Sie sind aus dem Klinikalltag der Patienten und Pflegekräfte nicht mehr wegzudenken: Die Grünen Damen und Herren. Seit zehn Jahren hören sie zu, begleiten und helfen. Foto: Zollernalb-Klinikum

Manchmal genügt es, einfach da zu sein, zuzuhören, ein Buch ans Bett zu bringen oder mit dem Patienten zu einer Untersuchung zu gehen. Dafür haben die Pflegefachkräfte oft nicht die Zeit. Umso besser, dass das Zollern­alb-Klinikum auf die Grünen Damen und Herren zählen kann.

Zollernalbkreis - "Sie sind ein Schatz für uns alle", sagt die Leitung des Referats der Pflegedirektion, Franziska Gerster. Und das seit zehn Jahren.

Eine ältere Patientin hat sich im Labyrinth der Klinikflure verlaufen. Einsatzleiterin Heide Bartholomae bringt sie zurück in ihr Zimmer. Währenddessen versorgt eine Kollegin einen älteren Herrn mit einer Telefonkarte, damit er mit seiner Frau reden kann. Eine andere klopft vorsichtig auf der Palliativstation an. Die Angehörigen des Sterbenden sind da. Sie bietet an, Kaffee zu holen.

Es sind die kleinen Gesten und Hilfen, die seit zehn Jahren den Patienten helfen. Und die auch die Pflegekräfte entlasten, wie Gerster weiß: Allein durch diese Zuwendungen kann den Patienten – auch in schwierigen Lebenslagen – ein Lächeln ins Gesicht gezaubert werden. Corona bremst ein großes Jubiläumsfest aus. Das soll im Frühjahr nachgeholt werden.

Einfach da sein

Die Pandemie hat aber auch Auswirkungen auf die tägliche Arbeit der Grünen Damen und Herren. Aktuell sind weniger Ehrenamtliche im Einsatz als üblich. Sie haben Angst vor einer Ansteckung, sind alle über 60 Jahre alt und zählen deshalb zur Risikogruppe. Trotzdem tun die noch vorhandenen Helfer alles Mögliche, um die abgegebenen Koffer am Eingang den Patienten zu bringen, oder sie sind einfach für die da, die Redebedarf haben und nur eingeschränkt Besuch bekommen dürfen.

Import aus Bonn

"Die Patienten sind mit sich selbst beschäftigt, sie brauchen einen Wegweiser, Zeit und offene Ohren", erklärt Barbara Mizdrak, die Stellvertreterin von Heide Bartholomae. Dass das am Klinikum der Kreisstadt seit zehn Jahren möglich ist, ist der Idee von Augenarzt Peter Issa zu verdanken. Er arbeitete damals in Bonn. In der dortigen Klinik gab es diesen Service bereits. Er erzählte seiner Mutter davon. Gertrud Issa war sofort begeistert und sprach viele Frauen an. "Da haben sich die Menschen außerhalb der Klinik zusammengetan", erinnert sich Mizdrak.

Federführend in der Gründungsphase waren auch Brunhilde Haid und Siglinde Stumpp. Von der Aktion Mensch gab es ebenso finanzielle Starthilfe wie von den lokalen Banken. Am 27. September 2011 trafen sich die Grünen Damen und Herren zum ersten Mal. Es folgten zahlreiche Fortbildungen zu Themen wie Hygiene, Gesprächsführung, Alzheimer oder Erste Hilfe.

Mit Fertigstellung des Neubaus gingen auch die Grünen Damen und Herren an den Start, damals unter der Einsatzleitung von Ursula Scholz, die 2014 altersbedingt zurücktreten musste.

Mit vollem Einsatz

Derlei Regelungen, aber auch Weiterbildungen werden über die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer und Ökumenischer Kranken- und Alten-Hilfe mit Hauptsitz in Berlin vorgegeben und organisiert. Die Balinger sind dort Mitglied. Im vergangenen Jahr, während der ersten Welle, war der Zutritt zur Klinik den Damen – und aktuell einem Herrn – verwehrt. "Man merkt erst was man hat, wenn es fehlt", bringt es Gerster auf den Punkt. Nun dürfen sie wieder die Menschen begleiten und tun das mit vollem Einsatz.

Absolute Schweigepflicht

Die absolute Schweigepflicht wird vorausgesetzt. "Und", sagt Heide Bartholomae, "man selbst muss psychisch stabil sein". Man brauche ein Feingefühl für die Menschen, fügt Barbara Mizdrak hinzu. Wenn Patienten ungehalten sind, dann hören sie zu und erklären, warum das Warten auf den Röntgentermin länger dauert. Das, so Mizdrak, sei Teil ihres Dienstes. Und wenn sie den Kranken ein Lächeln auf die Lippen zaubern könne, fülle das ihr Herz. Dann gehe es auch, lange mit einem alten Mann zu sprechen, dessen Kriegstraumata ihn im Krankenbett einhole. Oder todkranke Menschen, die man über lange Zeit begleitet hat, würdevoll zu verabschieden.

Für all das werden die Grünen Damen und Herren intensiv geschult. Und sie sind füreinander da und tauschen sich aus. Wer sich vorstellen kann, ebenfalls ins Team zu kommen, der kann sich bei Heide Bartholomae unter der Rufnummer 07433/38 15 82 melden. Nach Hospitationen und intensiven Fortbildungen kann die ehrenamtliche Arbeit beginnen.

Eine Arbeit, das sagen beide, "die einem so viel zurückgibt". Denn nicht nur die Grünen Damen und Herren sind ein Schatz für Patienten und Pflegekräfte, auch die täglichen Erlebnisse sind Schätze, die man mit Geld nicht bemessen kann.