Das Prozedere im Testzelt in Trossingen wirft Fragen auf. Foto: Natascha Hengstler

Zwei Testzentren der H.i. Glove Service GmbH in der Region wurden bereits geschlossen - unter anderem wegen Hygienemängeln. Und auch die Teststation in Trossingen wirft Fragen auf. Der Schwarzwälder Bote hat mit dem Betreiber der Testzentren gesprochen. Dieser wirbt um Verständnis für Mitarbeiter, die "auch mal" Fehler machen.

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Trossingen/Oberndorf - "Die Qualität vor Ort ist immer nur eine Momentaufnahme", betont Christian Schnürle. Er ist der für Süddeutschland zuständige Geschäftsführer der Stölting-Gruppe. Zur Stölting-Gruppe gehört wiederum die H.i. Glove Service GmbH, die laut Schnürle mit ihren 500 Stationen der größte Testzentrenbetreiber in ganz Deutschland ist. 

Dass Termine im Trossinger H.i.-Testzentrum trotz Buchung ausgefallen sind, dafür hat der Geschäftsführer nur eine mögliche Erklärung: Die Mitarbeiter vor Ort haben zu spät oder zu früh aufgemacht. "Das haben wir schon erlebt", bestätigt er. Und wie kann es sein, dass Ergebnisse bereits früher als 15 Minuten nach dem Test verschickt wurden? Laut Schnürle sollte das Testergebnis zwar frühestens nach 15 Minuten abgelesen werden. "Ehrlicherweise" habe man jedoch bereits nach wenigen Minuten schon ein "zuverlässiges Ergebnis", meint Schnürle. Bei all den vielen Tests, die das Unternehmen durchführe, sei es noch nie vorgekommen, dass der zweite Strich noch nach zehn Minuten erschienen sei. Der "zweite Strich" - besser gesagt der Strich beim Buchstaben "T" - gibt an, ob der Corona-Schnelltest positiv ist. 

Mitarbeiter werden in vier Stunden geschult

Schnürle habe es erlebt, dass eine Teststation am Morgen vom Gesundheitsamt als "äußerst gut" bewertet wurde und am Abend vom Bürgermeister als "katastrophal", schildert er dem Schwarzwälder Boten. Die Testzentren würden zum Teil an einem Tag bis zu zwölf Stunden geöffnet haben und da komme es eben vor, dass einem Mitarbeiter auch mal ein Fehler unterlaufe. Eine Kassiererin im Supermarkt kassiere auch mal falsch ab und so sei es eben auch mit den Mitarbeitern in den Teststationen, führt er aus. Er sei jedoch überzeugt, dass die meisten Betreiber von Testzentren in Deutschland ihre Arbeit richtig und ordentlich machten. "Da zähle ich auch uns dazu", so Schnürle. Ihm sei es wichtig, dass die Bürger vom Schwarz-Weiß-Denken wegkommen würden. Derzeit urteilten die Leute oft: "Das sind entweder Betrüger oder Ärzte." Diese Erwartungshaltung müsse zurückgeschraubt werden. Denn: "Wo man hobelt, fallen halt auch Späne."

Die Mitarbeiter der H.i.-Testzentren werden laut dem Geschäftsführer in einer vierstündigen Schulung für ihre Aufgabe geschult. Eine Kontrolle der rund 2000 Beschäftigten an den 500 Teststationen sei indes gar nicht so einfach. "Das ist ein Riesen-Apparat", betont der Geschäftsführer. In Süddeutschland habe man ein externes Kontrollunternehmen beauftragt, dass die Zentren - vor allem nach massiven Beschwerden - prüfe und Berichte abliefere. Viele Stationen würden nur zwischen vier und acht Wochen betrieben - als Reaktion auf den Bedarf an Tests. Und dieser ändert sich derzeit häufig je nach Gesetzeslage - etwa wenn Tests zwischenzeitlich für Restaurantbesuche vorgeschrieben werden. Mitarbeiter für so kurze Zeiträume und dann noch relativ spontan zu gewinnen, sei schwierig. Fachpersonal stehe da nicht zur Verfügung, so Schnürle. 

432 positive Tests im April herausgefiltert

Der Geschäftsführer berichtet, dass deutschlandweit an manchen Tagen fast 100.000 Tests in den Stationen des Unternehmens durchgeführt werden. Auf diese Anzahl kämen rund 1000 Beschwerden pro Tag - das klinge viel, so Schnürle, müsse aber in Relation betrachtet werden. Schließlich liege die Beschwerdenquote damit bei nur einem Prozent. Viele Beschwerden würden außerdem davon herrühren, dass die Kunden unterschiedliche Testarten gewohnt seien. Wenn dann plötzlich ein Test ganz anders gehandhabt werde, als es die Testperson kenne, sorge das für Irritationen. 

Christian Schnürle würde sich wünschen, "dass der normale Bürger diese Branche akzeptiert, so wie sie ist und die positiven Seiten sieht". Ja, man mache nicht immer alles richtig. Es sei aber doch auch wichtig anzuerkennen, dass die Testzentrenbetreiber Unternehmen seien, die in der Krise temporär mithelfen und einspringen würden. Schließlich seien allein im April 432 positive Tests herausgefiltert worden - Schnürles Ansicht nach ein wichtiger Beitrag zur Pandemiebekämpfung.