstbetrieb dürfte das sicherlich weniger interessant sein. Ein Holzpoller ist auch aus mehreren Metern Entfernung deutlich zu sehen, da macht es dann nichts aus, wenn die Daten aus dem GPS-Gerät nicht hundertprozentig genau sind. Landwirtschaftsminister Alexander Bonde (Grüne) sagt: „Mit unserem Satellitenpositionierungsdienst sind wir ein starker Partner für Wirtschaft und Verwaltung.“
Hundertprozentig genau geht es hingegen immer öfter in der Landwirtschaft zu – beim sogenannten Precision Farming, zu Deutsch Präzisionslandwirtschaft. Die zentimetergenaue Spurführung von riesigen Mähdreschern ist weit verbreitet – vor allem bei Großbetrieben in Europa und Nordamerika. Die GPS-Empfänger in den monströs großen Fahrzeugen sind mit der neuesten Technik ausgestattet und können sowohl Galileo- als auch Glonass-Daten verarbeiten. Mit ihrer Hilfe beträgt die Spurabweichung oft nur noch ein paar Zentimeter. Diese sogenannten Spurführungssysteme funktionieren auch in hügeligem oder kurvigem Gelände. „Die Landwirtschaft profitiert von dieser präzisen Steuerung“, sagt Bonde. Dadurch werde weniger Saatgut verschwendet.
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