Henry Seeger (rechts) gewann mit den Balinger A-Junioren 2016 den WFV-Pokal. Foto: Eibner

Fußball: Henry Seeger ist zurück bei der TSG Balingen – in neuer Rolle. Mit SV Wittendorf kämpft er um den Klassenerhalt.

Henry Seeger nimmt beim Regionalligisten TSG Balingen schon in jungen Jahren einen wichtigen Posten ein. Der 23-Jährige soll als Jugendkoordinator die Nachwuchsabteilung voranbringen. Dem Spieler des SV Wittendorf kommt dabei entgegen, dass er die TSG bestens kennt.

Henry Seeger ist dorthin zurückgekehrt, wo er in seiner noch sehr jungen spielerischen Laufbahn die größten Erfolge gefeiert hat. Nach vielen Jahren in der Jugend des SV Wittendorf und einem kurzen Abstecher nach Freudenstadt landete er 2014/2015 bei den A-Junioren der TSG Balingen. Zwei starke Spielzeiten und einen WFV-Pokal-Triumph später erhielt Seeger sogar einen Vertrag für die erste Mannschaft der Eyachstädter.

Doch wegen seines Studiums entschied sich das junge Talent dafür, zu seinem Heimatklub nach Wittendorf zurückzukehren. Jetzt ist der inzwischen 23-Jähirge jedoch zurück in Balingen – allerdings nicht als Spieler. Sein fußballerisches Können zeigt Seeger nämlich weiterhin im Dress des SV Wittendorf in der Landesliga. Bei der TSG nimmt Seeger die Rolle des Jugendkoordinators ein und soll die ohnehin schon hoch angesehene Jugendabteilung der Balinger noch weiter nach vorne bringen.

Glückliche Fügung

"Der Kontakt zur TSG ist natürlich nie abgerissen. Aber dass es dazu kommt, dass ich diesen Posten übernehme, damit hätte ich trotzdem nicht gerechnet", erzählt Henry Seeger. Im Rahmen seines Bachelor-Studiums hat Seeger ein Praxissemester bei der Regionalliga Südwest. Dort kam er wieder vermehrt in Kontakt mit seinem Ex-Klub – und vor allem mit Geschäftsführer Jan Lindenmair. "Jan hat mir ans Herz gelegt, zur TSG zurückzukehren. Dann habe ich mich mehr oder weniger spaßeshalber mal beworben auf eine freie Stelle."

Die Belohnung für die Bewerbung: ein dualer Master der Betriebswirtschaftslehre und der verantwortungsträchtige Posten des Jugendkoordinators. Aber welche Aufgaben übernimmt der Jugendkoordinator der TSG Balingen eigentlich? "Das ist gar nicht so einfach zu erklären", sagt Seeger lachend. Er versucht es aber dennoch: "Viele Aufgaben sind organisatorischer Natur – beispielsweise die Organisation von Camps oder die Regelung von Kooperationen mit Schulen. Aber auch sportlich bin ich sehr involviert, führe Gespräche mit Jugendtrainern oder nehme Einfluss auf die Kaderplanung."

Erster Ansprechpartner

Noch wichtiger: Henry Seeger ist Ansprechpartner für Spieler und Trainer aller Jugendmannschaften. Außerdem fungiert er als eine Art Bindeglied zwischen dem Nachwuchs- und dem Aktiven-Bereich des Vereins. Eines erleichter ihm seine Arbeit ungemein: Er kann sich besser in die Situation der Jugendspieler versetzen als die meisten anderen. Er kennt den Verein aus seiner eigenen Zeit bei den Eyachstädtern und will nun diese Erfahrungen an die Jugendspieler weitergeben. "Die TSG hat eine ganz besondere Nachwuchsabteilung. Wir vermitteln hier nicht nur fußballerische Fähigkeiten, sondern auch Werte, die in anderen Lebensbereichen gebraucht werden."

Enttäuschende Saison

Viele dieser Werte hat Henry Seeger selbst beim SV Wittendorf kennengelernt, bei dem er bis zur B-Jugend spielte. Inzwischen geht der 23-Jährige im Dress seines Heimatvereins in der Landesliga auf Torejagd. Der schnelle und abschlussstarke Offensivakteur ist jedoch mit dem bisherigen Verlauf der Spielzeit 2020/2021 nicht zufrieden: "Abgesehen davon, dass es ja für alle momentan eine ganz schwierige Saison und Situation ist, ist die Spielzeit für mich persönlich bislang besonders bitter gelaufen. Der immer wieder von Verletzungen geplagte Seeger fand nie so richtig in die Spur.

"Ich habe nur wenig gespielt und selbst wenn ich auf dem Platz stand, war es immer so ein bisschen mit angezogener Handbremse", hadert Seeger mit dem bisherigen Saisonverlauf aus seiner persönlichen Sicht. Seine Mannschaft allerdings könne zufrieden sein mit den bislang erbrachten Leistungen: "Wir haben einen sehr breiten Kader und haben es so geschafft, meinen Ausfall sowie einige andere Verletzte bestmöglich zu kompensieren."

Mit 14 Punkten aus den ersten elf Saisonspielen (vier Siege, zwei Remis, fünf Niederlagen) stehen die Wittendorfer gut da. In der Landesliga-Tabelle bedeutet das Rang 12 – mit drei Zählern Vorsprung auf die Abstiegsplätze. "Der Klassenerhalt ist und bleibt unser oberstes Ziel und wir glauben fest daran, dass wir das schaffen können. Auch in den Spielen, die wir verloren haben, waren wir fast immer auf Augenhöhe. Wir können in dieser Liga gut mithalten und wollen dementsprechend nicht abstiegen", unterstreicht Seeger die Ambitionen des Landesliga-Aufsteigers. Ob der 23-Jährige in der nächsten Saison noch immer für seinen Heimatverein auflaufen wird, steht aktuell noch in den Sternen.

Doppelte Rückkehr?

Denn es ist auch vorstellbar, dass Henry Seeger nicht nur abseits des Platzes bald wieder in der Bizerba-Arena zuhause ist. "Bei der TSG höre ich immer, ich solle doch unbedingt auch wieder für die TSG die Fußballschuhe schnüren, aber das ist oft auch einfach spaßig gemeint", erzählt er lachend. "Im Moment konzentriere ich mich natürlich noch voll auf Wittendorf und auf unsere Saisonziele. Wie das nächste Saison aussieht, das wird man dann sehen". Mit dieser Entscheidung lässt sich der 23-Jährige also noch Zeit. Eine andere ist allerdings schon ohne Zweifel gefällt: "Ich will auf jeden Fall weiterhin Fußball spielen."