Alte Gleise raus, neue Schienen rein: Beim Alten Bahnhof in Althengstett bietet sich ein ungewohntes Bild. Foto: Thomas Fritsch

Bevor die Hermann-Hesse-Bahn fahren kann, müssen noch einige Teilprojekte erledigt werden. Ende März beginnt die heiße Phase für den Gleisausbau – mit Folgen für den Straßenverkehr.

Mit unzähligen Maßnahmen wird die Strecke der einstigen Württembergischen Schwarzwaldbahn seit geraumer Zeit wieder fit für den Zugverkehr gemacht. Der Tunnel bei Ostelsheim ist längst gegraben. Haltepunkte sind überall in Planung oder werden, wie in Heumaden schon von Weitem gut zu erkennen, gebaut. Jetzt sind die drei Bahnübergänge und der Gleisausbau an der Reihe.

Wie laufen die Gleisbauarbeiten ab?

Die Gleisbauarbeiten der Hermann-Hesse-Bahn wurden in drei sogenannten Oberbaupaketen vergeben. „Die Pakete orientieren sich an den verschiedenen Abschnitten. Derzeit wird an mehreren Stellen gleichzeitig gearbeitet“, erläutert Janina Dinkelaker, Pressesprecherin des Calwer Landratsamts, auf Nachfrage unserer Redaktion. In Kürze werde das (Bau-)Gleis in Althengstett verlegt, parallel dazu werde in der Ortslage Ostelsheim gearbeitet. „In Heumaden beginnen die Arbeiten im April, wobei vorbereitende Maßnahmen bereits ab kommender Woche laufen“, gibt Dinkelaker weiter an. Das (Bau-)Gleis selbst werde in Heumaden nach derzeitiger Planung im Herbst verlegt. Zeitlich versetzt, voraussichtlich ab August, würden die Arbeiten im Nagoldtal beginnen.

Wann soll die Erneuerung von Entwässerung, Schienen, Schwellen und Schotter beendet sein?

Knapp ein Jahr ist es her, dass die ersten Gleisbauarbeiten im Rahmen des ersten Oberbaupakets (Weil der Stadt in Richtung Ostelsheim bis kurz vor den Bahnübergang Steckental) begonnen haben, nämlich im April 2022. Diese sind laut Behördensprecherin zwischenzeitlich abgeschlossen. In Althengstett sei mit den Gleisbauarbeiten im Herbst begonnen worden. „Insgesamt werden die Gleisbauarbeiten und der Bau der Bahnsteige nach derzeitigem Stand im Januar 2024 beendet sein“, so Dinkelaker weiter.

Woher und wie wird das Material wie Schienen und Schotter angeliefert?

Der Schotter wird mit Lastwagen von Gleisschotterwerken aus der Region angeliefert. „Die Schienen sind in einem ersten Arbeitsschritt die Altschienen der Hesse-Bahn, die als Bauschienen verwendet werden. Am Ende der Gleisbauarbeiten werden für die gesamte Strecke Neuschienen per Bahn angeliefert und verbaut.“

Wie viele Streckenkilometer müssen saniert werden und wie viel wird das den Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn nach derzeitigem Stand kosten?

Der Abschnitt Weil der Stadt-Calw ist rund 20 Kilometer lang. „In Summe kosten die Gleisbauarbeiten samt Bau der Bahnsteige und Erneuerung der Bahnübergänge rund 27 Millionen Euro“, äußert sich Dinkelaker auf Nachfrage unserer Redaktion.

In welcher Reihenfolge wird an den insgesamt drei Bahnübergängen gearbeitet?

Eigentlich sollte im vergangenen Jahr mit den Arbeiten an den insgesamt drei Bahnübergängen (L 183 zwischen Ostelsheim und Althengstett, Stuttgarter Straße in Althengstett und K 4310 zwischen Althengstett und Heumaden) begonnen werden. An allen drei Stellen gleichzeitig zu arbeiten, sei nicht sinnvoll, weil die Verkehrseinschränkungen dann zu groß wären. „Stattdessen war immer geplant, die Bahnübergänge zeitlich gestaffelt zu erneuern“, beschreibt die Pressesprecherin die Teilmaßnahme für das grüne Infrastrukturprojekt.

Wann und wo kommt es während der Bauphase zu Sperrungen?

Die erste Straßensperrung in Zusammenhang mit den Bahnübergängen steht Verkehrsteilnehmern Ende März bevor: Ursprünglich war laut Dinkelaker geplant, Anfang Februar mit dem Bahnübergang L 183 zu beginnen. Aufgrund der niedrigen Temperaturen sei dies nicht möglich gewesen. „Ab Mitte Februar wäre der Bahnübergang Stuttgarter Straße an der Reihe gewesen. Bei diesem gibt es aber noch Abstimmungsbedarf mit den Leitungsträgern (Strom und Wasser), die die Gelegenheit nutzen möchten, im Bereich des Bahnübergangs eigene Arbeiten auszuführen“, gibt sie weiter an.

Wie verlaufen die Umleitungsstrecken?

Nun werde voraussichtlich ab Ende März unter Vollsperrung mit der Erneuerung des Bahnübergangs K 4310 begonnen. Hierzu werde das Landratsamt in den kommenden Tagen über die Dauer der Sperrung und die Umleitung informieren. „Der Bahnübergang Stuttgarter Straße folgt im Sommer und der Bahnübergang an der L183 im Herbst“, kündigt Dinkelaker an. Durch die Verschiebung in den Herbst sei gewährleistet, dass die Arbeiten im östlichen Voreinschnitt zum Tunnel Forst nicht behindert würden.

Die Umleitungsstrecken für die Vollsperrung der K 4310 werden laut Sprecherin derzeit geplant und anschließend der Verkehrsbehörde zur Genehmigung vorgelegt. „Die Umleitungsstreckenplanung für die beiden anderen Bahnübergänge ist noch nicht erfolgt“, erklärt sie abschließend.

Wie werden künftig Rückstaus an den Bahnübergängen verhindert?

Schranken und Ampeln sollen den Verkehr an den Bahnübergängen regeln. Vor allem an der K 4310 könnte es zu Stoßzeiten zum Rückstau auf die B 295 kommen. Zudem droht ein solcher auf die Gleise durch die Autos, welche von der K 4310 auf die B 295 abbiegen wollen. Hier sollen weitere Ampelanlagen in Betrieb gehen. Drei Ampeln – eine in Fahrtrichtung Althengstett/Simmozheim (auf der B 295), eine in Richtung Calw (auf der B 295) und eine für die Linksabbieger kommend von der K 4310 – sind im Kreuzungsbereich geplant. Mit dieser Maßnahme lässt sich laut Landratsamt auch die Wartezeit für Linksabbieger auf die B 295 verkürzen. Sollte sich doch einmal eine längere Warteschlange bilden, ist zur Vermeidung einer Überstauung des Bahnüberganges eine zusätzliche Rückstauschleife vorgesehen. „Im Einmündungsbereich zur B 295 wartende Fahrzeuge erhalten dann sofort Grün und können abfahren“, hatte die Behörde bereits vor einiger Zeit mitgeteilt.

Welche weiteren Einzelmaßnahmen stehen für die Reaktivierung der Bahnstrecke nach Weil der Stadt an?

Nach Beendigung der Gleisbauarbeiten ist immer noch viel zu tun, bis die Züge zwischen Calw und Weil der Stadt verkehren können. Weitere Einzelmaßnahmen und -projekte stehen an, unter anderem die Erhöhung des Aufzugs- und Treppenhausturmes am Calwer ZOB inklusive Steg über die Nagoldtalbahn als Zugang zum zukünftigen Haltepunkt der Hesse-Bahn, die technische Streckenausrüstung sowie der Einbau der Leit- und Sicherungstechnik.