Stadtarchivar Carsten Kohlmann bei seinem Vortrag bei den Senioren in Waldmössingen. Foto: Roth

Historiker Carsten Kohlmann sprach bei den Senioren in Schramberg-Waldmössingen über das Thema „Monsignore Erich Endrich (1898 – 1978) – Ein Leben für die ‚Heilige Kunst’ seiner Heimat“. Aber Endrich war auch in einem anderen Bereich ein Vorreiter.

. Mit seiner Präsentation rief Kohlmann den bedeutendsten katholischen Geistlichen in Erinnerung, den Waldmössingen im 20. Jahrhundert hervorgebracht hat, insbesondere durch seine Bedeutung als Vorsitzender des Kunstvereins der Diözese Rottenburg über fast vier Jahrzehnte.

 

Das Elternhaus von Erich Endrich in der Heimbachstraße 54 ist in Waldmössingen bis heute nahezu unverändert erhalten geblieben. Sein Vater, der von dem Priester und Naturheilkundigen Sebastian Kneipp (1821 – 1897) ausgebildete Heilpraktiker Alois Endrich (1868 – 1965), hatte sich zunächst 1895 in Heiligenbronn niedergelassen, zog aber 1899 mit seiner Familie nach Waldmössingen.

Einige Gäste des Seniorennachmittages haben den legendären „Doktor“, wie er in Waldmössingen und Umgebung genannt wurde, in ihrer Kindheit und Jugend noch erlebt. Im Wohngebiet Schuhhäusle hält die „Alois-Endrich-Straße“ die Erinnerung an ihn wach.

In Aichhalden „verewigt“

Sein Sohn Erich Endrich war schon als Kind von Religion und Kunst beeindruckt. Prägend wurde für ihn im Jahr 1908 im Kinderheim in Heiligenbronn im Waldachtal, eine Begegnung mit dem Pater Willibrod Verkade (1868 – 1946) von der Kunstschule des Klosters Beuron im Donautal, der damals die Hauskapelle ausmalte – und dabei auch Erich Endrich als eine der „klugen Jungfrauen“ verewigte.

Nach Froneinsatz und Gefangenschaft im Ersten Weltkrieg studierte Endrich katholische Theologie in Tübingen und belegte zudem kunstgeschichtliche Lehrveranstaltungen. In den 1920er-Jahren engagierte er sich dafür, die christliche Kunst für die Moderne zu öffnen.

Führender Denkmalpfleger

1929 wurde er Stadtpfarrer in Buchau am Federsee und profilierte sich als führender Denkmalpfleger und Kenner der Kirchenkunst in Schwaben. 1937 wählte man ihn an die Spitze des Kunstvereins der Diözese Rottenburg. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tod im Jahr 1978 aus. Für sein außergewöhnliches Lebenswerk erhielt Endrich zahlreiche kirchliche und weltliche Auszeichnungen, darunter die Titel „Monsignore“ und „Päpstlicher Ehrenprälat“ sowie das Bundesverdienstkreuz und die Ehrenbürgerschaft der Stadt Buchau.

Von Schwester unterstützt

Über Jahrzehnte unterstützte ihn seine Schwester Anna (1899 – 1982) als Pfarrhaushälterin. Sie selbst hat sich mit ihrem 1960 geschriebenen Buch „Die Zunft und ihre Zeit in Buchau am Freien Federsee“ ebenfalls einen Namen gemacht. Sie kehrte nach dem Tod ihres Bruders nach Waldmössingen zurück.

In der dem Vortrag anschließenden kurzen Diskussion kam von einem Zuhörer noch der Hinweis, dass vor rund 50 Jahren Endrich in Bad Buchau die erste „Narrenmesse“ zelebrierte, ein Novum in der ganzen Region. Damals ein fast ungeheuerlicher Vorgang, Narren im Häs in der Kirche und zum Schluss zu den Klängen der Musikkapelle den Narrenmarsch singend. Die Narrenwelt stand Kopf und die Meinungen darüber gingen zunächst weit auseinander.

Kohlmann durfte für seinen interessanten und mit Fotos unterlegten Vortrag viel Lob und Beifall entgegennehmen. Selbst den Alt-Waldmössingern war manches nicht bekannt.

Nach einer kleinen Pause spielte Horst Erath im zweiten Teil des Nachmittags in schon gewohnter Weise mit seinem Akkordeon zur Unterhaltung und zum Mitsingen auf.

Karl Roth sprach nach seinem Dank die Einladung für den Adventlichen Nachmittag am Dienstag, 3. Dezember, aus.