Ein gelungener Auftakt in die fünfte Jahreszeit ist das Narreneinsammeln in Empfingen. Foto: Schwind

„Narri-Narro. Jetzt isch’s soweit. Heit goht se los – dia Emfenger Fasnetszeit“, deklamierten Klaus Warnke und Andreas Seifer über ihr mitgeführtes Lautsprecherwägele auf dem Empfinger Tanzplatz.

In Empfingen wird die Fasnet nicht an Heilige Drei Könige mit dem Staubwedel wie weit verbreitet eröffnet, sondern mit dem Spektakel Narreneinsammeln als Alleinstellungsmerkmal. Es sollte etwas Besonderes sein, eben etwas, was zu einer Narrenzunft passt, die sich die traditionelle Brauchtumspflege auf die Fahne geschrieben hat. Und so entstand die Idee des Narreneinsammelns, verbunden mit dem sehr alten Hexenwasserbrauen der „Saiwald-Hexen“ als Braumeister.

 

In gereimter Form wurden die vielseitigen Empfinger Narrenfiguren unter den musikalischen Klängen der „Zottla“ aus ihren Winkeln und Gässchen gelockt. Bevor es aber so richtig losgehen konnte, wurde der Erbsenstrohbär in der Strohbärenscheune geweckt. Der Erbsen- oder Strohbär war früher weit verbreitet, hat sich aber nur noch in wenigen Regionen gehalten.

„Der Aufwand des Strohbindens ist nämlich immens“, verriet Andreas Seifer, doch die Empfinger wollen an dieser Tradition festhalten. Wo früher die Menschen unter dem großen Lindenbaum tanzten, zeigten die Empfinger Schantle zum Empfinger Narrenmarsch ihren Brauchtumstanz und den Schantle zur Seite stellten sich die Osterbachmännle.

Kneller erwarten die Narren

Vom Tanzplatz ging es angeführt vom „Bolizischten“, die Schanzgasse hinab und weiter in den Kehlhof. Bei etlichen Zwischenstopps reihten sich mit Sprüchen in Reimform, die Andreas Seifer und Klaus Warnke eindrucksvoll zelebrierten, weitere original Empfinger Narrentypen in den Umzug ein. So kam das Oberschantle, Alte Schantle, Lompakapell, Bäuerle, Butzaweible, Bajass, Domino, Elferrat, Balett, Alte Hexen, die Rußhexen. Erhaben über dem Kehlhof bei der „St. Georgskirche“ erwarteten die Kneller die Narren und ganz zum Schluss reihte sich der Reisigbär ein.

Im Kehlhof warteten dann die „Saiwald-Hexen“ schon am Hexenkessel, wo dann nach dem Originalrezept, vor den Augen der vielen Besucher, das Hexenwasser gebraut wurde. Hexenmeister Andre Hauser kommentierte und erläuterte das Spektakel. „Man nehme Wasser aus dem Jörgenbrunnen. Dieses Wasser verhindert die Verkalkung des menschlichen Gehirns. Man verfeinere es mit dem Wasser aus dem Schanzgassbrunnen, denn dieses Wasser sorgt für die nötige Verdauung über die Fasnet. Schütte nach Wasser aus dem Kloren Loch. Dieses sorgt für den nötigen Nachwuchs in der Gemeinde und eignet sich hervorragend zur Fortpflanzung. Dazu kommt noch Wasser aus dem Osterbach, damit das Hexenwasser seine Würze bekomme.“

Hexenrat kostet das Hexenwasser

Zunächst kostete der Hexenrat das Hexenwasser, nach deren Zufriedenheit kamen die anderen Saiwaldhexen, was deren Lust zum Treiben von Schabernack heftig steigerte, an die Reihe. Nach dieser Gabe führten die Empfinger Hexen ihren Hexentanz auf und auch die Schantle zeigten ihren Tanz noch einmal. Der Klang ihrer Schellen durchbrach die Empfinger Nacht und hallte durch die nahen Empfinger Gässchen.

Mit dem Verkünden der Narrenregeln und der Frage „Seid Ihr bereit zur fünften Jahreszeit? Ob Sonne, Schnee oder auch Regen, Fastnacht ist ein wahrer Segen“ und dem Erklingen des Empfinger Narrenmarsches war die Fasnet in Empfingen offiziell eröffnet.

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Empfinger Fasnet
Ein Blick auf die Empfinger Fasnet ist auch ein Blick in die vergangenen Jahrhunderte. Das bunte Fasnetstreiben in Empfingen reicht nämlich bis in das Jahr 1784 zurück. Dadurch, dass bis zum heutigen Tage freie Fasnetsbräuche existieren, die nicht der Organisation der Narrenzunft unterliegen, sprechen die Empfinger stolz von einer lebendigen „Fleckenfasnet“. Daher ist es auch erklärbar, warum in der örtlichen Fasnet mehr als zehn historische Fasnetsfiguren erhalten geblieben sind. Vor allem gilt Empfingen dabei als Paradies der Strohbären, die es in verschiedenen Varianten gibt.