Ein Investor möchte auf der Schweizer Wiese in Bad Herrenalb 200 Wohnungen und ein Hotel bauen. Die Investitionen sollen sich auf 60 bis 80 Millionen Euro belaufen und bis zu 500 Neubürger anlocken. Doch das Projekt stößt nicht nur auf Gegenliebe. Flugs wurde eine Bürgerinitiative gegründet.
Bad Herrenalb - Die Nachricht schlug in der vergangenen Woche ein wie eine Bombe: Die Divaco Immobilien-Gruppe will einen großen Teil der Schweizer Wiese kaufen, die Rede ist von 15 000 bis 20 000 Quadratmetern. Auf diesem Gelände sollen dann neben einem Hotel mit etwa 120 Zimmern und einem Nahversorgermarkt sowie einem Parkhaus zusätzlich 200 Wohnungen entstehen und so bis zu 500 Neubürger nach Bad Herrenalb locken. Dafür will der Investor um Vorstandssprecher Bernhard Scholtes einen hohen zweistelligen Millionenbetrag investieren, die Rede ist von 60 bis 80 Millionen Euro.
Würde das Vorhaben umgesetzt, wären das für die stets klamme Stadtkasse immense Einnahmen. Zum einen ist da der Verkaufspreis von 5,8 bis 7,7 Millionen Euro. Dazu kommen aber laut Sitzungsvorlage der Stadtverwaltung zur Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 22. September, noch rund 500 000 Euro pro Jahr durch Einnahmen aus Grundsteuer, Gewerbesteuer, Kurtaxe, Zuweisungen und weiteres. Als Hinweis zu dieser Zahl schreibt die Verwaltung aber auch, dass die oben genannten Daten auf den Erfahrungswerten aus Bad Herrenalb bei den vergleichbaren Objekten beruhen und lediglich der Orientierung dienen. Dagegen stünden Kosten für die Erschließung, das Bebauungsplanverfahren, die Umsiedlung des Tennisplatzes sowie die weitere Attraktivierung der Schweizer Wiese.
In der Sitzungsvorlage bittet die Stadtverwaltung die Stadträte um Zustimmung zu diesem Projekt, das unter anderem die "bereits heute" sehr hohe Nachfrage nach Wohnung in Bad Herrenalb bedienen soll. Außerdem erhofft sich die Stadt Kaufkraftzufluss durch den Nahversorger, eine Attraktivierung der Schweizer Wiese durch einen Bäcker, ein besseres Image durch den Hotelneubau (mit Thermenzugang) und die Entstehung von neuen Arbeitsplätzen in der Stadt. "Der Verkauf der Flächen wirkt sich unmittelbar positiv auf die aktuelle Haushaltssituation aus. Die zu erwartenden zusätzlichen Einnahmequellen werden sich positiv auf die Gestaltung zukünftiger Haushalte auswirken", heißt es in der Sitzungsvorlage außerdem.
Eierlegende Wollmilchsau?
Was ganz nach der lieb gewonnen "Eierlegenden Wollmilchsau" klingt, ruft aber nicht bei allen Bad Herrenalbern Begeisterung hervor. Das wird nicht nur in den Leserbriefen deutlich. Flugs gründete sich auch bereits nach wenigen Tagen die Bürgerinitiative (BI) "Lebensraum Schweizerwiese", die auf der Webseite www.badherrenalb2030.de aktiv ist und dort die Bürger aus ihrer Sicht über das Projekt informiert: "In den wenigen Stunden seit Bereitstellen der Webseite haben sich sehr viele Interessierte bei uns gemeldet. Wir danken Ihnen für das große Interesse und die Angebote, uns zu unterstützen! Da sich nur derjenige eine Meinung bilden kann, der einen Sachverhalt kennt, möchten wir erreichen, dass möglichst viele Bad Herrenalber/-innen Kenntnis von den Plänen der Stadtverwaltung erhalten."
Laut Initiative ist die Schweizer Wiese "ein wundervoller Lebensraum mitten in Bad Herrenalb: Familien spielen, Paare gehen spazieren, an der Alb ruhen sich Menschen mit oder ohne Buch aus, auf den Tennisplätzen wird Sport gemacht". Wenn die Stadtverwaltung die Schweizerwiese stark verändern möchte, dann solle die, so die Forderung der BI, in einen "ernsthaften Dialog" mit den Bad Herrenalbern treten. "Die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde sollten mitentscheiden, inwieweit die Schweizerwiese bebaut wird", so die BI weiter. Deshalb lade man "zu einer ernsthaften Auseinandersetzung über die Zukunft der Schweizerwiese ein".
Aktuell sei ein Einbezug der Stimmen der Bad Herrenalber Bürger von der Stadtverwaltung nicht geplant, ist auf der BI-Internetseite weiter zu lesen. Die Stadtverwaltung habe die Presse am Dienstag, 14. September, über die Pläne informiert und plane am Mittwoch, 22. September, auf der 45. Sitzung des Gemeinderats einen Beschluss heraufzuführen, der in die konkrete Planung durch Vorbereitung des Kaufvertrages und die Ausarbeitung eines entsprechenden Bebauungsplanes führen soll.
Deshalb möchte die BI herausfinden, ob die Bad Herrenalber die derzeitigen Pläne der Gemeinde zur Bebauung der Schweizerwiese befürworten. Wenn die Mehrheit der Bad Herrenalber andere Vorstellungen über die Zukunft der Schweizer Wiese hätten, sei es beispielsweise eine alternative Bebauung, lediglich Teile der geplanten Bebauung oder keine Bebauung, "möchten wir dies der Stadtverwaltung mitteilen und in einen offenen und konstruktiven Dialog eintreten".
Über ein Kontaktformular oder direkt per E-Mail können Bürger ihre Meinung kundtun, "ob Sie die vorgelegten Pläne in ihrer konkreten Fassung befürworten: Ja oder Nein."