Sorgen sich um die Zukunft der Pflege: Richer Po und Nicole Wolff beim Gespräch in Lahr Foto: Lienhard

Zwei Pflegedienstleiter aus Lahr und Friesenheim haben sich über Herausforderungen in der Pflege ausgetauscht. Im Gespräch mit unserer Redaktion werben sie für mehr Kooperation – und rufen zum Dialog auf.

Die Pflegebranche steht vor der Zerreißprobe: Dieser Überzeugung sind Richer Po und Nicole Wolff. Po ist Pflegedienstleiter bei der Lahrer Zweigstelle von Vita Tertia aus Offenburg, der Dienst beschäftigt 25 Mitarbeiter. Wolff hat 2021 das Friesenheimer Pflegewerk Ortenau gegründet, dort arbeiten 16 Mitarbeiter.

 

Beide haben im Arbeitsalltag ähnliche Probleme erkannt, berichten sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Mit ihren Analysen und Lösungsansätzen suchen sie nun die Öffentlichkeit, um einen Diskussionsanstoß zu geben und zur Kooperation mit anderen Diensten aufzurufen.

Auch auf fachlicher Ebene ist der Austausch sinnvoll

Hintergrund sei die zunehmend instabile Versorgungssituation nicht nur in der stationären Pflege, sondern auch in der professionellen Versorgung bei den Patienten zu Hause. Die Probleme seien hier auf strukturelle, finanzielle und gesellschaftliche Herausforderungen zurückzuführen. Eine nachhaltige Verbesserung erfordere politische Reformen, bessere Arbeitsbedingungen und eine langfristige Strategie zur Personalgewinnung und -erhaltung.

Ein konkreter Kritikpunkt des Duos Po und Wolff betrifft das Miteinander der Akteure im Gesundheitswesen. Wie die beiden berichten, arbeiten Pflegedienste, Kliniken, Ärzte, Sozialdienste und Behörden häufig isoliert. Resultat seien dann Versorgungslücken, bürokratische Hürden und Verzögerungen. Gerade Ärzte seien zum Teil schwer erreichbar. „Die Einrichtungen sollten mehr Hand in Hand gehen“, findet Po. Daher werben er und seine Friesenheimer Kollegin für eine engere Kooperation, die auch eine bessere Versorgung gewährleisten und Arbeitsbelastungen besser verteilen soll.

Denn auch bei der Kommunikation unter den Pflegediensten gebe es Verbesserungspotenzial. Mancherorts liege der Fokus zu stark auf Wettbewerb untereinander. „Wir sollten uns austauschen und gegenseitig Patienten vermitteln“, findet Wolff. Zumal viele Dienste Patienten aus Kapazitätsgründen ablehnen, während anderswo Plätze frei sind, so Po.

Pflegedienstleiter hoffen auf mehr Verständnis

Als Lösungsansatz für diese Probleme nennen sie ein stabiles und datenschutzrechtskonformes Kommunikationsnetzwerk, das für Institutionen einfach zugänglich sei. Schon eine Telegram- oder Whatsapp-Gruppe könne eine Verbesserung sein. „Auch auf fachlicher Ebene ist der Austausch sinnvoll“, glaubt Po.

Die beiden Leitungskräfte wünschen sich nicht nur gesellschaftlich, sondern auch von Patienten hin und wieder mehr Verständnis für ihre Arbeitssituation. So werde etwa erwartet, dass Pflegekräfte ihre Besuche auf die Minute einhalten – was diese unter Druck setze. Doch schränken Faktoren wie Notfälle, längere Versorgungszeiten oder Verkehrsbehinderungen die Pünktlichkeit ein. Im wertschätzenden Umgang miteinander liege auch die Motivation für den sozialen Beruf.

Ob bürokratische Hürden, Versorgungsengpässe oder Personal – die Themenpalette, die gemeinsam aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und angegangen werden könne, sei breit. Positiv gestimmt und mit Engagement diesen Weg miteinander zu gehen – dafür wollen Po und Wolff sich stark machen.

So soll’s weitergehen

Wer Interesse an einem Dialog hat, soll sich bei Po oder Wolff melden. „Wir stehen für jede Form der Kommunikation und Kooperation offen“, betont Po. Man wolle einen offenen Dialog zwischen Pflegediensten, Ärzten, Kliniken, Sozialdiensten und Angehörigen fördern.