Gaby Armbruster (links) und Saskia Müsch und verabschieden sich von den Kunden des Erlaheimer Dorfladens "Helenes Herzstück". Foto: Reich

"Traurig", ist wohl jenes Wort, das am Mittwoch in "Helenes Herzstück" in Erlaheim am häufigsten gefallen ist. Nach drei Jahren hat Gaby Armbruster zum letzten Mal ihren Dorfladen geöffnet. Jetzt ist für immer Schluss.

Geislingen-Erlaheim - "Ich habe immer gesagt: Ich mache keine Schulden", betont Armbruster. Konsequenterweise schließt sie nun schweren Herzens ihren Dorfladen, den sie drei Jahre lang betrieben hat.

Corona und anstehende Kanalsanierung sorgen für Umsatzeinbußen

Denn die Geschäfte haben sich einfach nicht mehr rentiert. Ihre "Vesperleute", wie sie die Kunden nennt, die sich bei ihr mit einem belegten Brötchen oder einem Fleischkäswecken versorgt haben, sind weggeblieben – Homeoffice und Corona sei Dank. Auch viele ältere Kunden sind wegen der Corona-Pandemie-lieber zu Hause geblieben und haben sich anderweitig versorgen lassen.

Mit der anstehenden Kanalsanierung im Gruoler Ortskern und der damit verbundenen Straßensperrung fällt Armbruster auch ihre Laufkundschaft weg. So muss sie sich jetzt von ihrem Traum verabschieden. "Mir reißt es schier das Herz raus. Das war mein Leben", sagt sie mit Tränen in den Augen.

Doch nicht nur sie ist darüber traurig, dass der Dorfladen schließt, der nicht nur eine Einkaufsmöglichkeit, sondern auch ein sozialer Treffpunkt in Erlaheim gewesen ist. Viele Kunden sind am letzten Tag gekommen, um Abschied von "Helenes Herzstück" zu nehmen, wo immer Zeit für ein Schwätzle war.

"Wir waren jede Woche da, das war einfach schön", berichtet die Familie Röhm aus Erlaheim. Sie erinnern sich daran, wie ihr kleiner Sohn mit dem Dreirad mit zum Einkaufen kam, und der Dreikäsehoch von Gaby Armbruster eine Brezel geschenkt bekam. Sie haben am Mittwoch Blumen als Dankeschön mitgebracht – wie viele andere Stammkunden auch – und sagen "Danke für alles".

Am Ende wartet die Leere

Annemarie Hutter erzählt, wie sie immer mit ihrem Hund von Binsdorf nach Erlaheim spaziert ist, um sich im Dorflädele ihren Rucksack zu füllen: "Ich bin schon traurig", sagt auch sie, denn: "Sie hat es mit Leib und Seele gemacht." Ebenso wie Saskia Müsch, die am Mittwoch mit Gaby Armbruster hinter der Theke stand, wie sie es sonst samstags immer gemacht hat.

Wehmütig betrachtet Gaby Armbruster die zahllosen Fotos, die die Wände ihres Ladens schmücken. Sie erinnert sich an die vielen kleinen und großen Feste, die im und vor dem Laden gefeiert wurden. An die Männer vom Sportverein, die auf ein Bier vorbeigekommen sind, an das Katerfrühstück, das sie immer am Tag nach dem "Schmotzigen" gerichtet hat.

Jetzt erwartet sie erst einmal Leere, denn ihr Mann ist vor zwei Jahren gestorben. Und Leere erwarten auch die Räume von "Helenes Herzstück", denn ein Stück Erlaheimer Dorfgeschichte ist zu Ende gegangen.

Zum Abschied gab es für jeden Kunden eine Flasche Bier, mit der Vorgabe, es am Mittwochabend genau um halb Sieben zu trinken. Dann, als Gaby Armbruster das letzte Mal ihren Laden zusperrte.