Frank-Walter Steinmeier (links) traf Henry Kissinger im Jahr 2016. Foto: imago/Thomas Imo

Henry Kissinger ist tot. Olaf Scholz und Frank-Walter Steinmeier würdigen die Verdienste des ehemaligen US-Außenministers für die transatlantische Freundschaft. Auch weitere deutsche Politiker melden sich zu Wort.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier haben die Verdienste des am Mittwoch verstorbenen ehemaligen US-Außenministers Henry Kissinger für die transatlantische Freundschaft gewürdigt. „Die Welt verliert einen besonderen Diplomaten“, erklärte Scholz am Donnerstag im Onlinedienst X (ehemals Twitter). Steinmeier erklärte, die Welt verliere einen „großen Kämpfer für Freiheit und Demokratie“. 

Scholz verwies auf den bedeutenden Einsatz des Verstorbenen „für die transatlantische Freundschaft zwischen den USA und Deutschland“, der seiner deutschen Heimat stets verbunden geblieben sei. 

Steinmeier nannte Kissinger „einen Freund Deutschlands, der Schlüsselmomente unserer Geschichte miterlebt und mitgestaltet hat“. In einem Kondolenzschreiben an die Witwe Nancy Sharon Kissinger und die Familie bezeichnete Steinmeier Kissinger als „einen beeindruckenden Mann mit einer unglaublichen Lebensgeschichte“.

Mit seiner Entspannungs- und Abrüstungspolitik habe Kissinger „den Grundstein für das Ende des Kalten Krieges und für den demokratischen Wandel im Osten Europas“ gelegt“, erklärte Steinmeier und unterstrich: „Dass wir heute in einem geeinten und demokratischen Deutschland leben, eingebunden in starke Bündnisse, daran haben die Vereinigten Staaten, und daran hat auch Henry Kissinger persönlich großen Anteil.“

„Jahrhundertgestalt der internationalen Politik“

Nachdem die Nationalsozialisten ihm seine Heimat geraubt hätten, habe der in Fürth geborene Kissinger auf der anderen Seite des Atlantiks eine neue Heimat gefunden. „Mit seiner bewegten Familiengeschichte stand er in besonderer Weise für die enge Verbundenheit zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Deutschland“, erklärte Steinmeier. „Wir Deutsche sind für Henry Kissingers Beiträge zur transatlantischen Freundschaft zutiefst dankbar.“

Steinmeier erinnerte daran, dass Kissinger seinen 100. Geburtstag im Juni in seiner fränkischen Geburtsstadt Fürth gefeiert hat. „Es hat mich sehr berührt zu sehen, dass dieses Land, das ihn einst vertrieben hatte, für ihn nun wieder ein Flecken Heimat geworden war.“

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat den ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger als „Jahrhundertgestalt der internationalen Politik“ gewürdigt. „Für viele war er Vorbild. Andere haben sich auch an ihm gerieben“, schrieb die Grünen-Politikerin am Donnerstag auf der Plattform X (früher Twitter). „Was über allem bleiben wird, ist seine Größe, unserem Land nach dem Zweiten Weltkrieg die Hand auszustrecken und bis zuletzt in Freundschaft verbunden zu sein“, fügte Baerbock hinzu.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat den früheren US-Außenminister Henry Kissinger als herausragende Persönlichkeit der Weltgeschichte gewürdigt. „Henry Kissingers diplomatische Strategie und Exzellenz haben die Weltpolitik im gesamten 20. Jahrhundert geprägt“, schrieb sie am Donnerstag nach dem Tod des Politikers auf der Plattform X. „Sein Einfluss und sein Vermächtnis werden bis weit ins 21. Jahrhundert hinein nachwirken.“

Markus Söder unterstreicht Kissingers Herkunft

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat den im Alter von 100 Jahren gestorbenen ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger gewürdigt. Auf der Plattform X schrieb Söder, Bayern trauere um Kissinger, einen bedeutenden Staatsmann, „der mit Weitsicht und großem analytischen Scharfsinn die Menschen überzeugen konnte“.

Kissinger sei einer der einflussreichsten außenpolitischen Beobachter und Denker gewesen. „Nicht alle seiner Positionen waren unumstritten. Aber er war einer der wichtigsten und klügsten Außenpolitiker des vergangenen Jahrhunderts.“

Zudem unterstrich Söder am Donnerstag die bayerische Herkunft des früheren Politikers: „Er war Bayer, Franke, Fürther und seiner alten Heimat und dem jüdischen Leben bis zuletzt verbunden.“ Er freue sich, einige Male die Gelegenheit gehabt zu haben, „diese beeindruckende Persönlichkeit aus nächster Nähe zu erleben“. Zuletzt seien sie einander im Sommer dieses Jahres anlässlich des 100. Geburtstages von Kissinger begegnet

Kissinger starb am Mittwoch in seinem Haus im US-Bundesstaat Connecticut, wie seine Beratungsfirma Kissinger  mitteilte. Der Außenminister unter den US-Präsidenten Richard Nixon und Gerald Ford hatte einen enormen Einfluss auf die internationale Politik nach dem Zweiten Weltkrieg.