"Im Augenblick ist nichts kalkulierbar"
Nicht zuletzt, daran lässt er keinen Zweifel, habe die Zunft die Signale aus Verband und Vereinigungen abgewartet und sich eng mit der Gemeindeverwaltung und den anderen Vereinen abgestimmt. "Doch im Augenblick ist nichts kalkulierbar", betont Scheurer, "von den Gefahren der Pandemie ganz abgesehen."
Ereignisse wie der große Zunftabend mit über vierstündigem Programm ließen sich einfach nicht ad hoc organisieren, sondern bräuchten bereits im Vorfeld Planungssicherheit und eine klare Logistik. Grundlagen, die die Coronazeit mit all ihren menschlichen Härten nicht bieten könne. Mitglieder wie Bürger wissen bereits Bescheid: Sie wurden über eine "Hexenpost" informiert. Betroffen sind dem Zunftchef zufolge alle Veranstaltungen in größeren Gruppen oder geschlossenen Räumen: die Zunftabende, die Kinderfasnet, der Hexenprozess mit Umzug sowie die offiziell organisierten Umzüge beispielsweise. Kein leichter Schritt, räumt Thorsten Scheurer bedrückt ein.
Die Fasnet sei in Obernheim nicht nur fünfte Jahreszeit, sondern schlicht ein Lebensgefühl. Deshalb sagen die Hexen nur den offiziellen Veranstaltungskatalog – ab, wohlgemerkt: nicht die Fasnet an sich. "Hier verhält es sich unserer Meinung nach wie mit anderen kalendarischen Fixpunkten", betont Scheurer nachdrücklich, "Weihnachten oder Ostern kann man ebenfalls nicht einfach absagen. Wir feiern die Fasnet 2021 lediglich anders als üblich." Eines soll jedoch seinen gewohnten Gang nehmen, darauf legt der Zunftmeister großen Wert: "Wir würden uns freuen, wenn die Obernheimer Bürger ihre Häuser zur Fasnet schmückten oder schöne Fasnetsfenster einrichteten."
Die Zunft selbst, erzählt er, werde wie gehabt ihre Fasnetsbändel anbringen. Außerdem, sinniert er, könne diese Form der närrischen Zeit durchaus Impulse dafür geben, sich auf die Ursprünge des Brauchtums zu besinnen: "Wenn der freie Narr im Häs und mit Maske durch die Straßen zieht, entdecken wir manch verloren geglaubte Dinge wieder neu."
Vielleicht im kleinen Rahmen – und mit Mini-Delegation
Ein klein wenig Hoffnung hat Thorsten Scheurer dennoch: "Vielleicht können wir unseren Brauchtumsunterricht in kleinem Rahmen durchziehen. Oder am Schmotzigen eine Mini-Delegation losschicken." Die Hexen wollen ihre Mitglieder frühzeitig informieren, was den Verordnungen entsprechend bis dahin möglich ist.
Weh tut dem Zunftmeister eines: Für die Fasnet 2021 hatten sich so viele Tänzerinnen und Tänzer gemeldet, dass die Zunft sofort in der Lage war, die verschiedenen Gruppen für das Ballett zu bilden. "Einige der Teams sind seit Juli wieder in der Vorbereitung", sagt Scheurer geknickt. So gut es in Coronazeiten eben ging und zulässig war, hielt die Zunft das Training aufrecht. Scheurer legt großen Wert auf gegebene Vorsicht und Sorgfalt – und übt sich im Zweckoptimismus: "Wir haben die Stücke einfach mit Blick auf die Fasnet 2022 eingeübt."
Für 2022 geht er aktuell von normalen Verhältnissen aus. Die Zunft hat ihre Zusagen zum geplanten Landschaftstreffen Neckar-Alb in Schömberg sowie Oberschwaben-Allgäu in Bad Saulgau bereits gegeben.
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