Infomierten über die Energieeinsparungen und die Situation in Villingen-Schwenningen (von links): Dieter Kleinhans, Tobias Reuter, Jürgen Roth, Gregor Gülpen und Michael Reimer. Foto: Zieglwalner

Ideen für einen grundlegenden Wandel des energetischen Konzepts der Kunsteisbahn GmbH (KEB) hat die Energiekrise in Gang gesetzt. Zur Diskussion steht, in Schwenningen das erste C02-freie Eisstadion zu schaffen – und den Betrieb der Bahn zwei sicherzustellen.

Villingen-Schwenningen - Umfangreiche Einsparmöglichkeiten haben die Stadt und die Bäder VS GmbH (BVS) in den vergangenen Wochen entwickelt, um die Kosten im Herbst und Winter zu senken. Ob im Rathaus oder beim Wasser und den Duschen in den Hallenbädern, überall sind die Temperaturen gedrosselt. Allerdings nicht in den Schulen und Kindergärten, erklärte Oberbürgermeister Jürgen Roth bei einem Pressegespräch.

Mit Jürgen Gülpen, Geschäftsführer der Stadtwerke Villingen-Schwenningen GmbH und interimsmäßig auch der KEB, Dieter Kleinhans, Leiter des Amts für Gebäudewirtschaft und Hochbau (GVO), Tobias Reuter, Abteilungsleiter Gebäudewirtschaft bei der Stadtverwaltung, und Michael Reimer, stellvertretender Leiter des Amts für Feuerwehr, Brand- und Zivilschutz, ging Roth auf die Konsequenzen aus der Energiesparverordnungen der Bundesregierung und deren Umsetzung in der Doppelstadt ein. Über das ganze Paket berät der Gemeinderat im Oktober.

Ferienschließung von Hallen in Absprache mit den Vereinen

Geplant sei, in Absprache mit den Vereinen in den Ferien 23 der 27 Sporthallen zu schließen, Wettkämpfe und Termine auf wenige Standorte zu konzentrieren. Auch bei Flutlichtanlagen wie auf dem Hubenloch seien Abstriche denkbar, in Fußballstadien seien diese allerdings weitgehend schon auf LED umgestellt. Das sei auch bei der Weihnachtsbeleuchtung in Villingen wie Schwennningen der Fall, erklärte Oxana Zapf, Pressesprecherin der Stadt. Lediglich jeweils 100 Euro falle für den Betrieb des festlichen Schmucks an.

Und bei allen Aufforderungen zum Sparen gelte es, den Werterhalt der Gebäude im Blick zu behalten, sie zumindest minimal zu heizen und wegen drohenden Legionellenbefalls immer wieder heißes Wasser durch die Leitungen laufen zu lassen, zeigte Kleinhans die Grenzen auf.

In Härtefällen bietet SVS auch Ratenzahlungen an

Angesichts langfristiger Verträge habe sich die Stadt bei der Gasversorgung stabile Preise bis Ende 2022 gesichert, auch für 2023 stehe nur noch die Vergabe des letzten von vier Blöcken aus, stellte Reuter fest. "Eventuell kommen wir mit einem blauen Auge davon." Derzeit laufe die Ausschreibung der Stromlieferung von 2023 bis 2025, Mitte Oktober wisse er die genauen Zahlen. Da hoffe die Stadt auf eine weitere Zusammenarbeit mit der SVS. Dass die Gas- und Strompreise manchen Haushalt in finanzielle Schwierigkeiten bringen können, ist deren Chef bewusst. Preisnachlässe könne die SVS nicht geben, weil sie jeden Kunden gleich behandeln müsse. Allerdings fordert er alle auf, sich bei Schwierigkeiten zu melden, um über Ratenzahlungen eine Lösung zu finden.

Auch Oberbürgermeister Roth versicherte, dass das Bürgeramt in solchen Fällen als Ansprechpartner zur Verfügung steht und über mögliche Zuschüsse wie über die Wohngeldstelle informiert. Die Ängste der Bürger, wie es weiter geht und ob sie im Winter frieren müssen, seien spürbar, schilderte Roth seine Eindrücke. In der Schublade liege durchaus der Plan zur Eröffnung von Wärmestuben in den Stadtteilen, gerade in Gebäuden wie Schulen und Festhallen, die nicht mit Gas beheizt sind. "Aber ich glaube, dass wir durchkommen", äußerte sich Roth vorsichtig optimistisch und appellierte an alle Bürger, zusammenzuhalten und ihrerseits den Energieverbrauch einzuschränken.

Zweite Eisbahn spielt wichtige Rolle für Vereins- und Freizeitsport

Das falsche Signal ist es für ihn und Gülpen, in der momentanen Situation den Betrieb in der Helios Arena zurückzufahren. Die Bahn eins sei durch den Profibetrieb der Wild Wings belegt, da stehe die KEB auch gegenüber der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in der Pflicht, gab Gülpen zu bedenken. Es gehe um die Bedeutung der zweiten Halle für das Lebensgefühl in der Stadt. Viele Vereine nutzten sie fürs Training, deren gute Jugendarbeit eine wichtige Rolle spiele. Der Nachwuchs komme so zum Eishockey oder Curling. Und der Freizeit-Eislauf schreibe inzwischen schwarze Zahlen.

Die zweite Bahn lasse sich nicht nur für wenige Wochen schließen, auch angesichts des hohen Aufwands, den das Eismachen mit sich bringe. Die Bahn einmal dicht gemacht, wandere die auf Bundesliganiveau trainierende Jugend ab, machte sich Gülpen für den Erhalt des Status Quo stark. Die Eisfläche komplett abzuschalten, spare 1,8 Millionen Euro ein. Dennoch habe die KEB einen Aufwand von einer Million Euro für Unterhalt und Mitarbeiter. Ganz zu schweigen vom gesellschaftlichen Schaden.

Konzept zur Nutzung als Kraftwerk entsteht

Jetzt gelte es, nach neuen Wegen für das Eisstadion zu suchen. Und eine Vision entwickle sich derzeit: die Nutzung als Kraftwerk. Mehrere Ingenieurbüros hätten bereits die Energiesituation der KEB analysiert. Ein Schritt sei, das Eis nicht mehr in einem Schacht durch den Einsatz einer Heizung abzutauen, sondern die Abwärme aus dem Gebäude für diese Zwecke einzusetzen. Durch die sinnvolle Nutzung aller Wärme und die energetische Optimierung zeichne sich ab, dass die Eisbahn bis zu 700 Wohnungen im Umfeld mit Nahwärme versorgen könne. Bis im März liege ein konkretes Konzept für dieses Vorhaben vor. Dann sei es am Aufsichtsrat und den politischen Gremien, eine Entscheidung über die Zukunft der Helios Arena zu treffen. Er jedenfalls wolle sich auf diesen Weg machen, bezog Roth klar Position.