"Hier gibt es nichts zu sehen!" Foto: Melanie Geitlinger

Die Stadt gleicht aktuell einem umgefallenen Bienenstock. Es brummt an jeder Ecke. Nach einer Woche Chrysanthema ist klar: Die Lahrer Blumenschau ist nach zwei Jahren Corona-Abstinenz mit voller alter Kraft zurück. Wer genau hinschaut in den Trubel, entdeckt hie und da jedoch ein paar Flecken, die zu denken geben.

Warten auf einen Tisch in der Gaststätte, Schlange stehen vor der Umkleidekabine im Modegeschäft – und ungläubiges Staunen vor verschlossenen Ladentüren. Ein Dreierlei, das nur auf den ersten Blick nicht zusammenpasst. Denn der Fachkräftemangel macht während der Chrysanthema keine Pause. Ein Beispiel aus der Redaktionsnachbarschaft: Intersport Gärtner lässt zwischen 13 und 14 Uhr die Rollgitter runter. »Leider fehlen uns derzeit die Fachberater. Deshalb müssen wir unsere Öffnungszeiten anpassen und eine gemeinsame Mittagspause machen«, entschuldigt sich das Unternehmen auf einem Aushang für die verrammelte Glastür. Kunden machen reihenweise verdutzt kehrt.

Es spricht für eine gewisse Verzweiflung, wenn  sich Geschäfte während der umsatzstärksten Zeit des Jahres – die wohlgemerkt nur noch zwei statt drei Wochen dauert  – zu solch drastischen Einschnitten gezwungen sehen. Das Sportgeschäft in der Kreuzstraße ist kein Einzelfall. Dazu kommen zig Leerstände in der Marktstraße und darüber hinaus, an denen die Stadtführer dieser Tage ungezählte Besucher vorbeischleusen. Weitere dauerhafte Betriebsschließungen sind angekündigt, etwa die von Betten Striebel in der Kaiserstraße. Nur ein Haus weiter bei Royal Donuts locken schon seit Längerem keine süßen Versuchungen mehr.

Man darf gespannt sein, wie sich die Lahrer Gastro- und Einzelhandelsszene bei der Chrysanthema 2023 präsentiert. So bunt die Stadt derzeit strahlt, so trüb sind Aussichten für die Zukunft. Leider.