Trübe Aussichten nicht nur am Himmel: Der Altkleidermarkt stockt momentan. Foto: Dick

„Die Verwertungsgesellschaften hissen die weiße Fahne und blocken seit wenigen Wochen ab“, sagt Dietmar Dieter vom DRK Kreisverband Zollernalb. Muss das Deutsche Rote Kreuz bald für die Abnahme und Lagerung der Altkleider Geld bezahlen?

„Das Rote Kreuz steht mit den diesjährigen Altkleidersammlungen vor einem Dilemma: Waren die Altkleidersammlungen viele Jahre aus dem DRK-Kalender nicht mehr wegzudenken, muss das Rote Kreuz bald bangen, für die Abnahme und Lagerung der Altkleider Geld bezahlen zu müssen.“ Das beklagt Dietmar Dieter, stellvertretender Vorsitzender des DRK Zollernalb. Die Altkleidercontainer im Kreis blieben zwar stehen und würden regelmäßig geleert – die Herbstsammlung 2024 allerdings falle kreisweit aus.

 

Vertraute Möglichkeit für die Bürger, Gutes zu tun

Dieter erinnert daran, dass das Rote Kreuz schon seit vielen Jahren den Bürgen eine vertraute und gute Möglichkeit biete, mit gut erhaltenen Altkleidern Gutes zu tun. „Gute Kleidung konnte vormals in der Kleiderkammer – seit Bestehen des Kleiderladens dorthin – gebracht werden und stand Bedürftigen zu Verfügung. Nach Bränden konnten beispielsweise Menschen im Zollernalbkreis selbst am Sonntagmorgen sich im Balinger Kleiderladen vorübergehend einkleiden.

Wohin gehen die restlichen Altkleider? „Ein Großteil der gesammelten Altkleider ging zu Verwertungsgesellschaften, die mit den Altkleidern Wiederverwertungen durchführten. Mit dem Erlös konnte das Rote Kreuz seine satzungsgemäßen Aufgaben bestreiten: So beschafften die Ortsvereine beispielsweise Einsatzmaterial oder finanzierte Lehrgänge für die Mitglieder.“

Diesen Herbst keine Haussammlungen

Im Herbst aber könnten die DRK-Ortsvereine keine Haus- und Straßensammlungen durchführen – obwohl sie bereits in den jährlichen Vereinskalendern vermerkt sind. Die einfache Frage laute nämlich: „Wer nimmt uns die gesammelten Altkleider ab, und was müssen wir gegebenenfalls bezahlen?“, fragt sich Dietmar Dieter.

Der Altkleidermarkt stocke gewaltig: „Die sonst aufnehmenden Verwertungsgesellschaften hissen die weiße Fahne und blocken seit wenigen Wochen ab. Was tun mit den vielen Altkleidern? Der Kleiderladen hat genügend Ware, die DRK-Lager sind voll.“ Da in den letzten zehn Jahren viele Container aufgestellt wurden, sei davon auszugehen, dass sich die Menge gesammelter Altkleider von Jahr zu Jahr erhöht habe.

Die Liste der Begründungen ist lang

Die Liste der Gründe für die schlechte Stimmung bei den Texilverwertungsgesellschaften sei lang: Kriegsgebiete, insbesondere in der Ukraine und im Nahen Osten, seien für den Markt nicht mehr greifbar. Gerade Winterbekleidung, die in den kälteren Regionen vermarktet wurde, finde keine Abnehmer mehr.

Unsichere Wasserwege, gerade im Roten Meer, erhöhten die Sicherheitsmaßnahmen derart, dass diese Bereiche nicht mehr lohnend anzufahren seien. Kräftig gesunken ist auch die Nachfrage der Automobilindustrie nach Füll- und Dämmstoff.

Im Vergleich zu vor rund zehn Jahren hätten sich auch andere Faktoren nachteilig verändert: erhöhte Transportkosten, Lohnsteigerungen und mehr Bürokratie schwächten den Markt. Der Anteil am Textilmüll nehme stetig zu: „ Die Möglichkeit, neuwertige T-Shirts für weniger als fünf Euro zu kaufen, schmälert zudem die Attraktivität von gebrauchten Kleidungstücken.“

Lösung für kommende Monate gesucht

Die Verantwortlichen der Verwertungsgesellschaften sähen kein Licht am Ende des Tunnels. Im Gegenteil: „Sie befürchten, dass neue Hallen angemietet werden müssen, was die Gewinne zusätzlich schmälert und auch dazu führen kann, dass ein Minusgeschäft entsteht.“

Das DRK arbeite an einer Lösung für die kommenden Monate: „Wir sind Gesprächen mit dem Landratsamt, um vielleicht eine kreisinterne Lösung zu finden. Aber das ist alles noch am Anfang.“ Von Seiten des DRKs stehen jedoch weiterhin die Altkleider-Container rund um die Uhr sowie der Kleiderlader-Laden in Balingen zu den üblichen Öffnungszeiten zur Verfügung.