In Enzklösterle dauert es mitunter sehr lange, bis man einen Termin fürs Heiraten bekommt. Der Grund: Das Standesamt ist nach Bad Wildbad ausgelagert. Dabei lockt Enzklösterle mit ungewöhnlichen Orten fürs Ja-Wort.
Drei Kommunen mit nur noch einem einzigen Standesamtsbezirk von Höfen bis Enzklösterle soll es zum 1. Januar 2024 geben. Den ersten Schritt dazu ging der Gemeinderat Enzklösterle in seiner jüngsten Sitzung in der Festhalle damit, dass er im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit (IKZ) die Verwaltung einstimmig mit den Vorbereitungen zu einer Zusammenlegung der Standesämter Bad Wildbad, Enzklösterle und Höfen beauftragte.
„Die interkommunale Zusammenarbeit – IKZ – gewinnt aufgrund des Fachkräftemangels immer mehr an Bedeutung. Die komplexe Rechtsmaterie und der steigende Anteil der rechtlichen Prüfungen von Personenstandsfällen im internationalen Privatrecht sowie das Wissen in der internationalen Rechtsentwicklung bedarf umfangreicher Schulung und Erfahrung“, stellte Bürgermeisterin Sabine Zenker in der Sitzungsvorlage fest. Gemeint ist damit die zunehmend schwieriger werdende Entwicklung des Personenstandsrechts – insbesondere auch durch Auslandsbeteiligungen.
Schon seit dem Jahr 2007 hat die Gemeinde Enzklösterle keinen eigenen Standesbeamten mehr und lässt deshalb ihre standesamtlichen Aufgaben im Rahmen einer Personalleihe von der Stadt Bad Wildbad erledigen.
Kaum Einnahmen
Im Jahr 2021 fielen hier vier Eheschließungen, keine Geburten und zwei in der Gemeinde eingetretene Sterbefälle an. Demgegenüber gab es in Bad Wildbad 100 Eheschließungen, ebenfalls keine Geburten und 92 Sterbefälle. Wie von Bürgermeisterin Zenker zu erfahren war, hatte die Gemeinde Enzklösterle im vergangenen Jahr für Standesamtsfälle aus ihrem Bereich Einnahmen von rund 420 Euro. Diese Summe stand den an die Stadt Bad Wildbad zu zahlenden Gebühren für standesamtliche Dienstleistungen von rund 3300 Euro gegenüber.
Bedauerlich sei die Überlastung des Standesamts Bad Wildbad, die verbunden seien mit längeren Wartezeiten für über Enzklösterle laufende Eheschließungen. Teilweise wird das Heiraten im Heidelbeerdorf schon vor der eigentlichen Ehe zur Geduldsprobe – einen Termin vor dem Standesbeamten gibt es bisweilen erst nach sechs Monaten Wartezeit.
Neue Trauorte festgelegt
Besonders frappierend, wenn man bedenkt, dass die Gemeinde erst vor Kurzem neue Orte für Trauungen festgelegt hat. Wie etwa die Aussichtsplattform am Heidelbeerweg, im Kurpark, in der Festhalle, auf der Erdbeerplatte und auf der Aussichtsplattform beim Hirschpark.
Die Bestellung sogenannter Eheschließungsstandesbeamten ohne einschlägige personenstandsrechtliche Ausbildung, deren Aufgabe sich auf die Vornahme standesamtlicher Trauungen beschränkt, könnte nach Einschätzung von Bürgermeisterin Sabine Zenker zeitnahe Trauungen ermöglichen.
Damit könnte man, so Zenker, eventuelle Absagen von anfragenden Brautpaaren wegen Terminproblemen verhindern. Das wiederum wäre freilich auch im Interesse der örtlichen Gastronomie und mit einer stärkeren Nutzung der neu festgelegten Trauorte im Heidelbeerdorf Enzklösterle verbunden.