Hinter dem Sitz der Kiefer Luft- und Klimatechnik an der B 27 will VW bauen. Foto: Peter Petsch

Die Flächen an der Automeile Heilbronner Straße werden rar. Citroën zieht mit einer Niederlassung an die Pragstraße. Der Druck auf kleine Händler wächst.

Die Flächen an der Automeile Heilbronner Straße werden rar. Citroën zieht mit einer Niederlassung an die Pragstraße. Der Druck auf kleine Händler wächst.

Stuttgart - Die als Autohaus-Meile bekannte Heilbronner Straße soll in den nächsten zwei Jahren weiteren Zuwachs erhalten. Der Volkswagen-Konzern hat sich mit der auf Lüftungstechnik spezialisierten Kiefer-Holding auf einen langfristigen Erbpachtvertrag für ein 16.500 Quadratmeter großes Grundstück geeinigt.

Die Wolfsburger, die sich auf dem Weg zum weltweit größten Autohersteller sehen, werden an der Heilbronner Straße 380 eine weitere Niederlassung bauen. Dafür werden rund 30 Millionen Euro investiert. Insgesamt sollen in den Ausbau der Stuttgarter Häuser in Wangen und Vaihingen 50 Millionen Euro fließen. In der Summe ist der abgeschlossene Kauf des Degerlocher Hauses enthalten.

Bei VW zeigt man sich erleichtert und stolz, im Rennen um eine der letzten Bauflächen die Nase vorn gehabt zu haben. Vorn heißt in diesem Fall: vor BMW. Die Bayern residieren mit einer repräsentativen Niederlassung in Vaihingen, wo Kunden auch den Mini wählen können. Im Norden sieht sich der Premiumhersteller an der Pragstraße inzwischen so beengt, dass von München aus Neubaumöglichkeiten in Stuttgart sondiert werden. Mit dem Coup von VW sind die Chancen auf eine attraktiv gelegene Fläche im Norden gesunken. Das ist besonders schmerzlich, weil Mercedes sein Forum an der Heilbronner Straße (Neu- und Gebrauchtwagen) um eine Niederlassung erweitern wird. Das Kiefer-Grundstück liegt schräg gegenüber. BMW hätte hier einen Nadelstich gegen Daimler setzen können.

Kiefer-Areal lange blockiert

Besonders exponiert ist die Fläche von Porsche direkt am Pragsattel. Die von VW geschluckten Sportwagenbauer haben die Brache ein weiteres Jahr als Parkplatz an Audi vermietet. Der mehr als 45 Millionen Euro teure Neu- und Umbau der Ingolstädter an der Heilbronner Straße ist noch nicht abgeschlossen. „Ende 2014 werden wir in Sachen Grundstück weiter überlegen, das ist für uns keine vordringliche Baustelle“, sagt Porsche-Sprecher Eberhard Scholl.

Das Kiefer-Areal an der innerstädtischen B  27 im Stadtteil Feuerbach war lange blockiert. 2009 hatte die Praktiker-Gruppe mit dem Ableger Max Bahr einen Baumarkt mit 11.000 Quadratmeter Verkaufsfläche angekündigt. Die Pläne waren Ende 2012 genehmigt worden. Dann kam die Praktiker-Insolvenz. „Wir haben jetzt die Unterschrift des Insolvenzverwalters, das Grundstück gehört wieder uns“, sagt Lothar Kiefer, Geschäftsführer der gleichnamigen Holding. Die Gläubigerversammlung am 7. Februar muss der Rückabwicklung des Pachtvertrages noch zustimmen, was als Formsache gilt.

Die großen Neubauten der werkeigenen Niederlassungen bringen kleinere Markenhändler unter Druck, denn die Investitionen in pompöse Immobilien sind kaum zu erwirtschaften. „Das Geschäft wird härter, auch wegen der Internet-Angebote, die einen brutalen Preiskampf entfachen“, sagt Wolfgang Stierle. Er wird sein Honda-Haus an der Pragstraße 138 in wenigen Monaten „sehr langfristig“ an Citroën vermieten und sich mit den beiden Töchtern auf das Stammhaus in Plieningen (Honda, Suzuki) konzentrieren und dort umbauen. Die Franzosen verlagern ihre Niederlassung aus ebenfalls angemieteten Räumen in der Neckarstraße an die Pragstraße und werden damit Nachbar von BMW.