Die Ultra-Gruppierungen stören sich am Polizeieinsatz vor dem Carl-Benz-Zentrum. Die Polizei hält diesen aber für notwendig. Foto: 7aktuell/Andreas Wertner

Der Polizeipräsident Markus Eisenbraun tritt den Schilderungen der VfB-Fans und des Fanbeauftragten entgegen. Für die Polizeieinsätze bei zwei Heimspielen habe es gute Gründe gegeben. Der Konflikt hat Folgen für die Stadionallianz.

Zwischen der Polizei und einem Teil der Fanszene des VfB Stuttgart herrscht dicke Luft. Bei zwei Heimspielen ist es zu Auseinandersetzungen gekommen, die von Ultra-Fangruppierungen als Provokation seitens der Polizei dargestellt wurden. Das lässt die Polizei so nicht stehen.

 

Aufgrund der massiven Vorwürfe gegen die Einsatzkräfte allgemein und gegen den stellvertretenden Polizeipräsidenten Carsten Höfler hat die Polizei nun einen Schnitt gemacht: Sie werde vorerst die Stadionallianz aussetzen, sagt der Polizeipräsident Markus Eisenbraun auf Nachfrage unserer Zeitung. Das bedeutet: Bei den kooperativen Treffen zur Besprechung der Sicherheitslage von Polizei, Ordnungsbehörde, Clubvertretern und Hilfsorganisationen vor den Spieltagen ist die Polizei vorerst nicht mehr dabei. „Den Äußerungen von Fanseite und der Fanbetreuung zu den Ereignissen am Spieltag treten wir entschieden entgegen“, so Eisenbraun. Der Hintergrund: Es ist bei zwei Heimspielen des VfB zu Konflikten gekommen, die auch in Ermittlungsverfahren wegen Nötigung von Einsatzkräften gegen Fans mündeten. Es geht um die Anwesenheit der Polizei im Bereich des Vorplatzes des Carl-Benz-Centers. Dort trifft sich traditionell die sogenannte aktive Fanszene.

Die Polizei hatte schon beim Spiel gegen Union Berlin am 31. Oktober dort Kräfte platziert. Schon da seien die Einsatzkräfte beschimpft worden, die Fans versuchten sie wegzuschicken. Es habe sich nur um vier Beamte gehandelt. „Wenn das für Fans schon eine massive Provokation ist, dann habe ich damit meine Probleme“, sagt der Polizeipräsident. Die Einsatzkräfte seien dort positioniert gewesen, weil in dem Bereich immer wieder kleinere Straftaten vorgefallen seien – vom Fanschalraub bis zu Körperverletzungen. Beim Spiel gegen Borussia Dortmund am vergangenen Samstag war das Kräfteaufgebot größer, denn die Polizei klassifiziert Begegnungen der Stuttgarter mit den Dortmunder Fans als Hochrisikospiel. Wieder sei die Polizei angegangen worden. „Ihr habt hier nicht zu stehen“, habe es geheißen. Auch der Fanbeauftragte des VfB, Christian Schmidt, soll sich dieser Meinung angeschlossen haben. Am Ende setzte es elf Platzverweise für Fans, die sich aus Sicht der Polizei aggressiv verhalten hatten. Da Beamte Gespräche hörten, dass die Fans sich umziehen würden, um dann unbemerkt wieder zum Stadion zu kommen, schaltete die Polizei einen Bereitschaftsrichter ein; der ordnete Gewahrsam an. In einem Schreiben auf der Homepage des Commando Cannstatt verurteilen die Fans das Vorgehen der Polizei als überzogen und provokativ, halten es für eine persönliche „Vendetta“ des Vizepräsidenten. Unterschrieben ist der Post von Commando Cannstatt 1997, Schwabensturm Stuttgart 2002, Schwaben Kompanie Stuttgart, Crew 36 Stuttgart und der Südbande Stuttgart.

Polizei attestiert den Fan-Gruppierungen ein Werteproblem

Dies brachte das Fass für die Polizei zum Überlaufen. „Wenn allein unsere Anwesenheit als Provokation verstanden wird, hat der Fußball ein Werteproblem“, sagt Eisenbraun über das Verhalten, das er als „Macht- und Territorialansprüche“ bezeichnet. Die Polizei wegschicken zu wollen, nennt er den „wiederholten Versuch einer Machtdemonstration im öffentlichen Raum. Das taktische Konzept der Polizei wird sich weiterhin an Fakten orientieren, und dieses werden wir professionell umsetzen.“ Die Polizei hat dem VfB gegenüber ihren Standpunkt klargemacht. Der VfB äußert sich auf Anfrage nicht zu den Vorgängen, auch nicht der Fanbeauftragte Christian Schmidt. Man habe aber auf einen Brief der Polizei reagiert und sei im Austausch, so ein VfB-Sprecher.