Die eingebaute Heizung arbeitet in der Regel effizienter, vor allem, wenn sie smart gesteuert ist. Foto: imago/Westend61

Seit die Energiepreise durch die Decke gehen, boomt die Nachfrage nach elektrischen Heizgeräten. Doch deren Betrieb ist nach wie vor teurer als die Nutzung einer vorhandenen Gasheizung. Und werden zu viele der Stromgeräte eingesetzt, könnte es für alle ungemütlich werden.

Gas hat sich nicht nur drastisch verteuert. Viele Verbraucher zweifeln trotz der mittlerweile gut gefüllten Gasspeicher auch an der Sicherheit der Versorgung im Winter und haben sich Heizlüfter oder andere elektrische Wärmespender zugelegt. Vielerorts sind solche Geräte ausverkauft. Wir beantworten wichtige Fragen dazu.

Wie effizient sind elektrische Heizgeräte? In Werbeanzeigen für Elektroheizungen wird viel Unsinn behauptet, doch eine häufig zu findende Aussage stimmt: Die Geräte sind tatsächlich sehr effizient – sie setzen praktisch die gesamte zugeführte elektrische Leistung in Wärme um. Der Wirkungsgrad kommt an 100 Prozent heran. Doch das ist nur eine Seite der Rechnung. Bevor nämlich mit Strom geheizt werden kann, muss dieser erzeugt werden. Bei Wind- und Solaranlagen geschieht auch das weitgehend sauber und verlustfrei, doch rund die Hälfte des Stroms stammt hierzulande immer noch aus Kohle-, Gas- und Kernkraftwerken, die je nach Bauart elektrische Wirkungsgrade von unter 40 bis 60 Prozent haben. Unter dem Strich ist eine Gas- oder auch Ölheizung trotz der Wärmeverluste innerhalb der Heizanlagen daher auch beim derzeitigen Strommix effizienter als eine elektrische Heizung.

Wie sieht es mit der Heizleistung aus? Übliche Heizlüfter oder Ölradiatoren leisten meist 2000 Watt. Die braucht es für ein durchschnittliches Zimmer auch. Im Internet werden auch kleinere Geräte beworben, die sich direkt in die Steckdose stecken lassen. „Mit diesem Trick heizen Sie diesen Winter fast umsonst“, verspricht etwa ein Anbieter. Abgebildet ist ein Miniheizlüfter, der „nahezu kaum Energie“ verbrauchen soll. Das stimmt insofern, als er nur 500 Watt leistet – deutlich weniger als ein kräftiger Föhn, der es auf 1800 Watt bringt. In nicht energetisch sanierten Altbauten kalkulieren Heizungsbauer mit einer Heizleistung von 120 bis 150 Watt pro Quadratmeter. Mit dem beworbenen Miniheizer lässt sich demnach also bestenfalls ein größerer Abstellraum beheizen. In besser gedämmten Gebäuden sind es vielleicht um die zehn Quadratmeter.

Ist Heizen mit Strom billiger? Nein. Lange galt die Regel, dass Heizen mit Strom etwa viermal so teuer ist wie mit Gas. Weil der Gaspreis zuletzt deutlich stärker als der Strompreis gestiegen ist, hat sich der Abstand zwar verringert, doch mit Gas fährt man immer noch billiger. Die Ersparnis hängt allerdings vom Liefervertrag ab. Beim Heidelberger Vergleichsportal Verivox verlangen die derzeit günstigsten Anbieter von Neukunden rund 35 Cent pro Kilowattstunde für Gas. Bestandskunden in Altverträgen zahlen teils noch deutlich unter zehn Cent – zumindest bis zum Ablauf der Preisgarantien. Die Strompreise liegen laut Verivox-Strompreisindex, der eine grobe Orientierung ermöglichen soll, derzeit bei gut 50 Cent pro Kilowattstunde. Bei Stromneuverträgen werden teilweise mehr als 70 Cent pro Kilowattstunde aufgerufen.

Wie hoch sind die Heizkosten für eine Wohnung mit 100 Quadratmetern? Nach Angaben des Umweltbundesamtes liegt der jährliche Heizenergiebedarf im Durchschnitt bei 130 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche. Daraus ergibt sich ein Gesamtbedarf von 13 000 Kilowattstunden. Bei einem Strompreis von 50 Cent kommt man so auf jährliche Heizkosten von 6500 Euro oder 542 Euro monatlich. Beim Heizen mit Gas ergibt das bei einem Preis von 35 Cent auf 4550 Euro im Jahr oder 379 Euro pro Monat. Bei einem gedämmten Neubau kann man jeweils von der Hälfte ausgehen, bei einem Passivhaus von einem Achtel.

Wie wirken sich Heizlüfter auf die Stromnetze aus? Die Angst vor kalten Wohnungen infolge einer Gasknappheit dürfte zum jüngsten Heizlüfterboom beigetragen haben. Doch mit Blick auf die Sicherheit der Stromversorgung könnte sich der massenhafte Einsatz solcher Geräte kontraproduktiv auswirken. „Dann könnte es schon sein, dass es kurzzeitig zu regional begrenzten Stromausfällen kommt“, sagte der Energieexperte Michael Sterner von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg kürzlich im Interview mit unserer Zeitung. Dann würden auch Gasheizungen nicht mehr laufen, und auch die Nachbarn hätten keinen Strom mehr, so Sterner. Deshalb sei es unsolidarisch, mit Heizlüftern die Wohnung heizen zu wollen.

Wo können Heizlüfter sinnvoll sein? Elektrische Heizgeräte eignen sich eher für selten genutzte Räume, in denen keine reguläre Heizung vorhandenen ist – etwa für die Werkstatt im Hobbykeller . Sinnvoll kann auch der Einsatz im Bad sein, wo man es nur kurzzeitig etwas wärmer braucht. In der Übergangszeit kann so die Zentralheizung länger im sparsamen Sommerbetrieb laufen.

Energiewende und Stromheizung

Ökobilanz
 Die meisten Energiewende-Szenarien gehen davon aus, dass Strom in naher Zukunft fast nur noch aus regenerativen Quellen stammen und zu einer Art neuen Primärenergie werden wird, die sich in vielen Bereichen einsetzen lässt. Das verbessert auch die Ökobilanz von Elektroheizungen.

Energiespeicher
 Allerdings passen Strombedarf und -produktion nicht immer zusammen. So liefern Fotovoltaikanlagen ausgerechnet in der Heizperiode weniger Strom. Daher werden zusätzliche Energiespeicher für längere Zeiträume benötigt – etwa in Form von grünem Wasserstoff. Die effizienteste Art, mit Strom zu Heizen, sind Wärmepumpen. Diese sollten eine möglichst hohe Jahresarbeitszahl haben. Liegt dieser Wert beispielsweise bei vier, werden aus einer Kilowattstunde Strom vier Kilowattstunden Heizwärme gewonnen.