In einem der weiten Kriegsgräber-Felder beim Haupteingang des Pforzheimer Hauptfriedhofs ist die letzte Ruhestätte des im Ersten Weltkrieg gefallenen Johann Husson aus Neuweiler – einem mit der Calwer Kreisgemeinde gleichnamigen Ort – zu finden. Foto: Schabert

Viele Pforzheimer und Gäste der Goldstadt nutzen dort den Hauptfriedhof mit 50 Kilometer langem Wegenetz für einen Spaziergang und tauchen dabei in die Geschichte ein.

Neuweiler - Die einen genießen einfach die Natur mit alten Baumbeständen und gepflegten Anlagen. Manche lockt die Architektur der Friedhofsgebäude im Stil der florentinischen Renaissance mit historischem Grabstein-Museum im Wandelgang. Künstlerisch gestaltete Gedenksteine, Gräber Prominenter oder die Namen und Herkunftsorte Gefallener beider Weltkriege sind für andere interessant. Auf einem der Kriegsgräber ist zu lesen: "Johann Husson, Neuweiler".

Um es vorweg zu nehmen: Bei dem über den Jahreszahlen 1886-1914 Genannten handelt es sich wohl um keinen gleich im ersten Kriegsjahr Gefallenen aus dem Nordschwarzwald. Der Name taucht dort nicht auf. Es gibt eben eine ganze Reihe Dörfer, die so heißen. Vor rund einem Vierteljahrhundert wollte ein betagtes Paar im Urlaub in Neuweiler heiraten, aber eben nicht im heimischen. Die über 80-Jährigen, die später das Standesamt im Schwarzwald mit einer Postkarte von der Weiterreise nach Italien grüßten, kamen aus dem zu Sulzfeld nahe Saarbrücken gehörenden Teilort Neuweiler.

Zweig hat sich ausgebreitet

Der Forscher Helge Hussong hat 1982 in Untersuchungen über "die saarpfälzische Hugenottenfamilie Hussong und ihre Verbreitung im Bliesgau" festgestellt, dass seine Vorfahren 1665 bei der Mimbacher Glashütte nachzuweisen sind. Der Zweig ist in dieser Gegend geblieben und hat sich ausgebreitet. Dazu könnte, wenn auch geringfügig anders geschrieben, auch Johann Husson gehört haben. Seiner ist der eigentliche, original französische Familienname. Davon abgeleitet seien in Deutschland außer Hussong noch Hussung, Heusohn sowie Hüsson, dazu weitere Schreibweisen in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und den USA. 500 Einträge des Namens stellte Helge Hussong in Deutschland, gar 12 500 in Frankreich fest. Allein 70 Prozent von Letzteren hat er in Lothringen entdeckt.

Einige Verwechslungen

Außer dem saarländischen gibt es noch eine ganze Reihe weitere Neuweiler, so den Ortsteil von Weil im Schönbuch. Da hat es mit dem Neuweiler am Teinach-Ursprung aufgrund der räumlichen Nähe mit dem im Kreis Böblingen schon Verwechslungen gegeben. Im Rathaus erinnert man sich, wie – als man noch ohne Navi unterwegs war – ein verzweifelter Lastzug-Lenker ins Büro kam. Er suchte eine im Ort nicht vorhandene Straße, um die Lkw-Britsche und den Hänger mit Sand auf einer Baustelle abzukippen. Darauf wartete man im Nachbarkreis. An die Fehlfahrt aus dem Rheintal musste er 50 Kilometer dranhängen. Dann wäre da im heutigen Frankreich das 350-Einwohner-Dörfchen Neuviller-la-Roche, das bis 1961 Neuwiller hieß. Vielleicht wurde dieses gelegentlich mit dem gleichnamigen, gut 100 Einwohner größeren bei Mulhouse verwechselt und hat deshalb den Namen geändert.

Namensvetter im Kreis Calw

Beide hießen einst ganz normal Neuweiler wie auch ein dritter Ort dieses Namens auf der anderen Rheinseite. Die heutige Gemeinde Neuwiller-lès-Saverne besuchten vor vielen Jahren einmal die Räte und Gemeindemitarbeiter aus dem Schwarzwald im Rahmen eines Jahresausflugs. Der Ort in den Nordvogesen hat mit dem Namensvetter im Kreis Calw noch manches – außer in einem Naturpark zu liegen – gemeinsam: So waren beide im 15. Jahrhundert Amtsorte und beide Dörfer sind heute mit etwa 1000 Einwohnern ungefähr gleich groß. Das heute französische Neuweiler verfügt allerdings über zwei Alleinstellungsmerkmale: eine alte Abtei und das Mausoleum vom mit dem Marschallstab ausgezeichneten General Henri Clark (1765-1818). Napoleons General war irischer Abstammung und zog sich nach dessen Niederlage in die Gemeinde 20 Kilometer nordwestlich von Straßburg zurück.

Kumpel suchen in Calmbach Erholung

Allein drei weitere Neuweiler sind in Baden-Württemberg bei Albstadt, Heiligenberg und Niederstetten zu finden. Ebenfalls ein Neuweiler gehört zu 21 Gemeindeteilen des nur etwas mehr als 2800 Einwohner zählenden Städtchens Schillingsfürst im mittelfränkischen Landkreis Ansbach in Bayern. Den weitesten Weg aus dem Schwarzwald hat mit 400 Kilometern, wer Neuweiler in Nordrhein-Westfalen besuchen will. Aber vielleicht besteht gerade in den 200-Einwohner-Stadtteil von Alsdorf im Kommunalverband "Aachener Städteverbund" doch manche vor Jahrzehnten geknüpfte Verbindung aus dem hiesigen Raum. In den 1920er-Jahren bauten Bergleute dieses Neuweiler an der Markungsgrenze zu dem Bergbaustädtchen Baesweiler auf. Ganze Scharen Kumpel von dort suchten in Calmbach Erholung. Sie trafen sich am bis heute danach benannten Baesweiler Eck am Waldrand bei der engen Brücke.