Bürgermeister Klaus Mack (rechts) verabschiedete Bruno Knöller (Mitte) und Hans-Henning Saß (links) aus dem Gemeinderat. Birgit Kraft und Hubertus Welt wurden als neue Stadträte verpflichtet. Foto: Mutschler

Am Dienstagabend ist im Bad Wildbader Gemeinderat eine Ära zu Ende gegangen: Nach insgesamt 37 Jahren Gemeinderatszugehörigkeit wurde Bruno Knöller (SPD) von Bürgermeister Klaus Mack verabschiedet. Auch SPD-Fraktionskollege Hans-Henning Saß schied aus dem Gremium aus – Hubertus Welt und Birgit Kraft rücken nach.

Bad Wildbad - "Heute geht ein Urgestein. Der dienstälteste Gemeinderat verlässt das Schiff." Mit diesen Worten verabschiedete der Bad Wildbader Bürgermeister Klaus Mack den langjährigen Stadtrat Bruno Knöller (SPD) aus dem Gremium. 1984 zog er mit 33 Jahren in den Gemeinderat ein und war somit 37 Jahre Mitglied des Gremiums, davon 35 Jahre als Fraktionsvorsitzender der SPD.

Und Mack verhehlte nicht, dass Knöller ein durchaus streitbarer Stadtrat war, auch wenn Knöller von sich sagte, dass er über die Jahre ruhiger geworden sei: "Es gab früher Sitzungen, danach hätten wir Sie gegen die Wand klatschen können", bekannte der Bürgermeister freimütig. So habe man sich in der Verwaltung immer sehr genau auf die Sitzungen vorbereiten müssen, um die Regularien besser zu kennen als Knöller – und das sei manchmal, dann sehr zur Freude der Verwaltungsspitze, auch gelungen.

"Ungeheuer wortgewaltig und redegewandt"

"Sie können ohne Punkt und Komma reden, das kann lustig sein, aber auch anstrengend", so Mack weiter in seiner etwas anderen Laudatio, die aber genau deshalb so gut passte, weil sie eben anders war. Knöller sei "ungeheuer wortgewaltig und redegewandt", so Mack weiter, der nur als ein Beispiel einen Spruch Knöllers zu einer Problematik mit Dachgauben in Calmbach zum Besten gab: "Lieber die Taube in der Hand als die Gaube auf dem Dach." Rhetorische Spitzen bezeichnete er als Markenzeichen Knöllers und von ihm habe der Schultes auch gelernt: "Zwischenrufe sind erlaubt!" Man habe immer genau zuhören und in den Anträgen lesen müssen, denn oftmals sei "in Halbsätzen was versteckt" gewesen.

Dennoch würdigte Mack die Arbeit Knöllers und auch seine Persönlichkeit: "Sie waren immer hart in der Sache, aber immer sehr fair" und nie beleidigend. Zudem habe Knöller auch immer Lösungen gesucht und oftmals gefunden: "Man konnte sich darauf verlassen, wenn es wirklich mal Ernst wird, steht man zusammen."

Zudem habe Knöller als ehemaliger Zeitungsredakteur auch immer journalistisches Gespür bewiesen. Denn wenn die Tagesordnung groß gewesen sei, seien keine Anträge von ihm gekommen. Die habe er sich aufgehoben, für die Sitzungen, bei denen die Tagesordnung kurz gewesen sei und die Presse somit wenig zu schreiben gehabt habe "und sich dann gefreut, wenn seine Zitate in der Zeitung standen", sagte Mack schmunzelnd.

"Wir werden Sie vermissen!"

Bei allen Spitzen des Christ- gegen den scheidenden Sozialdemokraten stellte der Bürgermeister aber unmissverständlich fest: "Wir werden Sie vermissen!" Knöllers Erfahrung und Sachverstand seien immer wichtig gewesen und Mack und die Stadtverwaltung "wären sehr dankbar, wenn dieses Wissen weiter für uns abrufbar wäre". Nachdem Knöller dies gerne bejaht hatte, dankte Mack ihm für die "sehr faire Zusammenarbeit". Als Abschiedsgeschenk gab es einen Präsentkorb und ein "Ruhekissen" mit einem Porträtfoto von Knöller auf der einen und einem Foto des aktuellen Gemeinderats von der Amtseinsetzung auf der anderen Seite als Erinnerungsstück – und, um sich damit in Calmbach aus dem Fenster lehnen und nach dem Rechten sehen zu können.

Ursula Jahn-Zöhrens, die designierte Nachfolgerin als SPD-Fraktionsvorsitzende, erinnerte sich an den ersten gemeinsamen Wahlkampf mit Knöller 1984: "Als du gewählt wurdest und ich nicht." Das sei aber nicht schlimm gewesen, schließlich sei sie damals erst 18 Jahre alt gewesen. "Du hast mit Bravur, Temperament und Durchsetzungsvermögen die Fraktion engagiert getrieben", sagte sie und wollte nicht unbedingt bestätigen, dass Knöller in den letzten Jahren tatsächlich ruhiger geworden sei. "Du bist das Gesicht der SPD in Wildbad und auch des Gemeinderats. Das müssen wir erst wieder mit Leben füllen", sagte sie abschließend.

Lange Zugehörigkeit im Gemeinderat

Knöller zeigte sich sichtlich berührt und "überwältigt von dem großen Bahnhof. Ich bin besser weggekommen als ich es verdient habe". Unüblich ist bei einer Verabschiedung im Gemeinderat eine Abschiedsrede des scheidenden Mitglieds. Bei Knöller gab es eine Ausnahme, ob wegen seiner Wortgewalt oder einfach, weil er so lange dabei war, ist nicht abschließend geklärt. "Genug ist eben doch genug", sagte er mit Blick auf seine lange Zugehörigkeit zum Gemeinderat. Eigentlich gehe er mit zwei lachenden Augen, unter anderem, weil er die Entscheidung aus freien Stücken getroffen und ihn niemand dazu gedrängt habe und weil das "höchste Gremium Bad Wildbads mit Klaus Mack an der Spitze" und den Ratskollegen aller Fraktionen zielorientiert, engagiert, kompetent und sachlich arbeite. Besonders berührt habe ihn die Tatsache, dass gerade "Kolleginnen und Kollegen der anderen Fraktionen versucht haben, mich umzustimmen. Namentlich nannte er Rita Locher (FWV/FDP) Jochen Borg (CDU) und Jochen-Thilo Reinhardt (FWV/FDP).

Borg und Reinhardt hatten übrigens gegen Knöllers Antrag auf vorzeitiges Ausscheiden aus dem Amt gestimmt – ein kommunalpolitisch wohl einmaliger Akt. Auch dafür bedankte sich Knöller, "zumal ich nicht immer zimperlich mit anderen Ratsmitgliedern und dem Bürgermeister umgegangen bin. Dafür bitte ich um Nachsicht."

Trotz aller Auseinandersetzungen über die Jahre versicherte Knöller: "Ihr alle, liebe Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates, dürft sicher sein, dass ich euch alle mag, genauso wie Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung." Besonders hob er Nicole Bauer als "gute Seele des Gremiums" hervor und ebenso den Bürgermeister: "Lieber Klaus, das gilt natürlich in selbem Maße auch für dich. Deinen weiteren persönlichen und beruflichen Werdegang werde ich mit Interesse und Sympathie verfolgen."

(boom). Neben Bruno Knöller schied auch Hans-Henning Saß aus dem Gemeinderat aus. Er war 2012 nachgerückt und 2014 und 2019 wiedergewählt worden. Bürgermeister Klaus Mack würdigte den "sehr wertvollen Sachverstand" des Architekten, der seine städteplanerischen Ansätze immer eingebracht habe und stets die Stadtentwicklung im Blick gehabt habe. Für seine Tätigkeit erhielt Saß die Bad Wildbader Stadtplakette in Bronze.

Nach dem Ausscheiden der beiden Stadträte wurden die Nachfolger Hubertus Welt und Birgit Kraft verpflichtet. Mit der Neubesetzung des Gemeinderates gab es auch in den Ausschüssen Veränderungen. So rückten Kraft und Welt als ordentliche Mitglieder in den Verwaltungs-, Sozial- und Tourismusausschuss nach, Lena Knöller wurde neu in den Bau- und Umweltausschuss gewählt. Welt wurde zudem in folgende Gremien gewählt: Kindergartenausschuss Wildbad/Sprollenhaus, Gesamtkindergartenausschuss, Verbandsversammlung "Interkom Enz-Nagold", Aufsichtsrat der Touristik Bad Wildbad GmbH und Arbeitskreis Bürgerbeteiligung. Kraft ist Mitglied im Arbeitskreis Bildung und Jürgen Schrumpf in der Arbeitsgruppe Haushaltsstrukturkommission. Ursula Jahn-Zöhrens rückt als neue Fraktionsvorsitzende in den Ältestenrat nach, zudem ist sie ab sofort Mitglied im Beirat für das Alten- und Pflegeheim.

Da Jahn-Zöhrens als SPD-Fraktionsvorsitzende auf Knöller folgt, wurde auch die Wahl des Zweiten Bürgermeister-Stellvertreters notwendig. Einstimmig wurde Dieter Gischer (SPD) gewählt; er ist somit auch Mitglied im Ältestenrat.