Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) Foto: dpa

224 Millionen Euro mehr dürfte der FilderbahnhofPlus kosten. Geld, das keiner der Projektpartner mal eben auf der hohen Kante hat. Verkehrsminister Hermann dämpft die Hoffnungen auf eine schnelle Lösung.

Stuttgart - Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) will sich Zeit nehmen für einen möglichst optimalen Anschluss von Stuttgart 21 an die Neubaustrecke nach Ulm. „Schnelle Antworten gibt es nicht“, sagte Hermann der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart mit Blick auf die Diskussion um den FilderbahnhofPlus am Flughafen. Es gelte, eine fahrgast- und S-bahnfreundliche Lösung zu finden, und dafür müsse man sich Zeit nehmen.

Auch der Bund als Eigentümer der Bauherrin Bahn müsse dafür Verantwortung übernehmen. Allerdings gebe es noch keinen Termin bei Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Der Bund gehöre zum Lenkungskreis der Projektpartner, sei aber bei dessen Sitzungen nie dabei gewesen.

Die Finanziers, darunter neben Land und Bahn auch Stadt und Verband Region Stuttgart, hatten kürzlich beschlossen, Gespräche mit dem Bund über die Plus-Variante aufzunehmen, die laut Bahn 224 Millionen Euro teurer ist als die bisherige Antragstrasse. Einzig der Verband Region Stuttgart hatte eine Zahlung von zusätzlichen fünf Millionen Euro in Aussicht gestellt. Hermann sagte dazu: „Mit dieser Summe kann man da oben gar nichts wuppen.“

Er hält es für möglich, dass am Ende doch nur die Antragstrasse realisiert werden kann. Auch eine neue Option mit einem dritten Gleis für die Gäubahnzüge in der bisherigen S-Bahnstation sei technisch schwer umzusetzen und löse auch nicht die problematische Doppelnutzung der S-Bahn-Gleise. Als Zeithorizont für eine endgültige Entscheidung gab Hermann die nächste Lenkungskreis-Sitzung im April an.

Die Tatsache, dass jüngst mehrere Manager - darunter Projektleiter Stefan Penn - das bis zu 6,5 Milliarden Euro teure Projekt verlassen haben, bestärke ihn in seiner Skepsis. „Ein gutes Zeichen ist das nicht.“ Der Grünen-Politiker erinnerte an den ehemaligen Projektchef Hany Azer, der sehr deutlich auf Kostenrisiken hingewiesen habe, die die Bahn nach dessen Weggang habe einräumen müssen.

Es sei Aufgabe der Bahn, das Projekt gut zu managen. Seine Rolle sehe er als konstruktiv-kritischen Begleiter, der darauf achte, dass die öffentlichen Gelder - allein 930 Millionen vom Land - ordnungsgemäß eingesetzt und alle kritischen Themen abgearbeitet werden. „Das ist schon schwierig genug, insbesondere wegen zeitlicher und Baurisiken, die immer deutlicher werden.“

Eine Absage erteilte Hermann Gedankenspielen, die Bahn könne ihre Züge am Flughafen vorbei schicken und die Anbindung von Stuttgart 21 an den Flughafen auf unbestimmte Zeit verschieben. „Schließlich hat der Flughafen, dessen Aufsichtsratsschef ich bin, 360 Millionen Euro dafür bezahlt, dass der Halt am Airport zeitgleich mit der Neurodnung des Bahnknotens in Stuttgart und der Neubaustrecke nach Ulm fertig wird.“

Respekt vor dem Engagement der S21-Gegner

Im Hinblick auf die 250. Montagsdemo am Montagabend sagte Hermann: „Ich habe großen Respekt vor dem ausdauernden Engagement dieser Bürger.“ Der anhaltende Widerstand habe dazu geführt, dass Betroffene von Großprojekten deutlich früher und in viel größerem Maß als bisher beteiligt werden. „Damit haben sich diese Menschen um eine Weiterentwicklung unserer Demokratie verdient gemacht“, sagte der Grüne, der selbst Kritiker des bis zu 6,5 Milliarden Euro teuren Projektes ist.

Die Organisatoren erwarteten am Montagabend bis zu 5000 Teilnehmer und einige prominente Redner wie den Schauspieler Walter Sittler zur Jubiläums-Veranstaltung in der Landeshauptstadt.